Bundespräsident bei der Minderheit

Die Minderheit für eine Stunde im vollen Fokus

Die Minderheit für eine Stunde im vollen Fokus

Die Minderheit für eine Stunde im vollen Fokus

Apenrade/Aabenraa
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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbänder waren gut gelaunt, als sie die Minderheit am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig besuchten – hier am Tisch des Deutschen Schul- und Sprachvereins gemeinsam mit dem BDN-Hauptvorsitzenden Hinrich Jürgensen, dem DSSV-Vorsitzenden Welm Friedrichsen und vier Schülerinnen und Schülern. Foto: Karin Riggelsen

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Bei einem seltenen Besuch ließen sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Staatsministerin Mette Frederiksen Sonntag vor Ort über die deutsche Minderheit informieren.

Die deutsche Minderheit in Nordschleswig hat am Sonntag gleich mehrfach hochrangigen Besuch gehabt. Allen voran Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der der deutschen Volksgruppe einen offiziellen Besuch abstattete.

Der Bundespräsident war in Begleitung seiner Frau Elke Büdenbender am Sonnabend zunächst in Kolding angekommen, wo er sich mit der dänischen Staatsministerin Mette Frederiksen getroffen hatte.

Nach einem gemeinsamen Gottesdienst mit Königin Margrethe am Sonntagvormittag, trennten sich die Wege in Apenrade, wo Königin Margrethe an der Einweihung des Genforeningsparken teilnahm, während der Bundespräsident eine knappe Stunde gemeinsam mit der deutschen Minderheit am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig verbrachte.

Viel Prominenz am DGN: Der Minderheitenbeauftragte Bernd Fabritius, die parlamentarische Staatssekretärin Michelle Müntefering, Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Frau Elke Büdenbender, Staatsministerin Mette Frederiksen und der BDN-Hauptvorsitzende Hinrich Jürgensen. Foto: Karin Riggelsen

Besuch von Königin und Bundespräsident

Die dänische Königin Margrethe und der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besuchen am Sonntag, 13. Juni, Nordschleswig anlässlich der Festlichkeiten zur Erinnerung an die Volksabstimmungen und Neuziehung der Grenze zwischen Dänemark und Deutschland im Jahre 1920, die in Dänemark als „Genforening“ (Wiedervereinigung) gefeiert wird.
 
Ursprünglich für 2020 war der Besuch der Königin geplant – im 100 Jahre zuvor nach dänischer Abstimmungsmehrheit an Dänemark abgetretenen Teil Schleswigs. Es war eine vier Tage lange Tour durch den Landesteil vorgesehen. Nun wird der Besuch an einem Tag durchgeführt – dabei besuchen die Königin und der Bundespräsident auch die deutsche Minderheit.
 
An dem Besuch nehmen auch Kronprinz Frederik und dessen Sohn Christian, die dänische Regierungschefin Mette Frederiksen und Kulturministerien Joy Mogensen sowie Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther und der Bundesbeauftragte für Minderheitenfragen, Bernd Fabritius, teil. Für den Botschafter Deutschlands in Dänemark, Detlev Rünger, war es die letzte offizielle Amtshandlung bei der Minderheit, bevor seine Zeit als Botschafter in Kopenhagen endet.
Die Kultur stellt sich vor: Dieter Søndergaard und Marion Petersen gaben dem Bundespräsidenten (und allen anderen Besuchern) ein Ständchen und klärten über die Kulturarbeit auf. Foto: Karin Riggelsen

Hauptvorsitzender: „Anerkennung unserer Arbeit“

Nach dem musikalischen Gruß des Blasorchesters des Deutschen Jugendverbandes für Nordschleswig, begrüßte der Hauptvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger, der Dachorganisation der deutschen Minderheit in Dänemark, Hinrich Jürgensen die Gäste.

„Es ist für uns eine große Freude, dass Sie heute die deutsche Minderheit besuchen. Wir sehen ihren Besuch auch als Anerkennung unserer Arbeit für ein gutes Zusammenleben im deutsch-dänischen Grenzland, und ihr Besuch unterstreicht gleichzeitig die enge Verbundenheit Deutschlands mit der deutschen Minderheit“, sagte Jürgensen und begrüßte anschließend Mette Frederiksen.

Dank für rührende Worte

„Ich möchte mich bei der Gelegenheit gerne bei dir bedanken für deine Worte vor einem Jahr auf Düppel: Auch ihr gehört zu Dänemark. Mit diesen Worten hast du richtig viele Menschen in der Minderheit gerührt. Das wärmte“, sagte der BDN-Hauptvorsitzende.

Hinrich Jürgensen bedankte sich bei den vielen freiwilligen Helfern, hier das Jugendblasorchester, die den Besuch des Bundespräsidenten erst möglich gemacht hätten. Foto: Karin Riggelsen

Jürgensen: „Kommen sie einfach wieder“

Wochenlange, minutiöse Planung war dem Besuch des Bundespräsidenten und der Staatsministerin vorausgegangen – sogar eine Generalprobe gab es. Und am Ende hat alles geklappt.

„Wir sind mit dem Besuch sehr zufrieden. Obwohl er sehr kurz war, hatten wir die Gelegenheit, unsere Botschaften loszuwerden. Der Bundespräsident und seine Frau zeigten sich sehr interessiert, und Frau Büdenbender hätte gerne noch mehr von der Minderheit erlebt. Daraufhin habe ich sie eingeladen, wiederzukommen", sagte Jürgensen nach dem Besuch.

Der Hauptvorsitzende bedankte sich bei den vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus der Minderheit, die den Besuch möglich gemacht hatten.

Als Abschiedsgeschenk gab es für die Gäste ein Nationaltrikot überreicht vom Faustballnachwuchs aus Nordschleswig. Foto: Karin Riggelsen

Informationen an drei Tischen

Nach der Begrüßung teilte sich die Delegation von Politikern in drei Gruppen auf. Diese informierten sich  dann an Stehtischen zwischen Gymnasium und Sporthalle bei bestem Wetter über die Minderheit.

Die Kulturausschussvorsitzende Marion Petersen berichtete gemeinsam mit Blaskapellenleiter Dieter Søndergaard, die Vorsitzende des Musikvereins Nordschleswig, Micky Jürgensen, sowie Bernd Jessen aus dem MVN-Chor über die kulturelle Arbeit der Minderheit.

Ob Bundespräsident, Staatsministerin oder Ministerpräsident – alle Gespräche waren sehr locker, und die Politiker zeigten sich neugierig und wissbegierig.

Die U18-Faustballer aus Nordschleswig spielten live auf der Grünfläche. Foto: Karin Riggelsen

Faustball-Live

Der Vorsitzende des Deutschen Schul- und Sprachvereins Welm Friedrichsen informierte über das Schul- und Betreuungsangebot der Minderheit, ließ aber dann vier jugendlichen Schülern (Petra Timea Harmath, Martina Lutz, Melanie Lutz und Filip Benjamin Langert) die Bühne, um über den Schulalltag im deutsch- dänischen Grenzland zu berichten.

Auf der Grünfläche neben der Sporthalle spielte die U18 des Jugendverbandes Faustball. Während sich Steinmeier mit dem Sport bereits auskannte, zeigte sich Mette Frederiksen sehr interessiert – und auch überrascht – , als sie hörte, dass die deutsche Minderheit bei internationalen Turnieren offiziell Dänemark vertritt.

Der Minderheitenbeauftragte des Bundestages, Bernd Fabritius, bekommt Informationen über den Jugendverband. Foto: Karin Riggelsen
Staatsministerin Mette Frederiksen unterhielt sich mit einem jungen Faustballer auch über EM-Fußball und den tragischen Ausfall des dänischen Stars Christian Eriksen. Foto: Karin Riggelsen

Faszinierte Frederiksen

Jugendverbandsvorsitzender Jasper Andresen, Abteilungsleiter Lasse Tästensen sowie die jungen Spieler Rune Jessen Hinrichsen, Britt Søndergaard und Thore Naujeck erklärten das Regelwerk und die Besonderheiten des Nischensports.

„Das ist aber lustig“, fand Frederiksen, die, wie der übrige hochrangige Besuch, am Ende der Veranstaltung ein Faustball-Nationaltrikot überreicht bekam.

Rektor Jens Mittag präsentierte vor dem Essen das beste Gymnasium des Landes. Foto: Karin Riggelsen
Leckeres Essen aus nordschleswigschen Zutaten Foto: Karin Riggelsen

SØMA – Sønderjysk Mad

Zuvor hatte es in der Aula des Gymnasiums ein schnelles Essen gegeben.

Rektor Jens Mittag hatte in Kurzform das beste Gymnasium Dänemarks präsentiert, während Carsten Leth-Schmidt von der Schleswigschen Partei die Gelegenheit hatte, das Wahl-Rezeptheft (SØMA - Sønderjysk Mad) der Partei vorzustellen aus dem es drei Gerichte gab:

Spargel in drei Farben, gedämpfte Hähnchenbrust mit Meerrettich und Wildkresse sowie Marschlamm mit Pfifferlingen.

SP-Vorsitzender Carsten Leth Schmidt erklärt beim Essen in der Aula des DGN den Hintergrund des Rezepthefts als Wahlwerbematerial. Foto: Karin Riggelsen
Nicht nur die freiwilligen Helfer der Minderheit hatten viel zu tun. Auch die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort – doch am Ende winkte am Imbissstand an der Schule eine Currywurst. Foto: Karin Riggelsen

Damit war der Einsatz vorbei für die vielen Helferinnen und Helfer aus der Minderheit.

Ein kurzer, aber lohnender Besuch, fanden alle, zumal der Besuch auch auf große Aufmerksamkeit deutscher und dänischer Medien gestoßen war.

Bisherige royale Besuche und Besuche von Bundespräsidenten bei der deutschen Minderheit in Nordschleswig

16. Juni 1979: Besuch von Bundespräsident Walter Scheel, Königin Margrethe kam aus diesem Anlass mit der „Danebrog“ nach Apenrade und gab einen Empfang für den Bundespräsidenten und Vertreter der deutschen Minderheit
24. Juli 1986: Besuch von Königin Margrethe und Prinz Henrik.
27. April 1989: Besuch von Bundespräsident Richard von Weizsäcker.
29. Mai 1997: Besuch von Prinz Joachim und Prinzessin Alexandra.
20. Juli 1998: Gemeinsamer Besuch von Königin Margrethe und Bundespräsident Roman Herzog
31. Juli 2008: Besuch des Kronprinzenpaares

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