Öffentlicher Personenverkehr

Seit 1947 bestehende Buslinie wird geschlossen

Seit 1947 bestehende Buslinie wird geschlossen

Seit 1947 bestehende Buslinie wird geschlossen

Paul Sehstedt
Apenrade/Aabenraa
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Apenrade ist Umsteigepunkt für Reisende, die mit der Schnellbuslinie 900X aus Sonderburg kommend weiter mit der 915X nach Esbjerg fahren wollen. Nach 72 Jahren wird die einstige Direktverbindung aus dem Fahrplan genommen, da das Fahrgastaufkommen auf 1,5 Passagiere pro Tour gesunken ist. Zum Fahrplanwechsel Ende Juni verschwindet die 915X. Foto: Paul Sehstedt

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Die durchgehende Schnellbusverbindung von Apenrade nach Esbjerg wird zum Fahrplanwechsel im Juni gestrichen. Es gibt zu wenig Fahrgäste, so die Begründung der Busgesellschaft. Eine andere Verbindung dient als Trostpflaster.

Die direkte Linienbusverbindung 915X von Apenrade über Ripen (Ribe) nach Esbjerg war in den vergangenen Jahren kein Publikumsmagnet. Daher hat sich die Verkehrsgesellschaft Sydtrafik nach Absprache mit den betroffenen Kommunen entschlossen, den Dienst auf dieser Strecke zum Fahrplanwechsel am 27. Juni einzustellen.

Neue Linie ersetzt die 915X

Ab diesem Datum wird die 915X mit der Linie 125 verschmolzen, und daraus entsteht die Neuschaffung 129, die ihre Endstationen in Ripen und Apenrade haben wird. Die Schnellbusverbindung mit Sonderburg (Sønderborg) als Ausgangspunkt und Apenrade als einer der wenigen Haltestellen vor der Ankunft in Esbjerg wurde am 1. Dezember 1949 von Statsbanernes Rutebiler ins Leben gerufen. Aber schon zwei Jahre zuvor hatte die Apenrade Linienbusgesellschaft Aabenraa Automobilselskab gemeinsam mit einigen anderen privaten Anbietern die Verbindung bis zur Domstadt eingerichtet.

„Wir bedauern, dass wir den Verkehr auf der Linie 915X einstellen müssen, doch mit einer durchschnittlichen Belegung von 1,5 Passagieren pro Fahrt ist der Betrieb wirtschaftlich nicht mehr zu verantworten“, erläutert Lotte Sternberg, Planchefin bei Sydtrafik, die Maßnahme gegenüber dem „Nordschleswiger“.

„Ist die geringe Auslastung auf die Corona-Pandemie zurückzuführen?“

„Nein, das ist nicht der Grund“, setzt Lotte Sternberg fort. „Wir haben uns die Verkehrsanalysen von 2018 sowie 2019 angesehen und auf dieser Grundlage im Herbst 2020 die Stilllegung der durchgehenden Verbindung beschlossen. Wer weiterhin mit dem Linienbus ganz nach Esbjerg fahren will, muss künftig erst mit der 129 und dann nach einem Umsteigen in Ripen mit der Linie 8C weiterreisen.“

 „Damit wird sich die Reisezeit von derzeit 1 Stunde 41 Minuten auf mindestens 2 Stunden 46 Minuten verlängern.“

„Das ist richtig, und die neue 129 wird mehr Haltestellen bekommen, um den Kundenwünschen zu entsprechen. Außerdem wird die Frequenz an Wochenenden im Vergleich zu heute verdichtet“, erklärt die Planchefin und fügt hinzu, dass auf Teilstrecken wie etwa von Toftlund nach Apenrade zu Spitzenzeiten keine Direkt- oder Entlastungsbusse eingesetzt werden.

Linie besteht seit 1947

Die historische Busverbindung zwischen Apenrade und Ripen wurde 1947 ins Leben gerufen, um den Kaufleuten der Fördestadt eine ausreichende Kundenbasis zu gewährleisten. Die zu diesem Zweck bereits 1926 gegründete Aabenraa Automobilselskab AA führte den Buslinienverkehr auf den Strecken ein, die von der 1895 gegründeten, aber 1926 stillgelegten Kleinbahn bedient wurden.

Linie war sinnvoll

Nach dem Krieg sollten Schnellbusverbindungen Fahrgäste anlocken. „Das Grenzforschungsinstitut hat festgestellt, dass sich die Bewohner in Gravenstein und Aggerschau mehr mit Apenrade als mit anderen Städten verbunden fühlten“, erzählt Erik Skifter Andersen, Mitglied des jüngsten AA-Vorstandes. „Daher machte die Linie von Ripen nach Apenrade Sinn. Ich kann mich noch daran erinnern, dass mein Vater neue Busse an die Gesellschaft verkaufte, und ich habe an Übergaben teilgenommen, obwohl ich 1947 nur sieben Jahre alt war.“

Der ehemalige Amtsbahnhof an der H.P. Hanssengade diente seit der Stilllegung der Kleinbahn 1926 als Busbahnhof, der Anfang der 1960er Jahre einem Neubau und einer Fahrbahnerweiterung der A10 zum Opfer fiel. Foto: Archiv AA, Erik Skifter Andersen

Die AA strebte Durchgangsfahrkarten nach Esbjerg an, die Fahrgäste sollten aber in Ripen umsteigen. Der Linienbusdienst der dänischen Staatsbahnen DSB, 1932 in Sonderburg landesweit erstmals aktiv, nahm am 1. Dezember 1949 die Direktverbindung zwischen Sonderburg und Esbjerg auf, die in direktem Wettbewerb mit dem Liniendienst von AA stand.

Expresslinien 

Seitdem Sydtrafik den gesamten Liniendienst in der Region Süddänemark organisiert, wurden die Expressbuslinien 900X und 915X geschaffen. Die sogenannten X-Busse fahren ohne Zwischenstopp größere Städte an. Während die 900X die Ostküstenstädte von Sonderburg bis Vejle anläuft, mussten Reisende ab Apenrade mit der 915X Richtung Westküste weiterfahren. Damit ist zum Fahrplanwechsel Schluss.

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