Thema DER WOCHE: BUNTES NORDSCHLESWIG

Sexualität: Menschen in Nordschleswig „sehr liberal”

Sexualität: Menschen in Nordschleswig „sehr liberal”

Sexualität: Menschen in Nordschleswig „sehr liberal”

Apenrade/Aabenraa
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Bürgermeister Thomas Andresen (Venstre) Foto: Kommune Apenrade

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Apenrades Bürgermeister, Thomas Andresen (Venstre), bezieht im Interview mit dem „Nordschleswiger“ Stellung zur Pride-Woche in seiner Kommune. Und räumt ein, dass er sich über das Hissen der Regenbogenfahne am Rathaus noch gar keine Gedanken gemacht hat.

Wäre sein Kalender nicht bereits prall mit anderen Terminen gefüllt, würde Bürgermeister Thomas Andresen (Venstre) zur Pride-Parade am Sonnabend in Apenrade (Aabenraa) gehen. Denn die Initiative zu einer Pride-Woche heißt er willkommen.

„Ich finde es gut, dass man den Fokus darauf richtet, dass es Unterschiede in der sexuellen Identität und dem Körperverständnis gibt. Und irgendwo gibt das Ganze ja auch einen spannenden und bunten Umzug. Übergeordnet betrachtet ist es eine gute Art und Weise, auf die Existenz von LGBT+-Personen aufmerksam zu machen“, sagt Thomas Andresen.

Gute Gelegenheit, Unterstützung auszudrücken

Und für alle, die mit LGBT+-Personen sympathisieren, sei es eine gute Gelegenheit, ihre Unterstützung zum Ausdruck zu bringen, ist sich der Bürgermeister sicher. Nicht ganz so sicher ist er sich hingegen, ob auch Personen, die sich nicht unmittelbar zugehörig fühlen, extra nach Apenrade kommen, um an einer der Veranstaltungen teilzunehmen.

Ich glaube nicht, dass irgendjemand verärgert reagieren wird, weil das Thema offen gezeigt wird.

Thomas Andresen (Venstre), Bürgermeister der Kommune Apenrade

„Ich kenne jetzt nicht den Umfang und wie groß das wird, ich denke, dass es sehr davon abhängt, wie viel es zu sehen gibt. Aber davon abgesehen ist mein Eindruck, dass Nordschleswigerinnen und Nordschleswiger sehr liberal eingestellt sind, wenn es um das Thema ‚Sexualität‘ geht. Ich glaube nicht, dass irgendjemand verärgert reagieren wird, weil das Thema offen gezeigt wird“, überlegt Thomas Andresen.

Jüngere Homosexuelle zieht es in die größeren Städte

Inwieweit sich aus der diesjährigen Initiative eine Tradition entwickelt, vermag Andresen nicht richtig einzuschätzen. Er glaubt, dass es vor allem jüngere Homosexuelle in die größeren Städte zieht. Und da die Pride-Woche von jungen Menschen organisiert wird, sieht er das Risiko, dass für künftige Veranstaltungen zunächst erst wieder Leute gefunden werden müssen, die als Initiatoren in Erscheinung treten wollen.

Kommune nicht unmittelbar in der Pflicht

Die Kommune sieht der Bürgermeister dabei nicht unmittelbar in der Pflicht. Stattdessen gelte dasselbe wie für alle anderen Interessenorganisationen auch, nämlich, dass die betroffenen Personen selbst als Initiatoren auftreten und derartige Veranstaltungen arrangieren. Das entspräche schließlich auch der Vereinstradition in Nordschleswig. Nicht alles sei eine kommunale Aufgabe, aber natürlich gäbe es die Möglichkeit, einen Antrag auf Unterstützung vonseiten der Kommune zu stellen.

Es kann ja aber auch problematisch sein, dass das überhaupt ein Thema ist, das besondere Aufmerksamkeit erfordert.

Thomas Andresen (Venstre), Bürgermeister der Kommune Apenrade

„Es handelt sich hierbei ja um aufklärerische Aktivitäten, so stelle ich mir das zumindest vor. Es kann ja aber auch problematisch sein, dass das überhaupt ein Thema ist, das besondere Aufmerksamkeit erfordert. Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass man nun mal die sexuelle Orientierung hat, die man hat, und da brauche ich nicht weiter miteinbezogen werden. Das mag vielleicht gerade für Jüngere eine Herausforderung sein, aber dafür gibt es ja Anlaufstellen, die Hilfe bieten“, gibt Thomas Andresen zu bedenken.

Regenbogenfahne am Rathaus?

Und wie sieht es mit der Beflaggung des Rathauses aus? In vielen Städten ist es zur Tradition geworden, dass der Verwaltungssitz der Kommune während der Pride-Woche oder am Tag der Parade mit der Regenbogenfahne geschmückt ist.

„Da muss ich gestehen, dass ich darüber noch gar nicht nachgedacht habe. Aber wenn wir eine Fahne beschaffen können, dann machen wir das“, sagt der Apenrader Bürgermeister.

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