Deutsche Minderheit

Mit dem Büchereiwesen seit 25 Jahren verbunden

Mit dem Büchereiwesen seit 25 Jahren verbunden

Mit dem Büchereiwesen seit 25 Jahren verbunden

Karin Friedrichsen
Karin Friedrichsen Journalistin
Apenrade/Aabenraa
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Bibliotheksassistent Hans Jensen wurde am 1. November 1996 beim Büchereiwesen der deutschen Minderheit angestellt. Foto: Karin Riggelsen

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Bibliotheksassistent Hans Jensen ist über die Digitalisierung zu einer Festanstellung in der Zentralbücherei der deutschen Minderheit in Nordschleswig gekommen. Für den 65-jährigen Apenrader wäre es denkbar, über das reguläre Rentenantrittsalter hinaus zu arbeiten.

Bibliotheksassistent Hans Jensen ist seit 1. November 1996 beim Verband Deutscher Büchereien Nordschleswig angestellt. Der 65-jährige Apenrader begann seine Tätigkeit mit einem befristeten Arbeitsvertrag. Der Vertrag wurde mehrmals verlängert und 2003 in eine Festanstellung umgemünzt. Für den Jubilar sind die 25 Jahre wie im Flug vergangen.

Hans Jensen ist unter anderem in der Ausleihe und Rücknahme von Büchern und Medien tätig. Foto: Karin Riggelsen

Deutscher Arbeitgeber seit 1984

Hans Jensen stammt aus Behrendorf (Bjerndrup) bei Tingleff (Tinglev), wo er auf einem Hof aufgewachsen ist. Jensen ist in der Mehrheitsbevölkerung groß geworden. „Wie das Leben so spielt, habe ich seit 1984 nur deutsche Arbeitgeber“, sagt er und lacht. Er hat nach dem Abschluss der 9. Klasse am IBC (International Business College, ehemals Aabenraa Købmandsskole) sein einjähriges Handelsexamen abgelegt.

Jubilar ist gelernter Bürokaufmann

„Am 1. August 1973 habe ich dann meine zweijährige Lehre als Bürokaufmann angefangen“, erzählt Jensen. Der Behrendorfer durchlief seine Ausbildung bei einer Korn- und Futtermittelfirma am Apenrader Hafen. Danach arbeitete er zwei Jahre bei einer Handelsfirma in Rothenkrug (Rødekro). Die Möglichkeit beruflicher Weiterbildung hatte Hans Jensen auch bei Anstellungen in einem kommunalen Secondhandladen in Apenrade und in der Werkstatt des damaligen Elektronikmarktes „Fona“.

„Das war eine schöne Zeit im Secondhandladen, der damals von den fünf Kommunen, die sich später zur Kommune Apenrade zusammenschlossen, betrieben wurde“, sagt Hans Jensen. Während er auf dem Recyclinghof vielfältige Arbeitsaufgaben hatte, arbeitete er bei „Fona“ ausschließlich als „Büromensch“.

Acht Jahre mit Kaugummiautomaten

Seinen ersten deutschen Arbeitgeber bekam Hans Jensen 1984. Er wurde bei einem Unternehmer aus Frankfurt am Main, der sich mit einer Firma in Schweirup (Svejrup) niedergelassen hatte, angestellt. Acht Jahre lang wartete Hans Jensen Kaugummiautomaten und erledigte Büroaufgaben für den deutschen Firmeninhaber. Dabei konnte Jensen seine Deutschkenntnisse weiter stärken. Er hatte seit Kindheit an deutsche Fernsehprogramme gesehen und in der Handelsschule die Sprachlinie besucht. „Dadurch, dass mein Arbeitgeber kein Dänisch konnte, blieb mir nichts anderes übrig, als Deutsch zu reden“, erinnert sich Hans Jensen.

Ich mag so ziemlich alle Musikrichtungen. Allzu klassisch darf es aber nicht werden. Und wenn gejodelt wird, dann bin ich weg.

Hans Jensen, Bibliotheksassistent

Callcenter in Grenznähe

1992 suchte er neue berufliche Herausforderungen in einem Callcenter in Pattburg (Padborg), wo er und seine Kollegen Bestellungen für den deutschen „Neckermann“-Konzern entgegennahmen, und die Alltagssprache war auch hier Deutsch.

Ehemalige Chefin vermittelte Kontakt zum Büchereiwesen

Nach der Schließung des Callcenters wurde Hans Jensen Ende 1995 arbeitslos. Seine ehemalige Vorgesetzte im Callcenter, die zum Büchereiwesen gewechselt war, vermittelte den Kontakt zur Bibliothek der deutschen Minderheit. Als sie krankheitsbedingt kürzertreten musste, kontaktierte der damalige Büchereidirektor Hans Walter Petersen den Behrendorfer im Herbst 1996. „Petersen rief mich an. Nach einem Vorstellungsgespräch bot er mir eine Stelle an“, so Büchereiassistent Jensen.

Hans Jensen verwaltet die Kategorie Zeitschriften und Zeitungen. „Hier im Hause haben wir etwa 56 Regalmeter mit 128 Zeitschriften im Abonnement. Mit den Filialen und den Bücherbussen haben wir insgesamt wohl um die 160 Zeitschriften“, sagt der 65-Jährige. Foto: Karin Riggelsen

EDV-Zeitalter hatte Einzug gehalten

Zum Ende der Dienstzeit von Hans Walter Petersen hatte das EDV-Zeitalter in den deutschen Büchereien seinen Einzug gehalten. Ein gemeinsames Interreg-Projekt zur grenzüberschreitenden Vernetzung der Bibliotheken im deutsch-dänischen Grenzland ermöglichte die Finanzierung der IT-Grundausstattung und Erfassung des Medienbestandes. „Ich habe am 1. November 1996 in einer sogenannten Verknüpferstelle angefangen“, blickt Jensen zurück. Die erste Anstellung war auf sieben Monate befristet. Im Mai 1997 wurde der Arbeitsvertrag um weitere sieben Monate verlängert. „Aber Hans Walter Petersen kam schon einige Monate vor Ablauf der Frist zu mir und sagte, dass das Büchereiwesen mich behalten wollte“, sagt Hans Jensen und schmunzelt.

Obwohl das EU-Projekt Ende 1997 auslief, hatte sich das Büchereiwesen entschieden, die Stelle von Hans Jensen aus eigenen Mitteln zu finanzieren. „Petersen wusste, dass wir nicht auf die Schnelle fertig wurden mit dem Verknüpfen (Digitalisieren, red. Anm.). Deswegen bot er mir die Stelle an, bei der ich mich nach wie vor nur mit dieser Aufgabe beschäftigen sollte. Und dann sind sie mich nicht mehr losgeworden“, lacht Hans Jensen.

Von einer Bücherei in die nächste

„Die ersten Jahre meiner Dienstzeit habe ich nur verknüpft. Man kann sagen, das war der einleitende Schritt, eine Bedingung dafür, dass die offenen Büchereien zu einem späteren Zeitpunkt machbar wurden“, unterstreicht Jensen: „Hier im Haus heißt es verknüpfen, aber es ist digitalisieren.“

Zunächst digitalisierte Hans Jensen die Medien der Zentralbücherei. Nachdem Nis-Edwin List-Petersen 1999 die Leitung der Bücherei übernommen hatte, wurde beschlossen, die Filialen und Fahrbüchereien durch den Digitalisierungsprozess gehen zu lassen. „Im März 2000 fing ich in Hadersleben an. Im Sommer 2003 war ich in Tingleff fertig. Dann hatte ich sie alle durch.“

Das Büchereiwesen betreibt außer der Büchereizentrale und Zentralbücherei in Apenrade Standorte in Hadersleben (Haderslev), Sonderburg (Sønderborg), Tingleff (Tinglev) und Tondern (Tønder). Des Weiteren fährt der Büchereiverband mit zwei Bücherbussen über Land.

Deswegen bot er mir die Stelle an, bei der ich mich nach wie vor nur mit dieser Aufgabe beschäftigen sollte. Und dann sind sie mich nicht mehr losgeworden.

Hans Jensen, Bibliotheksassistent

Jubilar nähert sich dem Rentenalter

Als sich im Sommer 2003 Jensens Arbeit dem Ende zuneigte, bestellte der Büchereidirektor ihn in sein Büro. Jensen fürchtete eine Kündigung, stattdessen bot ihm List-Petersen eine vakant gewordene Anstellung als Büchereiassistent an. Hans Jensen freute sich, denn er arbeitet sehr gerne beim Büchereiwesen. „Es ist ein sehr guter Arbeitsplatz, weil wir Kollegen untereinander und die Geschäftsleitung gut miteinander können. Man hat mit vielen Lesern zu tun. Das finde ich gut. Erst mal bin ich bis zum Jahreswechsel 2022 hier. Zu dem Zeitpunkt könnte ich in Rente gehen. Ich wäre möglicherweise geneigt zu verlängern, wenn mein Arbeitgeber interessiert ist“, sagt Hans Jensen. 

Der Bibliotheksassistent hat ein Faible für Zeitschriften

Die Leser bedienen der Assistent und das Bücherteam telefonisch, per E-Mail und physisch vor Ort in der Zentralbücherei. Hans Jensen liest gerne, aber es sind nicht Bücher, sondern Zeitschriften, die seine Beachtung finden. Dabei interessieren ihn vorwiegend geschichtliche und naturwissenschaftliche Themen. Er verwaltet im Übrigen neben anderen anfallenden Aufgaben, wie beispielsweise Verbuchung und die aktuelle Wartung der Homepage, die Kategorie Zeitschriften und Zeitungen: „Hier im Hause haben wir etwa 56 Regalmeter mit 128 Zeitschriften im Abonnement. Mit den Filialen und den Bücherbussen haben wir insgesamt wohl um die 160 Zeitschriften“, erläutert Hans Jensen und ergänzt, dass insbesondere Zeitschriften, die sich an Do-it-yourself-Interessierte wenden, sich großer Beliebtheit erfreuen.

„Diese Kategorie ist eigentlich immer gut gegangen. Ich finde aber, dass die Leute in Verbindung mit der Corona-Krise andere Gewohnheiten bekommen haben. Man merkt, dass die Leser mehr zu Hause waren und Zeitschriften, die sich mit kreativen Themen beschäftigen, erfreuen sich noch größerer Nachfrage“, sagt Jensen.

In seiner Freizeit ist Hans Jensen leidenschaftlicher Funkamateur. Foto: Karin Riggelsen

Das „Landei“ fasste Fuß in der Fördestadt

Hans Jensen, der allein lebt, bezeichnet sich selbst als „Landei“. 2013 entschloss er sich trotzdem zum Umzug aus dem Flecken Hünningholm (Hyndingholm) zwischen Rapstedt (Ravsted) und Osterhoist (Øster Højst) nach Apenrade. „Ich habe immer gesagt, dass mein Wohnort nicht größer werden darf als Apenrade“, verrät Jensen.

Funkamateur seit 1983

Hans Jensen ist Funkamateur mit Leib und Seele. Amateurfunk bietet seit 1983 für ihn eine faszinierende und sinnvolle Freizeitbeschäftigung. Unter seinem Rufnamen OZ1KFQ erreicht er Gleichgesinnte über Landesgrenzen hinweg. Seit Jensen in einem Apenrader Wohnblock lebt, hat er seine Funkroutine ändern müssen. Mit den Eltern war er 1973 vom Hof in ein Haus nach Behrendorf verzogen. Dieses Haus übernahm er nach dem Tod der Eltern in den 1990er Jahren.

Je weiter, desto besser

In Behrendorf konnte er sein Funkhobby voll auskosten mit einer langen Antenne. In Hünningholm, wo er von 2007 bis 2013 lebte, und jetzt in Apenrade spielt sich das Hobby meistens im Internet ab. „Ich arbeite an gewissen Möglichkeiten. Ich darf keine Antenne montieren auf dem Rasen oder am Wohnblock. Aber ich könnte eine auf den Gartentisch stellen, denn ich habe einen Balkon. Magnetische Antennen gibt es auch als Tischmodelle. Als Funkamateur experimentiert man die ganze Zeit“, verrät Jensen eines seiner Zukunftsprojekte.

Statt den Funk anzumachen und die Antenne auszurichten, um ein Signal einzufangen und Verbindung zu schaffen mit Gleichgesinnten, tritt er nun mit mithilfe eines Computerprogramms mit Funkamateuren in Verbindung. Je weiter, desto besser, findet der Funkamateur, der Weltverbindungen bevorzugt. „Mein Herz schlägt für die Long-Distance-Verbindung, aber ich treffe mich auch zum Klönschnack mit Amateurfunkkameraden hier aus dem Landesteil“, so der 65-Jährige.

In seiner Freizeit hört Jensen auch gerne Musik: „Ich mag so ziemlich alle Musikrichtungen. Allzu klassisch darf es aber nicht werden. Und wenn gejodelt wird, dann bin ich weg.“

Hans Jensen feiert am 1. November sein 25-jähriges Dienstjubiläum beim Büchereiwesen. Seine Chefin, Büchereidirektorin Claudia Knauer, ist am selben Tag seit 25 Jahren im Dienst der deutschen Minderheit in Nordschleswig. Foto: Karin Riggelsen

Fühlt sich wohl in beiden Gesellschaften

Nach insgesamt 37 Jahren mit deutscher Arbeitssprache und deutscher Kultur fühlt sich Hans Jensen gleichermaßen wohl in der deutschen Minderheit und der Mehrheitsbevölkerung.

„Wie gesagt, wir sind ein gutes Team in der Bücherei. Das merkt man auch an der langen Betriebszugehörigkeit“, sagt Jensen, der seinen Ehrentag zeitgleich mit Büchereidirektorin Claudia Knauer feiert. Während Jensen am 1. November sein „Silber-Jubiläum“ beim Büchereiwesen begeht, blickt die Direktorin auf ein Vierteljahrhundert bei der Minderheit in Nordschleswig zurück. 

Büchereiwesen: Vielseitiges Angebot

Die Bücherei bietet neben den digitalen Diensten, wie die Munziger Datenbanken, die Onleihe zwischen den Meeren, für die man sich unter www.bucherei.dk registrieren kann, auch noch weitere Angebote wie beispielsweise den Online-Krimi und Vorleseaktionen auf Youtube an. In der Corona-Krise haben viele Menschen die digitalen Angebote und den besonderen „Corona-Dienst“ der Büchereien genutzt. Für Hans Jensen hat es nach wie vor einen großen Stellenwert, dass die Bücherei ein Treffpunkt ist, nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder und Jugendliche. „Das geschriebene Buch ist wichtig“, so Jensen, der es wünschenswert findet, wenn Eltern mit ihren Kindern und Kindergärten und Schulen in die Bücherei kommen, um das vielfältige Angebot zu nutzen.

„Wir sind voll integriert in das dänische Leihsystem, und unsere Hausmeister fahren zweimal die Woche nach Flensburg, um Medien auszutauschen in der Leihverkehrs- und Ergänzungsbibliothek“, preist der Jubilar das vielseitige Angebot des Büchereiwesens an.

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