Leitartikel

„Corona-Abwehr mehr als ein Wirtschaftsfaktor“

Corona-Abwehr mehr als ein Wirtschaftsfaktor

Corona-Abwehr mehr als ein Wirtschaftsfaktor

Apenrade/Aabenraa
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Von der Eindämmung der Corona-Pandemie hängt die heimische Wirtschaft entscheidend ab. Doch das Gelingen dieser internationalen Aufgabe ist mehr als ein Beitrag zur Wirtschaftsförderung, meint Nordschleswiger-Redakteur Volker Heesch.

Zum Wochenende hat das statistische Amt Dänemarks, „Danmarks Statistik“, neue Zahlen zur Entwicklung der Lage auf dem Arbeitsmarkt veröffentlicht. Beschäftigungsminister Peter Hummelgaard (Sozialdemokraten) hat sicher nach den jüngsten Negativschlagzeilen der Regierung Frederiksen gerne das Plus von 10.000 Beschäftigungsverhältnissen innerhalb eines Monats kommentiert. Vor allem auch die Angaben, dass nach dem dramatischen Einbruch zu Beginn der Corona-Krise die Zahl der gestrichenen Arbeitsplätze fast wieder durch Neueinstellungen aufgewogen werden konnte.

Interessant ist, dass der Minister an seine Landsleute appelliert, sie sollten aktuell gezielt dänische Waren kaufen, um damit Arbeitsplätze in Dänemark zu sichern. In Nordschleswig kann man das vielleicht so interpretieren, dass wir die Weihnachtsgeschenke nicht bei internationalen Versandhändlern bestellen sollten, sondern lieber die in vielen unserer Dörfer und Städte schon ausgedünnte Geschäftswelt unterstützen, für die dortigen Jobs – und damit wir nicht eines Tages ganz von Internetshops abhängig sind. Allerdings sind das auch nicht gerade Aussagen im Sinne einer Handelsnation wie Dänemark, die traditionell sehr viele Produkte von modernsten Arzneimitteln bis zum Käse exportiert und ohne Ausfuhren den eigenen Wohlstand nicht behaupten könnte.


Klar ist, dass  es in der Wirtschaft auf die Stimmungslage ankommt. So ist es auch erfreulich, dass Wirtschaftsverbände wie Dansk Industri sich mit Aussagen melden, dass viele Branchen besser als zunächst befürchtet durch die Corona-Krise gekommen sind.

Auffällig ist aber, wie wenig sich die Politik in Dänemark aktuell dafür interessiert, wie sich die Corona-Krise im übrigen Europa oder weltweit entwickelt. In vielen Staaten, die auf der Liste der wichtigsten Handelspartner Dänemarks weit oben stehen, gibt es einen starken Anstieg bei der Zahl der Corona-Infektionen. Auch in Deutschland sieht es in vielen Landesteilen nicht gut aus. Erfreulicherweise sinken die Infektionszahlen in Schleswig-Holstein aktuell deutlich, dass sogar wieder Aussicht darauf besteht, dass wenigstens das nördlichste deutsche Bundesland von den dänischen Behörden nicht mehr als Risikogebiet einstuft wird. Aber leider hat sich die Situation nördlich der Grenze weiter zugespitzt, dass aktuell nicht in Sicht ist, dass unsere südlichen Nachbarn zum Einkaufen, zu Besuch oder als gern gesehene Urlauber einreisen dürfen.

Beschäftigungsminister Hummelgaard hat in seine Äußerungen zur Entwicklung des Arbeitsmarktes einen Satz eingefügt, dass die Gewerbeaufsicht landesweit verstärkt kontrollieren werde, ob dort die Hygiene-Bestimmungen eingehalten werden, um eine Covid-19-Ausbreitung während der Arbeit zu unterbinden. Alles, was auf dem Gebiet der Unterbindung der Corona-Infektionen unternommen wird, hänge unlöslich auch mit der Wiederaufrichtung der Wirtschaft zusammen. Abgesehen davon, dass im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie nie das große Leid vergessen werden darf, das viele Erkrankte und ihre Angehörigen bei schweren Verläufen erleiden, sollte der Hinweis des Ministers gerne auf viele weitere gesellschaftliche Bereiche neben den Arbeitsplätzen weitergereicht werden: Eine Eindämmung der Pandemie muss gelingen. Mit hoffentlich bald zur Verfügung stehenden Impfungen, durch diszipliniertes Einhalten der Vorschriften des Infektionsschutzes und durch konsequente Zurückweisung von fahrlässigen Initiativen, die die Konzepte zur Eindämmung der Pandemie untergraben.

Gerade hier im deutsch-dänischen Grenzland mussten wir im Frühjahr erleben, wie schnell negative wirtschaftliche Konsequenzen über eine auf Exportwirtschaft, Tourismus und Handel angewiesene Region hereinbrechen können. Wünschen können wir uns, dass die dänische Regierung bei der längst noch nicht bewältigten Corona-Krise mehr über den eigenen Tellerrand blickt und sich stärker auch auf EU-Ebene im Anti-Corona-Einsatz engagiert.

Denn kein Land wird die globale Krise im nationalen Alleingang oder durch Abschottung umschiffen können. Das gilt auf dem Gebiet der Entwicklung von Impfstoffen ebenso wie beispielsweise beim gemeinsamen EU-Programm zur Sanierung der krisengeschüttelten Wirtschaft auf dem Kontinent.

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