Kulturgeschichte

Diesmal die Wassermühle: Rettungsversuch 2.0

Diesmal die Wassermühle: Rettungsversuch 2.0

Diesmal die Wassermühle: Rettungsversuch 2.0

Krusau/Kruså
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Das Gebäude der Wassermühle in Krusau Foto: kjt

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Lokalmatador Henrik Kock war einer derjenigen, die die historische Immobilie „Krusågaard“ vor dem Abriss bewahren wollte. Kock hat sich auch um den Erhalt der alten Wassermühle in Krusau bemüht, deren Beseitigung im kommunalen Haushalt verankert ist. Ein Rettungsversuch scheint wieder aussichtslos. In Aussicht steht zumindest ein Kompromiss.

Es ist für Henrik Kock und andere Fürsprecher historischer Gebäude in Krusau ein  Déjà-vu.

Nach den vergeblichen Versuchen, den Abriss der ehemaligen historischen Immobilie „Krusågaard“ zu verhindern, hat der Lokalmatador und Geschäftsmann („Nikobiz A/S", Pattburg) erneut seine Fühler ausgestreckt, um diesmal die Krusauer Wassermühle als letztes historisches Gebäude des Ortes vor dem Abriss zu bewahren.

Die Aussichten stehen allerdings wieder schlecht, denn die Politiker haben bereits in der vergangenen Legislaturperiode  den Abriss im kommunalen Haushalt verankert und dafür 3 Millionen Kronen angesetzt.

Eine entsprechende Änderung des Flächennutzungs- und Kommunalplans, die einen Abriss ermöglicht, steht am kommenden Donnerstag auf der Tagesordnung des Ausschusses für Planung, Umwelt und Landdistrikte.

Keiner will, keiner kann

Der politische Tenor: Die Sanierung der alten Wassermühle und der dazugehörigen Trakte würde horrende Kosten bedeuten. Unklar ist zudem, wofür die Trakte künftig genutzt werden und wer für die Betriebskosten aufkommt.

Schon zu Zeiten der Kommune Bau (Bov) vor mehr als 15 Jahren wusste man nicht so richtig, was man mit dem alten Mühlengebäude anfangen sollte.

 

Den Trakten der Krusauer Wassermühle droht der Abriss. Foto: kjt

Am liebsten hätten die damalige Kommune und die heutige Kommune Apenrade die Immobilie in fremde Hände gegeben, die sich um die maroden Trakte kümmern. Nicht einmal für den symbolischen Betrag von einer Krone war die alte Wassermühle jedoch an den Mann bzw. an die Frau zu bringen.

Kleiner Rest für die Geschichtsvermittlung

Angedacht ist nun, dass anstatt des historischen Gebäudes ein kleiner Rest übrigbleibt und Teil eines kleinen Naherholungsgebietes wird, an dem die mehrere Jahrhunderte währende Geschichte der Mühle vermittelt wird.

Für Kock und andere Mühlenbewahrer wie den lokalhistorischen Verein ist das nicht viel, aber wenigstens etwas. Eine komplette Rettung scheint angesichts eines Investitionsbedarfs in mindestens zweistelliger Millionenhöhe nicht möglich.

Henrik Kock hatte sich noch an große Stiftungen gewandt und auch Kontakt zu einem Berater- und Fundraisingunternehmen aufgenommen.

Henrik Kock würde die Wassermühle in Krusau allzu gern bewahren. Foto: Claus Thorsted/JV

Das Bestreben, die alten Mühlentrakte zu retten, stieß auf Interesse und auf Anerkennung. Dafür kann sich Kock aber nichts kaufen. Erst recht keine marode Wassermühle.

Da die Immobilie im Besitz der Kommune ist, die selbst keine Möglichkeit für den Erhalt sieht, winkten Stiftungen zum Leidwesen von Kock ab.

Bei ihm macht sich Resignation breit.

„Es sieht nicht gut aus“, so Kock, der kaum noch Hoffnung auf Rettung hat.

Keine politische Aussicht auf Rettung

Auch von Bürgermeister Jan Riber Jakobsen (Kons.), der im Mailverkehr von Kock eingebunden war, kam eine ernüchternde Rückmeldung.

Es sei trotz jahrelanger Bemühungen einfach nicht gelungen, einen Käufer für die marode Wassermühle zu finden, nicht einmal für einen symbolischen Betrag. Vor diesem Hintergrund habe der Stadtrat im Haushalt Gelder für den Abriss festgelegt, so die Antwort.

Marode Rückseite des Mühlengebäudes (Archivfoto) Foto: kjt
Die Trakte verfallen zunehmend (Archivfoto). Foto: kjt
Provisorisch abgedichtetes Dach (Archivfoto) Foto: kjt

Nach Kocks Ansicht könnte, ja müsste die Krusauer Wassermühle im Verbund mit dem Industriemuseum in Kupfermühle ein wichtiger Baustein zur Vermittlung der Mühlengeschichte im deutsch-dänischen Grenzraum sein.

Ein Mühlenmuseum als Eventstätte ist in Leserbriefen, unter anderem in „JydskeVestkysten“, hin und wieder auch von Bürgerinnen und Bürgern ins Spiel gebracht worden.

Den Mühlenschützern rennt allerdings die Zeit davon. Am Donnerstag droht der nächste politische Schritt in Richtung Abrissbagger.

Wenigstens etwas

Im Gegensatz zum Krusågaard besteht zumindest die Aussicht, dass noch etwas von der alten Mühle übrigbleibt und ihre Geschichte vermittelt wird.

Das begrüßt nicht zuletzt der lokalhistorische Verein für die Kirchspiele Bau (Bov) und Holebüll (Holbøl).

„Wir haben ein Gespräch mit Bürgermeister Jakobsen gehabt, der dieser Variante gegenüber aufgeschlossen war. Die Idee ist, dass Elemente des Mühlengebäudes stehen gelassen werden, das alte Mühlenrad erhalten bleibt und als Anschauungsobjekt sogar in Betrieb geht und dass mit Infotafeln über die Mühlengeschichte erzählt wird. Das wäre in unseren Augen noch ein annehmbarer Kompromiss. Uns ist schon klar, dass der Erhalt des Mühlenkomplexes enorm teuer wäre und nicht realistisch ist“, sagt H. C. Jørgensen, Vorsitzender des lokalhistorischen Vereins.

Am Mühlengebäude wird vor Einsturzgefahr gewarnt. Foto: kjt

Ähnlich sieht es Stadtratspolitiker Kurt Asmussen von der Schleswigschen Partei und Mitglied des Ausschusses für Planung, Umwelt und Landdistrikte.

„Es tut immer weh, wenn kulturhistorische Gebäude verschwinden. Ich bin kein Freund davon. Die Wassermühle in Krusau ist aber in solch einem schlechten Zustand, und es ist schon so viele Jahre vergebens nach einer Lösung gesucht worden, dass eine Rettung ausweglos scheint. Umso mehr würde ich es begrüßen, wenn zumindest Teile erhalten bleiben und das skizzierte Modell für die Geschichtsvermittlung umgesetzt werden kann. Das gilt es im Auge zu behalten“, so Asmussen.

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