Sprechkunst

Mit Sprache Bücher beleben

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Mit Sprache Bücher beleben

Luisa Wenkel
Luisa Wenkel
Apenrade/Aabenraa
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In seiner Sprecherkabine entstehen alle Aufnahmen für Alex Boltes Aufträge. Foto: Luisa Wenkel

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Ein Buch, eine Stimme und mehrere Stunden Studioarbeit. Erst vor Kurzem ist Alex Bolte nach Apenrade gezogen und übt hier seinen außergewöhnlichen Job aus. Was macht eigentlich ein Sprecher?

In einem kleinen Gebäude neben seinem Haus hat Alex Bolte sein Studio. Von dort aus arbeitet er als Sprecher. Hörbücher, Imagefilme, Werbetexte, E-Learning- und Erklärvideos spricht er von hier aus ein.

Der Raum besteht aus seinem Arbeitsplatz, an dem er seine eingesprochenen Texte redigiert und einer schalloptimierten Aufnahmekabine, in der er die Texte einspricht.

Vom Einsprechen bis zum Schneiden – Bolte macht alles selbst in seinem Studio. Foto: Luisa Wenkel

Vom Auftrag bis zum Hörbuch

 

Gewöhnlich wird Alex Bolte eine Anfrage vom Verlag gestellt, bei dem er registriert ist, und er bekommt dann ein bis zwei Seiten zugeschickt zum Probelesen. „Es ist wie ein Casting“, beschreibt er den Vorgang. Das Budget sei schon im Vorfeld abgemacht.

Man muss schon zwischen den Zeilen lesen, damit man sich in eine Rolle hineinversetzen kann.

Alex Bolte, Sprecher

Wenn er eine Zusage bekommt, wird ihm das Skript zugeschickt mit einem Rollenblatt, in dem die Figur beschrieben ist. „Man muss schon zwischen den Zeilen lesen, damit man sich in eine Rolle hineinversetzen kann.“

Mehrere Stunden Arbeit und viel Handwerkskunst stecken hinter einem Aufnahmeprojekt. Foto: Luisa Wenkel

Bolte liest das Buch meistens zweimal. Beim ersten Lesen überfliegt er es nur, damit die Handlung klar ist und er sich ein Bild von der Rolle machen kann. Das zweite Mal ist analytischer. Es wird markiert und aufbereitet, damit der Sprecher den Text auch mit Lauten untermalen kann. „Wenn im Text steht, dass die Figur lauter wird, muss ich auch lauter reden.“

Bis zum fertigen Produkt ist die Kalkulationsdauer laut Bolte 1:5. „Wenn das Hörbuch zehn Stunden dauern soll, dauert der ganze Prozess, inklusive Aufnehmen und Schneiden – 50 Stunden.“ Das Korrektorat und die Endkontrolle übernimmt seine Frau.

Unterschied zum Synchronsprecher

Der Unterschied zwischen dem 50-Jährigen und einem Synchronsprecher sei das Tätigkeitsfeld. Hörbücher seien ein anderer „Schuh“ und erforderten eine andere Herangehensweise. „Die meisten Synchronsprecher sind Schauspieler, das ist aber kein absolutes Kriterium.“

Bolte selbst ist kein ausgebildeter Schauspieler, hat aber eine Sprecherausbildung abschlossen und zahllose Workshops in seinem Berufsfeld absolviert. Auf seiner Homepage schreibt er selbst: „Ich bin wohl das, was man einen ambitioniert quereingestiegenen ,Schausprecher’ nennt.“

An seinem Arbeitsplatz schneidet Alex Bolte seine eigenen Aufnahmen. Foto: Luisa Wenkel

Der Weg nach Dänemark und die Zeit vor dem Sprechen

 

Erst vor vier Monaten ist Alex Bolte samt Familie nach Dänemark gezogen. Schon vorher habe er immer mit seiner Frau und seinen Kindern Urlaub in Dänemark gemacht, und 2019 kam dann der Gedanke auf, ins Ausland zu ziehen.

Es gibt für mich nichts Schöneres, als einem Buch Leben einzuhauchen.

Alex Bolte, Sprecher

Vorher war Alex Bolte in der Autobranche tätig und dort als „Dellen-Dr.“ bekannt. Nebenbei war er Musiker in einer Band, hatte aber dadurch wenig Zeit für seine Familie. Im Jahr 2016 ist er dann in die Sprecher-Branche eingestiegen. Momentan fährt er zweigleisig. Er arbeitet sowohl als Sprecher als auch in der Autobranche.

Die Leidenschaft für die Kunst des Sprechens war schon immer da. „Es gibt für mich nichts Schöneres, als einem Buch Leben einzuhauchen.“ Über 50 Hörbücher hat Bolte schon eingesprochen. Sein größter Traum wäre es, einen literarischen Bestseller zu vertonen oder für größere Verlage tätig zu werden.

 

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