Integration

Kurz vor Abschlussprüfung: Junge Syrierin wird ausgewiesen

Kurz vor Abschlussprüfung: Junge Syrierin wird ausgewiesen

Kurz vor Abschlussprüfung: Junge Syrierin wird ausgewiesen

jv/jrp
Apenrade/Aabenraa
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Sahar Al Refaie lebt seit sieben Jahren in Dänemark. An ihre frühere Heimat, Syrien, kann sie sich nur schemenhaft erinnern. Traumatische Erlebnisse verhindern das wohl, sagt sie. Foto: Michael Printzlau/jv

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Die 21-jährige Sahar Al Refaie flüchtete vor sieben Jahren mit ihrer Mutter aus Syrien nach Dänemark. Der Vater und die Brüder waren schon zuvor hierher gekommen. Sie ist gut integriert und steht kurz vor dem Abschluss einer gymnasialen Ausbildung. Trotzdem hat die Ausländerbehörde jetzt entschieden, dass sie zurückmuss – als Einzige der Familie.

Sie kann sich nur schattenhaft an Syrien erinnern, erzählte Sahar Al Refaie der Zeitung „Jydske Vestkysten“. Vor sieben Jahren floh die heute 21-Jährige aus dem Land und vor dem dort herrschenden Bürgerkrieg.

Gefährliche Flucht

Über eine unsichere Route, die unter anderem in einem kleinen Schlauchboot über die Ägäis von Griechenland in die Türkei führte, landete sie, zusammen mit ihrer Mutter, schließlich in Dänemark, genauer in Apenrade.

Der Vater und die beiden Brüder waren dorthin schon zuvor geflohen, damit sie nicht zum Militär eingezogen werden konnten und in den Krieg ziehen mussten.

Im Land integriert

Die Familie integrierte sich. Sahar ging in die Volksschule, lernte fleißig und beherrschte bald auch die dänische Sprache sehr gut. Heute besucht sie die Fachoberschule (HF) und sollte am 27. April ihr Fachabitur machen, um dann ein Ingenieursstudium zu beginnen.

Ausweise-Entscheidung der Behörde

Doch die Ausländerbehörde (Udlændingestyrelsen) hat entschieden, dass ihre Aufenthaltsgenehmigung nicht mehr gilt. Die Bedingungen dafür seien nicht erfüllt, heißt es von der Behörde zur Begründung. Am 25. April muss sie zurück nach Syrien, das Land, das nicht mehr ihr Heimatland sei, wie sie selbst empfinde.

Sahar ist die Einzige der gesamten Familie, der dieses Schicksal droht. Ihr Anwalt kann die Behördenentscheidung nicht nachvollziehen, wie er gegenüber der Tageszeitung sagte.

Der Fall landete schon vor der Flüchtlingsklageinstanz, die jedoch der Behörde recht gab.

Folketingsmitglied mischt sich ein

Inzwischen hat sich das in Südjütland gewählte Folketingsmitglied Karina Lorentzen Dehnhardt, die rechtspolitische Sprecherin der Sozialistischen Volkspartei (SF), in den Fall eingeschaltet und eine Anfrage an den zuständigen sozialdemokratischen Ausländer- und Integrationsminister Mattias Tesfaye gestellt und um Stellungnahme gebeten.

Anfrage an den Minister

Sie schreibt in ihrer Anfrage unter anderem: „Ich bitte den Minister um Erklärung über eine ,verrückte‘ Ausländerpolitik, bei der ein junges Mädchen von der Familie getrennt werden soll, wenn es in Syrien für sie nicht sicher ist. Der Minister soll ebenfalls erklären, welche Möglichkeiten Sahar hat, um bei ihrer Familie in Dänemark bleiben zu können.“ Das berichtet „TV Syd historie“.

Ministerantwort

In einer schriftlichen Stellungnahme äußerte sich Mattias Tesfaye gegenüber „JydskeVestkysten“ folgendermaßen: „Flüchtlinge erhalten mittelfristig Schutz in Dänemark. Wir müssen den Menschen Schutz gewähren, solange sie diesen benötigen. Wenn zwei Instanzen, darunter die unabhängige Flüchtlingsklageinstanz, entscheiden, dass es keine Grundlage mehr für diesen Schutz gibt, und Dänemarks internationale Verpflichtungen im Übrigen nicht vorschreiben, dass diese Person ein Recht darauf hat, im Land zu bleiben, dann vertraue ich natürlich dieser Entscheidung. Ich möchte darauf hinweisen, dass nicht wir Politiker, die Sachbearbeiter sind. Das wäre in einem Rechtsstaat unerhört“, so der Minister in seinem Schreiben.

Karina Lorentzen Dehnhardt kann nicht verstehen, dass eine solche Entscheidung getroffen wurde. Sahar sei jedoch nicht die Einzige, der es so ergehe. Viele Flüchtlinge haben eine mittelfristige Aufenthaltsgenehmigung und riskieren deshalb, ausgewiesen zu werden, wenn diese nicht verlängert wird.

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