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Konkurse haben sich verdreifacht

Konkurse haben sich verdreifacht

Konkurse haben sich verdreifacht

Apenrade/Aabenraa
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Die Zahl der Pleiten hat sich im vergangenen Jahr deutlich erhöht. Foto: Adobe Stock

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Die Meldungen über Unternehmenspleiten häufen sich in den vergangenen Monaten. In der Kommune Apenrade haben Verwalter jüngst fünf Konkursbegehren in die Wege geleitet. Ein Ende dieser Entwicklung scheint nicht in Sicht, erklärt ein Experte.

Die Zahl der Firmenkonkurse steigt deutlich. Das geht aus Zahlen der dänischen Statistikbehörde „Danmarks Statistik“ hervor.

Im Oktober sind für neun Unternehmen in der Kommune Apenrade Konkursverfahren eröffnet worden. In Nordschleswig waren es in dem Monat 40 Unternehmen, die wegen Zahlungsunfähigkeit schließen mussten. Im Bereich Südjütland (Sydjylland) lag die Zahl der Insolvenzen bei 77.

2.458 Vollzeitarbeitsplätze waren in Südjütland innerhalb eines Jahres von den Konkursen betroffen. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mussten neue Jobs suchen oder sich arbeitslos melden.

Im Vergleich dazu gab es im Oktober vergangenen Jahres in der Kommune drei Pleiten.

Bauunternehmen machten den Anfang

Die Tendenz hat bei Bauunternehmen begonnen. In der Kommune Apenrade hat es darunter zwei große Firmen getroffen: „Kraftman“ und „Søgård Byg“. Die Baubranche ist von mangelnden und teurer gewordenen Baustoffen betroffen. Dadurch konnten Bauprojekte nicht, wie vereinbart, beendet und vereinbarte Preise nicht eingehalten werden. Inzwischen sind auch andere Branchen betroffen, die durch die enorm gestiegenen Energiepreise in die Knie gezwungen werden. Dazu gehören die Gastronomie, das Bäckergewerbe und Teile des Einzelhandels.

Drei Gründe für steigende Pleiten

Lasse Lundquist ist Konsulent bei „SMVdanmark“, einer Interessenorganisation für kleine und mittelgroße Unternehmen. Er nannte gegenüber „TVSyd“ drei Ursachen für die wachsende Zahl der Bankrotte: „Durch die Corona-Krise sind viele Unternehmen finanziell an den Rand des Abgrunds getrieben worden. Sie mussten auf Reserven zurückgreifen, um zu überleben. Jetzt müssen sie höhere Zinsen für Mehrwertsteuer- oder Steuerkredite zahlen“, nennt er einen Grund.

Die Kauflust der Menschen ist enorm gesunken. Es wird auf vieles verzichtet. Statt beim Schlachter wird aus der Kühltheke bei ,Netto‘ gekauft.

Lasse Lindquist, SMVdanmark-Konsulent

Als zweiten Grund habe er die Inflation ausgemacht. „Die Kauflust der Menschen ist enorm gesunken. Es wird auf vieles verzichtet. Statt beim Schlachter wird aus der Kühltheke bei ,Netto‘ gekauft“, erklärt der Fachmann.

Grund Nummer drei seien die hohen Energiekosten. Für einige Firmen bedeuten sie vervielfachte Kosten, die neben den Zinskosten nochmals bis dahin nicht eingeplante Extrakosten ausmachten, so Lasse Lundquist.

Als eine weitere mögliche Ursache nennt er den Domino-Effekt: „Wenn ein Unternehmen in Konkurs geht, werden manchmal weitere Firmen insolvent, weil sie voneinander abhängig sind. „Das können etwa Zulieferer sein oder Tochterunternehmen“, so Lundquist.

Düstere Prognose

Die meisten Unternehmen, die in Südjütland derzeit in Konkurs gingen, seien vor der Corona-Pandemie gesunde Firmen gewesen, hält er fest, weshalb die genannten Gründe wohl für die meisten Pleiten ausschlaggebend seien.

Er glaubt, dass im Winter, ausgelöst durch die weiterhin hohen Energiekosten, noch mehr Pleiten drohen.

Als mögliche Lösung, um weitere Insolvenzen zu umgehen, sieht er den Staat in der Verpflichtung. „Eine Hilfe könnte sein, die Rückzahlung der staatlichen Corona-Hilfen vorerst auszusetzen. So haben die Firmen Zeit, das Geld zu verdienen, um die Kredite zurückzuzahlen“, erklärte er.

 

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