Buchvorstellung

Misses Manuskripte sind jetzt ein Stück gedruckte Zeitgeschichte

Misses Manuskripte sind jetzt ein Stück gedruckte Zeitgeschichte

Misses Manuskripte sind jetzt ein Stück Zeitgeschichte

Klautoft/Klovtoft
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Marie Kjestine Høier als Kleinkind auf dem Schoß ihrer Eltern, Anne und Christian Sørensen. Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 1905. Foto: privat

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Die Geschwister Anneli und Hans Kr. Høier „stolperten“ im Nachlass ihrer aus Klautoft stammenden Mutter über handschriftliche Erinnerungen. Beim näheren Studium wurde ihnen klar, dass ihre „Memoiren“ nicht nur für die eigene Familie interessant ist. Nun gibt es sie in Buchform.

Marie Kjestine Høier (1904-1987)

Marie Kjestine Sørensen – genannt Misse – wuchs auf dem Familienhof in Klautoft auf. Sie heiratete 1926 den Schullehrer Peter Høier (1899-1992). Er war Lehrer an der damaligen Schule in Klautoft. Misse Høier war dort als Handarbeitslehrerin tätig und im örtlichen Jugendverein aktiv. In ihrem Nachlass befanden sich eine Reihe lokalhistorischer Aufsätze und persönliche Erinnerungen.

Im Mellemgaard-Verlag ist kürzlich ein Buch mit dem Titel „En landsby i krig og fred“ erschienen. Geschildert werden in diesem Buch die Jahre 1905 bis 1945 in Klautoft (Klovtoft) westlich von Hellewatt (Hellevad). Autorin ist Marie Kjestine Høier. Dabei ist sie schon vor 35 Jahren verstorben.

Sie betrieb Ahnenforschung. Aber auch die Lokalhistorie hatte ihr Interesse.

Reichhaltiger Nachlass

Nach dem Tod ihrer Mutter – genannt Misse – haben die Geschwister Anneli und Hans Kr. Høier ganz viele ihrer handschriftlichen Aufzeichnungen dem Reichsarchiv in Apenrade überlassen. Aufsätze von eher privatem Charakter behielten sie.

„Und wie es so kommt: Eines Tages fängt man an zu lesen, wird davon ergriffen und ahnt, dass dieses und jenes auch andere in der Familie interessieren könnte. Alles ist aber per Hand geschrieben. Obwohl es eine gut lesbare und schöne Handschrift ist, so ist der Text  für die modernen Menschen dennoch nicht wirklich zugänglich. Es muss also in Reinschrift gebracht werden“, erzählen die Geschwister Høier. Das war dann ihre Motivation, die Aufsätze ihrer Mutter in den Computer zu tippen.

Besonders interessant

Sie erachteten zwei Manuskripte als besonders interessant. Das eine befasst sich mit der Geschichte des Dorfes und in dem anderen beschreibt Marie Kjestine Høier ihre Kindheit als Landwirtstochter Misse Sørensen und später als verheiratete Lehrersfrau. Es geht durch ruhigere und unruhigere Zeiten vor, während und nach den beiden Weltkriegen.

Volksabstimmung und Heimvolkshochschule

So schildert sie, wie sie den Ersten Weltkrieg auf dem elterlichen Hof erlebt. Er wird mithilfe von russischen Kriegsgefangenen bewirtschaftet, während die nordschleswigschen Männer an der Front Dienst tun. Die Eltern waren dänisch gesinnt. Misse Sørensen erlebt die Volksabstimmung und beschreibt, wie sie die dänische Heimvolkshochschulkultur geprägt hat.

Der fünf Jahre ältere Peter Høier nahm als 19-Jähriger am Ersten Weltkrieg teil. Dessen Briefe von der Westfront hat Sohn Hans Kr. Høier bereits 2015 unter dem Titel „Feltpost til hjemmet“ herausgegeben.
 

Das Buch

Das Buch trägt den Titel „En Landsby i krig og fred“. Der Untertitel lautet Sønderjyske Tidsbilleder 1905-45. Als Autorin ist Marie Kjestine Høier angegeben. Aber bearbeitet und redigiert sowie mit Bildern komplettiert haben es ihre Kinder Anneli und Hans Kr. Høier. Erschienen ist das 194-seitige Buch im Mellemgaard-Verlag. Im Buchhandel ist es für 199,95 Kronen erhältlich.

Die Titelseite des Buches ziert ein Foto von der kleinen Misse mit Puppe vor der Haustür des elterlichen Hofes in Klautoft. Links neben ihr ist eine Bedienstete des Anwesens. Foto: Forlaget mellemgaard

Der Lehrer

Der Vater gehörte der ersten Abschlussklasse des dänischen Lehrerseminars in Hadersleben (Haderslev) an. Seine erste Anstellung brachte ihn nach Klautoft, wo er sich in die junge Misse Sørensen verliebte und heiratete. Die Schule ist in den Folgejahren ein wichtiger Teil des örtlichen Lebens.

Beide Manuskripte stammen aus der ersten Hälfte der 1970er Jahre, das haben die Kinder herausgefunden.

Während sie die Aufsätze der Mutter in den Computer tippten, wurde den Geschwistern klar, dass der Stoff das Potenzial hätte, nicht nur für die eigenen Nachfahren von Interesse zu sein. Weshalb die Texte der Mutter bearbeitet, redigiert und mit einer reichhaltigen Bilderauswahl komplettiert wurden und daraus ein ganzes Buch wurde.

Buchvorstellung in Apenrade

Die offizielle Buchvorstellung findet am Donnerstag, 17. März, ab 16 Uhr im Apenrader „Folkehjem“ statt.

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