Leitartikel

„Nordschleswig braucht eine starke Bank“

Nordschleswig braucht eine starke Bank

Nordschleswig braucht eine starke Bank

Nordschleswig/Sønderjylland
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Bankchefin Karen Frøsig mag den Machtkampf gegen eine Minderheit im Aufsichtsrat gewonnen haben, aber die Herausforderungen der Sydbank sind immer noch die Gleichen, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

Es gab Jahre, da gab es immer wieder Wirbel um die Sydbank. Es waren die wilden 80'er und 90'er Jahre, als die Sydbank zahlreiche kleine und mittelgroße Banken übernahm, aber auch selbst zwischendurch in große Schwierigkeiten geriet. In den letzten Jahren ist dagegen Ruhe eingekehrt am Apenrader Peberlyk – bis vorige Woche, als es hochdramatisch wurde und vier Mitglieder den Aufsichtsrat der Bank verließen.

Der frühere Nationalbankdirektor Torben Sørensen hätte auch bis zur Generalversammlung im Frühjahr warten können, aber der Aufsichtsratsvorsitzende hat seiner Entscheidung Nachdruck verliehen. Selbst sind er und die übrigen Aufsichtsratsmitglieder zwar an die Verschwiegenheitspflicht gebunden, doch es steht außer Frage, warum sie gegangen sind: Die Sydbank ist, wie andere Banken auch, unter Druck. Das lange währende Niedrigzinsniveau begrenzt die Einnahmemöglichkeiten und gleichzeitig sind die Kosten gestiegen. Zudem ist zu erwarten, dass die Abschreibungen sich in den kommenden Jahren wieder normalisieren werden. Also kommen auch hier höhere Ausgaben auf die Bank zu.

Grund genug für Torben Sørensen und Co. einzuschreiten und im Namen der Aktionäre – den Eigentümern der Bank – Maßnahmen zu fordern: Wenn die Einnahmen ausbleiben, müssen die Kosten logischerweise reduziert werden. Die Alternative ist, sich nach einem neuen Fusionspartner umzusehen, und die Selbstständigkeit aufzugeben. Also nicht mehr die Sydbank zu sein.

Außerdem hatten die vier Abtrünnigen auch das Vertrauen in Bankchefin Karen Frøsig verloren. Die Sydbank-Aktie ist in den vergangenen zwei Jahren von einem Kurs um die 260 auf etwa 100 gefallen. Frøsig musste weg.

Beides zu einschneidende Maßnahmen für die übriggebliebenen Aufsichtsratsmitglieder – darunter vier Mitarbeitervertreter. Sie haben sich für Sydbank-Klassik entschieden und wollen die nordschleswigsche Bank im jetzigen Geiste und mit den aktuellen Werten weiterführen.

In einer oft brutalen Banken- und Geschäftswelt kommt das sympathisch herüber, aber es ändert nichts daran, dass die Sydbank ihren Aktionären mehr bieten muss als bisher, denn die Herausforderungen stehen immer noch Schlange. Den Kleinkunden in Nordschleswig wird das nicht ganz so wichtig sein, aber immerhin sind 60 Prozent der Sydbank-Aktien in ausländischen Händen bei großen Kapitalverwaltern. Die werden sich zunächst freuen, dass der Aktienkurs nach dem Ärger um 20 Prozent gestiegen ist – aber das hängt vor allem mit der Erwartung zusammen, dass Frøsig und der neu zusammengesetzte Aufsichtsrat nun handeln und Ergebnisse liefern müssen.

Sonst wird Karen Frøsigs Name bald nochmal aus dem Hut gezogen. Sie mag den Machtkampf gegen Torben Sørensen gewonnen haben, aber damit ist sie nicht aus dem Schneider. In Nordschleswig sind die Erwartungen an die Großbank ebenfalls gestiegen, denn zum ersten Mal seit vielen Jahren wird die Selbstständigkeit der Sydbank infrage gestellt. Gute Ergebnisse sind ein Garant für eben diese, und Nordschleswig braucht eine starke, regionale Bank mit nationaler Reichweite. Mit oder ohne Frøsig an der Spitze der Sydbank.

 

 

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