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Berliner unterwegs: Der Gendarmenpfad mal anders

Berliner unterwegs: Der Gendarmenpfad mal anders

Berliner unterwegs: Der Gendarmenpfad mal anders

Sonderburg/Sønderborg
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Die kleinen Gendarmen markieren den Weg. Foto: Lukas Scherz

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Beim sogenannten Sprechlaufwandern erhalten acht Frauen und Männer auf einem 80 Kilometer langen Spaziergang ein Gefühl für das Leben in Dänemark. Zugewanderte aus Deutschland berichten, warum sie das Land gewechselt haben.

Für die acht Berlinerinnen und Berliner sowie den Dackel Willy begann der informative Ausflug in die dänische Kulturlandschaft am Mittwoch alles andere als hyggeligt! Mit Sturm, Regen und heftigen Hagelschauern wurde der 80 Kilometer lange Spaziergang von Schauby (Skovby) nach Pattburg (Padborg) unter recht widrigen Bedingungen eingeleitet.

„Für uns war es eine Feuertaufe, aber wir gaben nicht auf. Wir haben uns versprochen: Das wollen wir wirklich“, erklärt Claudia Kerns, die Initiatorin des ersten Sprechlaufwander-Ausflugs auf dem dänischen Gendarmenpfad.

Die Frauen und Männer und der kleine Hund hatten von Mittwoch auf Donnerstag beim Sønderborg Camping in mitgebrachten Zelten übernachtet, bevor es am Donnerstag nach dem Frühstück Richtung Broacker (Broager) zum Campingplatz bei Spar Es zu Fuß weiterging.

Premiere für eine neue Tradition

Das Sprechlaufwander-Angebot in Berlin bietet zum ersten Mal eine Wanderung auf dem Gendarmenpfad an. „Wir wollen den Leuten ein Lebensgefühl für Dänemark geben. Es soll die erste Veranstaltung einer neuen Tradition sein. Jedes Jahr wollen wir den Kontakt zu Dänemark fördern. In diesem Jahr sind unsere Gesprächspartner Zugewanderte aus Deutschland. Nächstes Jahr wird es ein anderes Thema sein“, so Claudia Kerns.

Claudia Kerns, Ralf Haase und der Dackel Willy Foto: Ilse Marie Jacobsen

In den ersten Tagen haben die Berliner Gäste in der alten Mühle von Elstrup das Paar Isar Sandig und Ralf Gottesleben getroffen und auch mit Nadja Pilzweger aus Kekenis (Kegnæs) über ihr neues dortiges Fußball-Gesundheitsangebot gesprochen.

Der Wanderer Ralf Haase aus Mecklenburg hat vor seinem Ausflug nach Nordschleswig eigentlich nicht viel über Dänemark gewusst. „Aber wenn Sprechlaufwandern etwas organisiert, dann bin ich dabei. Ich habe zugesagt, weil ich gern etwas Neues kennenlernen möchte“, meint er. Am Dienstagabend waren die Gäste aus Berlin, nach dem ersten Spaziergang in dem miesen Wetter klatschnass gewesen: „Aber so was kann passieren“, stellt der Berliner fest.

Sie laufen zum Ziel

Die Gäste aus Deutschland waren mit dem Zug nach Flensburg gefahren, um von dort mit dem Bus nach Schauby zu gelangen. Der erste regnerische Wandertag wäre für andere vielleicht ein „Downer“ gewesen, so Claudia Kerns lächelnd. „Aber jetzt finde ich, dass es der beste Auftakt war. Es konnte nur besser werden. Egal, was kommt – wir laufen zum Ziel“, erklärt sie.

Der Gendarmenpfad Foto: Ilse Marie Jacobsen

Däninnen und Dänen haben laut Kerns ein anderes Lebensgefühl und ihre Einstellung zu verschiedenen Dingen ist oft auch anders als bei Deutschen. Sie liebt die dänische Hygge. „Aber das ’pyt’ gefällt mir noch besser“, gibt sie lächelnd zu – pyt bedeutet soviel wie egal.

Sprechlaufwandern in Berlin

Das Sprechlaufwandern ist in Berlin ein festes Angebot. Dort spazieren Frauen und Männer durch die grünen Oasen in und um Berlin und bescheren sich so eine Auszeit im Alltag der heutigen Schnelllebigkeit und permanenten Reizüberflutung. Mehr dazu auf der Homepage.

Ralf Haase ist ein begeisterter Sprechlaufwanderer, der das Angebot in Berlin nutzt und manchmal auch selbst als Buddy, als Wegbegleiter, dabei ist.

„Es bringt Körper und Geist wieder in Harmonie. Wir sind heute stundenlang im Office und bewegen uns kaum. Das wurde bei der Coronapandemie noch schlimmer. Da ging es nur vom Bett zum Schreibtisch“, stellt er fest. Das hat verstärkt zur Vereinsamung von Menschen geführt.

Im vollgepackten Van werden Zelte, Gepäck und die Mahlzeiten von Campingplatz zu Campingplatz gebracht. Foto: Ilse Marie Jacobsen

Beim Sprechlaufwandern gibt es eine andere Gesprächskultur. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gelangen beim Spazieren in einen tieferen Austausch und sie sprechen manchmal auch Dinge an, die sie sonst für sich behalten würden. „Man muss es einfach mal selbst erlebt haben“, so Ralf Haase.

Keine Tourismus-Reise

Der erste Ausflug nach Alsen und Sundewitt ist also keine gewöhnliche Tourismus-Reise. „Es ist eine ganz andere Idee“, so Claudia Kerns. „Hier geht es um die Kultur und die Lebenseinstellung. Hier in Dänemark wird vieles anders gemacht, und das ist für die heutige Zeit angemessener“, stellt Haase fest. Er ist hauptberuflich Organisationsentwickler für Unternehmen.

Die Zelte, die Verpflegung und das Essen werden mit einem Van von Campingplatz zu Campingplatz gebracht. Am Donnerstag gab es ein Problem. Der Akku des mit Strom betriebenen Wagens war leer. „Tja, es kommt immer etwas“, meinte Claudia Kerns.

Aber sie war sich sicher: auch das Problem wird behoben. Und dann ging es weiter – auf zu den nächsten 15 Kilometern auf dem Gendarmenpfad.

Nicht nur das Wetter war zu Beginn eine Herausforderung. Auch der Van wollte plötzlich nicht mehr. Foto: Ilse Marie Jacobsen
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