Einzelhandel
Rapstedt rettet den Kaufmannsladen
Rapstedt rettet den Kaufmannsladen
Rapstedt rettet den Kaufmannsladen
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Die hohen Stromkosten waren für den kleinen Supermarkt kaum noch zu stemmen. Mit einer kleinen Energiegebühr pro Einkauf konnte Schlimmeres verhindert werden. Der Energiezuschlag ist wieder abgeschafft, die Ortsansässigen spenden aber immer noch. Solarzellen sollen das Energieproblem lösen.
Sie hatte eine saftige Rechnung wegen der gestiegenen Energiekosten erwartet. Als Sabine Jørgensen als Betreiberin des Rapstedter Supermarkts „Letkøb“ aber die Quartalsrechnung für den Herbst 2022 auf dem Tisch hatte, traf sie fast der Schlag.
„Die Summe war 114.000 Kronen für drei Monate. Es waren mal 36.000 Kronen, dann stieg es auf 85.000 Kronen und betrug nun 114.000 Kronen“, so Sabine Jørgensen im Geschäft, das sie vor etwas mehr als sieben Jahren mit ihrem Mann Ole eröffnete.
Das nicht mehr genutzte Supermarktgebäude hatten die Rapstedterinnen und Rapstedter damals gekauft und einen Trägerverein gegründet, um weiterhin eine Einkaufsmöglichkeit im Ort zu gewährleisten.
„Ich habe mich an den Verein gewandt und gesagt, dass ich diese hohen Kosten nicht auffangen kann. Wir haben dann überlegt, was man machen könnte“, so die 51-Jährige, die für das Geschäft nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes im vergangenen Juni allein verantwortlich ist.
Energie-Zuschlag
Im Markt an der Ravsted Hovedgade wurde eine Energiepauschale von drei Kronen pro Einkauf eingeführt. „Die Kunden haben dafür großes Verständnis entgegengebracht und den Obolus gern bezahlt“, erwähnt Sabine Jørgensen mit Dank an die Ortsansässigen.
„Die drei Kronen galten aber erst bei einem Einkauf von mehr als 20 Kronen. Kinder, die hier einen Hotdog oder andere Kleinigkeiten kaufen, sollten nicht betroffen sein“, ergänzt Jørgensen.
Mit dem kleinen Zuschlag ist in den vergangenen Monaten einiges zusammengekommen und hat die finanzielle Ausgangslage entschärft. 33.000 Kronen wurden eingenommen. Da die Energiekosten wieder etwas gesunken sind, ist die Sondergebühr abgeschafft worden. Die Spendenbereitschaft ist aber nach wie vor vorhanden.
„Viele Leute wollten gern weiterhin etwas geben, und so haben wir diese freiwillige Spendenaktion ins Leben gerufen“, erzählt Sabine Jørgensen und zeigt auf eine durchsichtige Säule, die mit einem Deckel mit Schlitz versehen ist.
Freiwilliger Beitrag
„Hier kann jeder etwas reintun, wenn er möchte. Das wird bereits eifrig getan. Manche werfen sogar Scheine hinein. Andere holen hin und wieder das gesamte Kleingeld aus dem Portemonnaie heraus und stecken es dann in die Spendensäule. Die Unterstützung für den Laden ist großartig. Das war sie hier in Rapstedt von Anfang an“, zeigt sich die Kauffrau dankbar.
Die Spendengelder sollen einem Energieprojekt zugutekommen, das dem Trägerverein vorschwebt.
„Geplant ist, das Dach mit Sonnenkollektoren für die Stromproduktion zu versehen. Das kostet gut und gern 250.000 Kronen. Zum Geld der Spendenaktion müssen natürlich noch weitere Gelder gefunden werden. Der Verein hofft, von Stiftungen unterstützt zu werden“, sagt Sabine Jørgensen, zu deren Personal Tochter Anja, eine Vollzeitkraft sowie eine Aushilfe gehören.
Die Unterstützung für den Laden ist großartig. Das war sie hier in Rapstedt von Anfang an.
Sabine Jørgensen
Fulltime-Job
Sie selbst hat nicht selten einen Zehn- oder Zwölfstundentag. Damit habe sie sich aber arrangiert. „Das macht mir nichts aus. Ich führe den Laden gern“, so die 51-Jährige, die in unmittelbarer Nähe wohnt.
Als ihr Mann gestorben war, habe sie allerdings eine harte Zeit durchgemacht. Der schwere Verlust und die hohen Betriebskosten hätten sie phasenweise zweifeln lassen, ob sie weitermachen soll, so die Geschäftsfrau.
Sabine Jørgensen hielt durch, und darüber sei sie heute froh, wie sie sagt. Sie wertschätze die Gemeinschaft in Rapstedt und fühle sich ihr auch ein wenig verpflichtet.
Sie blicke nach vorn und hoffe natürlich, dass der Betrieb nicht wieder durch unvorhergesehene Preissteigerungen in Bedrängnis gerät. Sabine Jørgensen achtet schon länger darauf, möglichst wenig Energie zu verbrauchen.
„Bei uns ist die Heizung schon längst nicht mehr an. Wir haben Pullover und Jacke an. Etwas Wärme geben unsere vielen Kühlschränke und Gefriertruhen ab, die allesamt abgedeckt sind“, erwähnt die Kauffrau.
Mit den nicht ganz behaglichen Temperaturen im Laden haben sich die Kunden abgefunden. „Auch hierbei haben sie viel Verständnis. Sie kennen das Problem ja auch von der eigenen Heizkostenrechnung.“