Wer sich den beruflichen Werdegang von Allan Kirk Jensen zu Gemüte führt, der muss allerhand durchlesen.

Der heute 49-Jährige hat nach seinem Karrierebeginn im staatlichen Bereitschaftswesen etliche Zusatzausbildungen durchlaufen, etliche leitende Posten bekleidet und so manche Verdienstmedaille erhalten. Seit Anfang dieses Jahres ist er der neue Chef der Technischen Bereitschaftsschule in Tingleff, die neuerdings „Beredskabsstyrelsens Center for Uddannelse“ genannt wird. Jensen hat Martin Thomsen abgelöst, der in den Ruhestand getreten ist.

Um den Posten in Tingleff hat sich Allan Kirk Jensen nicht direkt beworben.

„Ich wurde 2021 mit der Leitung der Offiziersschule in Kopenhagen betraut, und als ein neuer Schulchef in Tingleff gesucht wurde, kam man wieder auf mich zu“, erzählt der 49-Jährige mit dem Rang „Brigadechef“ in seinem Büro am Nørremarken.

Er sehe es als Anerkennung seiner bislang geleisteten Arbeit, dass man ihn auch für diesen Posten auserkoren hat. Es passt in seinem Leben zudem gut hinein. Er ist vor Jahren zurück nach Christiansfeld gezogen, wo er auch aufgewachsen ist.

Kontinuität erwünscht

„Es ist an der Zeit, dass Ruhe einkehrt. Ich war als Chef der Offiziersschule zuletzt ja 13 Monate lang in Kopenhagen. Tingleff ist viel näher an Christiansfeld“, so der neue Chef.

Vor der Kopenhagener Zeit war er Leiter des Bereitschaftswesens Südjütland, davor unter anderem auch als Brandschutzexperte in der Kommune Ikast tätig, um nur einige Stationen zu nennen.

Die Tingleffer Einrichtung sei für ihn kein Neuland. Von Berufs wegen habe er im Laufe seiner Karriere immer wieder mal mit der Schule zu tun gehabt. Die Stelle sage ihm nicht nur geografisch zu, so der neue Chef mit Gardemaß.

„Die Einrichtung in Tingleff ist eine bedeutende Ausbildungsstätte, in der Einsatzleiter der Feuerwehr und Führungskräfte geschult werden. Sie ist ein Flaggschiff des Ausbildungswesens“, so Jensen über seinen neuen Arbeitsplatz.

Bedeutend sei auch das Übungsgelände am Nørremarken, das in Europa seinesgleichen sucht. In der sogenannten Ruinenstadt können Einsätze bei Umweltkatastrophen auf realistische Weise geprobt werden. Nationale und internationale Übungen finden in Tingleff statt.

Ausbildungs- und Übungshochburg

Wie wichtig es ist, zeigte eine bilaterale Erdbebenübung Anfang des Jahres. Kaum waren die Einsatzkräfte aus dem Ausland abgerückt, ereignete sich das verheerende Erdbeben im Grenzgebiet zwischen der Türkei und Syrien. Aus der Übung wurde Wirklichkeit. Auch ein Experte der Tingleffer Einrichtung ist ins Krisengebiet zur Unterstützung eines internationalen Teams gesandt worden.

Die Tingleffer Einrichtung habe wegen Katastrophen in aller Welt ihre absolute Daseinsberechtigung. Und das langfristig, ist Kirk Jensen überzeugt: „Umweltkatastrophen sind vermehrt leider gekommen, um zu bleiben. Damit muss man sich wegen des Klimawandels abfinden. Es gilt, sich bestmöglich darauf vorzubereiten, um schnell und effektiv handeln zu können.“

Das Fachwissen in Tingleff mit 45 Mitarbeitenden und die Schulungsmöglichkeiten auf nationaler und internationaler Ebene würden dabei eine wichtige Rolle einnehmen, so Jensen. Im Laufe seiner Karriere war er selbst bei vielen internationalen Einsätzen in leitender Funktion dabei, sei es nach  Überschwemmungen, Epidemien, Erdbeben, Orkanen oder Naturbränden.

Die Tingleffer Einrichtung mit ihren Möglichkeiten und dem Know-how stehe in seinen Augen stark da und sei im internationalen Bereitschaftswesen eine feste Größe.

Kontaktpflege

Der Kontakt ins Ausland ist breit gefächert, und natürlich gebe es auch einen Austausch mit den deutschen Feuerwehr- und Katastrophenverbänden im Grenzland.

„Ich habe vor einiger Zeit eine Führung durch die neue Leitstelle in Harrislee mitgemacht und habe auch mit dem deutschen Pendant unseres Bereitschaftswesens, dem THW (Technisches Hilfswerk, red. Anm.), im Rahmen europäischer Kurse zu tun gehabt“, so Jensen.

Ein gutes Beispiel für nachbarschaftliche Zusammenarbeit  sei das deutsch-dänische Brand- und Katastrophenschutzprojekt „Gefahren ohne Grenzen“.

Seine Deutschkenntnisse bezeichnet der Christiansfelder schmunzelnd als wenig ausgeprägt, aber ausreichend.

 „Man merkt schon, dass man weiter südlich gelandet ist“, erwähnt der neue Schulchef nicht nur in Anspielung an die nahe gelegene deutsche Grenze, sondern auch in Anspielung an die in Tingleff stark vertretene Minderheit.

„Tingleff ist da eine Hochburg. Es ist eine spannende Sache.“

Für ihn sei es wichtig, dass die Einrichtung von allen Bürgerinnen und Bürgern und Gruppierungen als Teil des Ortes angesehen wird.

„Wir wollen zeigen, dass wir da sind und möchten zum Miteinander beitragen“, betont Kirk Jensen, der kürzlich beim Bürgertreffen zur Gebäudeanalyse dabei war und sich zu Wort meldete.

Traditionspflege

Der Weihnachtsmann, so das feste Versprechen des neuen Schulchefs, darf auch weiterhin im Turm der Schule nächtigen und bei der traditionellen Veranstaltung des Gewerbevereins zur Weihnachtszeit geweckt und abgeholt werden!   

Was macht der Schulchef, Vater eines 19-jährigen Sohnes und einer 23-jährigen Tochter, in der Freizeit?

„Ach, eigentlich nicht so viel. Die Zeit war immer knapp bemessen. Ich renoviere und saniere gern das Haus, und wir genießen Aufenthalte im Sommerhaus an der Westküste“, so Allan Jensen, den die Familie wegen beruflicher Verpflichtungen und Auslandseinsätzen immer wieder mal entbehren musste.  

Einen verantwortungsbewussten Job hat auch Ehefrau Karina. Die Architektin ist Technik- und Klimachef in der Verwaltung der Kommune Hadersleben (Haderslev). Mit dem neuen Arbeitsplatz des Mannes mit „nur“ rund 40-minütiger Fahrzeit dürfte für die Zweisamkeit etwas mehr Zeit bleiben.