Sprachen-Politik

Minderheit fordert mehr Deutsch in der Online-Verwaltung

Minderheit fordert mehr Deutsch in der Online-Verwaltung

Minderheit fordert mehr Deutsch in der Online-Verwaltung

Dirk Thöming
Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Wer die Anleitung nicht lesen kann, ist in Dänemarks online-Verwaltung aufgeschmissen. Foto: Scanpix

Die deutsche Minderheit in Dänemark bemängelt, dass es auf den Seiten Nem.ID und Borger.dk keine Anleitungen auf Deutsch gibt/Sprachpolitische Forderungen wurden aktualisiert

Der Hauptvorstand des Bundes Deutscher Nordschleswiger hat auf seiner Sitzung in dieser Woche die sprachpolitischen Forderungen der Minderheit von 2015 aktualisiert.

„Einige der alten Forderungen fielen weg, weil sie erfüllt worden sind, neue kamen dafür hinzu“, berichtet BDN-Kommunikationschef Harro Hallmann.

Von sieben Punkten auf der Liste der Forderungen von 2015 sind bisher drei erfüllt worden – die damit entfallen:

Die Forderung nach Aufstellung eines Autobahn-Hinweisschildes auf den Knivsberg in dänischer und deutscher Sprache ist erfüllt worden, einen Hinweis in den Krankenhäusern in Nordschleswig, dass Betreuung auf Deutsch möglich ist, gibt es ebenfalls mittlerweile, und als drittes wurde eine Broschüre erstellt, die darüber informiert, dass das Einreichen von Dokumenten in deutscher Sprache bei Behörden und vor Gericht möglich ist.

Online-Verwaltung zugänglich machen

Eine zentrale neue Forderung appelliert daran, die dänische Online-Verwaltung auch für Mitglieder der deutschen Minderheit einfacher zu machen.

„Es ist an sich sehr zu begrüßen, dass viele Verwaltungsvorgänge heute online erledigt werden können. Wir möchten aber, dass es auch für diejenigen möglich ist, die kein oder nur wenig Dänisch sprechen“, sagt Harro Hallmann. Es geht dabei konkret um die Hilfestellungen zur Errichtung eines persönlichen Logins für die dänische Verwaltung per Nem.ID. Auf der Nem.ID-Homepage wird eine Anleitung auf Englisch angeboten, nicht aber auf Deutsch.

Das gleiche gilt für „borger.dk“, wo im Hilfe-Menü auf der Titelseite ebenfalls lediglich die Möglichkeit besteht, auf Englisch umzustellen.

„Wer bei Nem.ID nicht weiterkommt, kann in Dänemark gar nichts machen“, konstatiert Harro Hallmann.

Die Forderungen nach sprachlicher Barrierefreiheit werden sowohl mit Blick auf Neuzuzügler in der Minderheit gestellt, als auch auf langjährige Mitglieder. „Es ist nicht so, dass jeder in der Minderheit Dänisch spricht“, so Hallmann. Als „Nebeneffekt“ sei es natürlich auch für alle anderen Deutschen in Dänemark, etwa Grenzpendler, eine Hilfe, wenn die Online-Verwaltung in größerem Umfang auf Deutsch zugänglich sei.

Zwei weitere Punkte, die bereits öfter angesprochen wurden, sind in den „sprachpolitischen Forderungskatalog“ der Minderheit, der bis 2020 abgearbeitet sein soll, neu aufgenommen bzw. neu formuliert worden: Zum einen erwartet die Minderheit staatliche Mittel zur Produktion von deutsch-dänischsprachigen Videos und aktuellen Informationen über die Minderheit, wobei von der Forderung nach deutschsprachigen Radio- und Fernsehsendungen abgerückt wurde.

Zum anderen wird – wie berichtet – gefordert, dass der Sozialdienst für Nordschleswig den Status als Freiwilligkeits-Zentrum (Frivillighedscenter) erhält, damit er offiziell für deutsche und dänische Bürger im Landesteil offen und somit förderberechtigt ist.

Sechs Sprachenpolitische Forderungen

Der sprachenpolitische Forderungskatalog des Bundes Deutscher Nordschleswiger 2019 bis 2022:

  1. Benennung von deutschsprachigen Ansprechpartnern in den Kommunen
  2. Erstellen einer Sprachstrategie für kommunale Pflegeheime für den Fall, dass es Bedarf an Betreuung auf Deutsch gibt
  3. Aufstellung zweisprachiger Ortsschilder
  4. Anerkennung der öffentlichen Bedeutung des Sozialdienstes
  5. Finanzielle Unterstützung für Videos und aktuelle Informationen auf Deutsch und Dänisch über die Minderheit
  6. Öffentliche Online-Verwaltung auch in deutscher Sprache
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