Leitartikel

„Gendarmenpfad braucht schnelle finanzielle Hilfe “

Gendarmenpfad braucht schnelle finanzielle Hilfe

Gendarmenpfad braucht schnelle finanzielle Hilfe

Apenrade
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Der Gendarmenpfad gehört zu einem der qualitativ hochwertigsten Wanderwege in Europa. Foto: Lukas Scherz

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Jährlich bringen Touristinnen und Touristen Geld ins Land, wenn sie die malerische Route entlang der Flensburger Förde wandern. Wie wichtig der Gendarmenpfad für Nordschleswig ist, sollte auch den dänischen Staat interessieren, meint Journalist Gerrit Hencke. Wiederaufbau und künftiger Küstenschutz kann nicht allein Aufgabe der Kommunen sein.

Hier im Grenzland wohnen wir, wo andere Urlaub machen. Das ist nicht nur bloß dahergesagt. Wir haben den Luxus, wann immer wir wollen, an den Strand zu gehen und das Meer zu genießen. Entlang der Flensburger Förde können wir fast überall die Aussicht und die frische Luft genießen. Ein Privileg. 

Der Gendarmenpfad (gendarmsti) bildet dabei ein Herzstück, denn wo immer wir diese Freiheit genießen, kreuzen wir oft unbewusst die Wanderroute. Doch der Wanderweg, der über 84 Kilometer von Pattburg (Padborg) bis nach Alsen (Als) an historischen Stätten und durch wunderschöne Natur führt, ist nicht zuletzt deshalb einer der empfehlenswertesten in Europa. Mit Auszeichnung!

Eine ausgezeichnete Route

Zehntausende wandern jährlich auf den Spuren von Gendarmen, Ziegeleigeschichte und historischen Schlachtfeldern entlang der Flensburger Förde. Eine Touristenattraktion, um deren Erhalt die beiden Anrainerkommunen Sonderburg (Sønderborg) und Apenrade (Aabenraa) bemüht sind. Der Weg wird stets als Highlight beworben, hat eine eigene Internetseite und ist bestens ausgewiesen, sodass man um ihn eigentlich nicht herumkommt. 

Doch die stellenweise schweren Sturmflutschäden machen den Gendarmenpfad vor allem im Bereich der Kommune Sonderburg derzeit unpassierbar. Glücklicherweise ist die Hochzeit der Wandersaison gerade vorüber, weshalb für die Beseitigung der Schäden bis zum Wiederanpfiff im Frühjahr im Prinzip genügend Zeit bleibt. Binnen kürzester Zeit wurden bereits akribisch die Schäden katalogisiert und ein Schlachtplan entworfen, welche Reparaturen wann und wo zuerst stattfinden sollen.

Staat muss helfen

Weil die Beseitigung der Hochwasserfolgen jedoch viel Zeit und Geld kosten wird, auch weil der Weg vermutlich stellenweise neu gebaut oder verlegt werden muss, ist schnelle finanzielle Hilfe vom Land wichtig. Denn die Zeit drängt, und die finanzielle Lage der Kommunen ist bereits jetzt angespannt. Bis Ende 2024 läuft die aktuelle Zertifizierung des Wanderweges als „Leading Quality Trail“. Diese wird alle drei Jahre von der Europäischen Wandervereinigung vergeben. Dazu wird der Weg regelmäßig inspiziert, ob er den Bedürfnissen von Wandernden weiterhin gerecht wird. Das ist mit den aktuellen Flutschäden nicht mehr auf der ganzen Strecke gegeben. 

Im kommenden Jahr steht diese Begutachtung erneut an. Zwar werden die Entscheidenden voraussichtlich Milde walten lassen, und die Zertifizierung trotz der unverschuldeten Sturmschäden aufrechterhalten, im schlimmsten Fall droht allerdings, dass das Zertifikat ruhen gelassen wird. Ähnlich erging es dem Ahrsteig in Deutschland, der von einer schweren Flut im gleichnamigen Ahrtal zerstört wurde.

Damit das nicht und nicht wieder passiert, sollte auch die dänische Regierung ein Interesse daran haben, dass weiterhin drei europäische Qualitätsrouten beworben werden können. Neben dem Gendarmsti sind das der Marschenpfad (Marsksti) in der Kommune Tondern (Tønder) und der Mols Bjerge Sti bei Aarhus.

Touristisch wertvoll

Als ein touristisches Aushängeschild Nordschleswigs und wirtschaftlich bedeutende Einnahmequelle sollte daher sowohl in den Wiederaufbau als auch in dessen künftigen Schutz vor Naturgewalten Geld vom Staat fließen. Ein landesweiter Pool für den Küstenschutz, wie ihn die Bürgermeister der drei nordschleswigschen Ostsee-Kommunen befürworten, könnte in so einem Fall schnell die unterstützende Hilfe bieten, die benötigt wird.

Die zukünftige Sicherung der Küsten der Ostsee ist nicht nur notwendig für Anwohnerinnen und Anwohner, die Infrastruktur und die Wirtschaft, sie trägt auch zum Erhalt des kleinen, aber wertvollen Wanderweges bei. Denn er bringt Menschen aus verschiedenen Ländern nach Nordschleswig, die das erleben möchten, was wir täglich haben können.

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