Tour de France

Apenrades „roter Läufer“ ist schon quietschgelb

Apenrades „roter Läufer“ ist schon quietschgelb

Apenrades „roter Läufer“ ist schon quietschgelb

Apenrade/Aabenraa
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Der Rathaussaal war in Tour-de-France-Gelb dekoriert. Bürgermeister Jan Riber Jakobsen hebt sein TdF-Poloshirt für spätere Anlässe auf. Für den Neujahrsempfang hatte er sich für Hemd und Bürgermeisterkette entschieden. Foto: Anke Haagensen

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Beim Neujahrsempfang im Rathaus der Fördestadt wurden Geschäfts- und Vereinswelt bereits auf das Tour-de-France-Spektakel im Juli eingestimmt.

Der Läufer, der üblicherweise zu feierlichen Anlässen im Rathaus ausgerollt wird, war am Freitagnachmittag nicht rot, sondern gelb. Die Blumen auf den Tischen waren gelb. Viele Mitarbeitende des Rathauses trugen – ganz leger – gelbe T-Shirts. Die Häppchen auf dem Büfett beim Neujahrsempfang waren neben den dänischen in diesem Jahr mit franzözischen Fähnchen geschmückt.

Wer sich nicht so für Sport interessiert, der mag über diese gelblastige Dekoration verwundert gewesen sein, alle anderen werden wissen: Im Juli fährt die Tour-de-France-Karawane auf einer Strecke von 31 Kilometern durch die Kommune Apenrade. Große Ereignisse werfen bekanntlich ihre Schatten voraus.

Bürgermeister Jan Riber Jakobsen (Kons.) hatte sein gelbes T-Shirt jedoch im Schrank gelassen. Zum Sakko und zur Bürgermeisterkette, die er sich beim Neujahrsempfang übrigens zum ersten Mal offiziell umgehängt hatte, passte ein klassisches Herrenhemd dann doch besser, fand er.

Beim Neujahrsempfang treffen sich Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Vereinsleben. Es ist immer wieder eine gute Gelegenheit zum Netzwerken. Foto: Anke Haagensen

Rück- und Vorschau im Schnelldurchlauf

Der Neujahrsempfang der Kommune Apenrade ist normalerweise eine Gelegenheit für die Kommunalpolitiker, einen Rückblick auf das vergangene Jahr zu halten und den anwesenden Unternehmerinnen und Unternehmern sowie Vertreterinnen und Vertretern der Vereinswelt eine kleine Vorschau auf die bevorstehenden Aufgaben zu geben.

Der Hauptvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger, Hinrich Jürgensen (Mitte), gehörte zu den Teilnehmern am Neujahrsempfang (hier im Gespräch mit dem Venstre-Stadtratsabgeordneten Claus Bruun Jørgensen). Foto: Anke Haagensen

Rückblick und Vorschau fielen in diesem Jahr jedoch relativ kurz aus, stattdessen überließ Bürgermeister Riber Jakobsen dem früheren Radprofi Alex Pedersen das Rednerpult, dem es in Zusammenarbeit mit seinem Kompagnon Joachim Andersen durch Beharrlichkeit und guten Argumenten gelungen ist, die ersten drei Etappen der diesjährigen Tour de France nach Dänemark zu holen.

Mit einem Salut aus den Kanonen der Kronprinzenbatterie, die am Strand vor dem Rathaus beheimatet ist, wurde quasi auf ein gutes Gelingen im Jahr 2022 „angestoßen“. Foto: Anke Haagensen

Beharrlichkeit und gute Argumente

Dass das kein einfaches Unterfangen war, wurde in dem launigen Vortrag des ehemaligen Radrennfahrers deutlich. Zwischen der „verrückten Idee“ bis zum Startschuss im Juli liegen mehr als zehn Jahre.

Alex Pedersen hatte gemeinsam mit seinem „Partner in Crime“, Joachim Andersen, die Idee, die Tour de France nach Dänemark zu holen. Pedersen hätte den Tour-Start zwar persönlich gern in seine Heimatstadt Herning geholt, wo er als Zehnjähriger in den Radsportverein ging und dort vom Vater des späteren Toursiegers Bjarne Riis trainiert wurde, doch der TdF-Direktor bestand auf einen Tourstart in Kopenhagen. Foto: Anke Haagensen

Unzählige Tassen Kaffee haben Pedersen und Andersen mit Tour-Direktor Christian Prudhomme und anderen Entscheidern in In- und Ausland getrunken und haben Zigtausende Kilometer zu Lande, vielleicht auch zu Wasser, aber auf jeden Fall zu Luft zurückgelegt, um ihre Idee vor- und schließlich auch durchzubringen.

Die Häppchen auf dem Büfett waren auf dänische und französische Fähnchen gespießt. Foto: Anke Haagensen

Es habe auch einige Rückschläge gegeben, bekannte Pedersen. „Ich kann verstehen, dass die beiden früheren Versuche, die Tour de France nach Dänemark zu holen, gescheitert sind“, stellte er fest.

Fahrradstadt Kopenhagen

Zwei Umstände hatten dem Duo Pedersen/Andersen jedoch in die Karten gespielt: Tour-Direktor Christian Prudhomme war fasziniert von der Fahrradstadt Kopenhagen, die er am Rande der Weltmeisterschaften 2011 kennengelernt hatte.

Wer gute Chancen haben möchte, weltweit ins Fernsehen zu kommen, sollte die Parole „Vive le Tour“ groß auf sein Feld schreiben. Auch die französischen Farben scheinen die Kameraobjekte wie magisch anzuziehen, wusste Alex Pedersen zu berichten. Foto: Anke Haagensen

Darüber hinaus war die Tour de France 2015 fast schon auf der zweiten Etappe entschieden worden, als ein Mitfavorit, der kolumbianische Bergspezialist Nairo Quintana, im heftigen Seitenwind in den Niederlanden 1:28 Minuten auf seinen ärgsten Konkurrenten und späteren Toursieger Chris Froome aus Großbritannien verlor.

„Ihr habt keine Berge in Dänemark, aber ihr habt Wind. Man kann die Tour de France nicht in Dänemark gewinnen, aber man kann sie dort verlieren“, zitierte Alex Pedersen den Tour-Direktor Prudhomme.

Herzlich willkommen in Apenrade

Alex Pedersen freute sich, dass die Tour de France nicht nur von den Kommunalpolitikern in Apenrade so viel Entgegenkommen erfährt, sondern dass auch die Wirtschaft und die Vereinswelt, aber auch die Bürgerinnen und Bürger schon fleißig Ideen schmieden, wie man die Tour-de-France-Karawane herzlich begrüßen kann.

Es gibt bereits reichlich Merchandise zur Tour de France in Dänemark zu kaufen. Der Hoptimist gehört seit den 1970er Jahren fast zur Standardausrüstung einer dänischen Wohnung. Neuerdings gibt es ihn auch in einer Tour-de-France-Edition. Das Rathaus in Apenrade hat sich für den Hoptimisten im gepunkteten Bergtrikot entschieden, schließlich geht es für die Radprofis am 3. Juli in Höhe von Gjenner (Genner) um erste Bergpunkte. Foto: Anke Haagensen

Pedersen hatte auch einen kleinen Tipp für alle, die etwas für den 3. Juli planen, wenn das Tour-Feld durch die Kommune Apenrade Richtung Sonderburg (Sønderborg) rollt. „Wenn ihr die französischen Farben oder auch den Schriftzug ,Vive le Tour’ verwendet, dann könnt ihr fast schon sicher sein, dass dies von den Kameras eingefangen wird.“

Die Tour de France gehört neben den Olympischen Spielen und den Fußball-Weltmeisterschaften zu den Top 3 der Sportereignisse, die die größte Medienpräsenz erfahren. Sie wird weltweit in 190 Länder übertragen und von Milliarden Menschen verfolgt.

Die drei Etappen in Dänemark sind eine einzigartige Möglichkeit für Dänemark und Dänen, sich der Welt zu zeigen, betonte Alex Pedersen. Er hatte das klare Gefühl, dass die Apenraderinnen und Apenrader gewillt seien, diese Chance zu nutzen. Foto: Anke Haagensen

Pack' den Picknickkorb

Pedersen räumte ein, dass es für Außenstehende verrückt klingen mag, dass die Route vier Stunden vor dem Rennen komplett gesperrt werden muss. „Holt euren Campingtisch und -stühle hervor, stellt beides an die Route, setzt euch hin und schaut euch den ganzen Zirkus an, während ihr den Inhalt eures Picknickkorbs genießt“, lautete sein Tipp an alle. Er versprach, dass es bestimmt nicht langweilig werden würde. Allerdings versprach er auch mindestens 22 Grad und Sonne …

 

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