Bereitschaftswesen
Die „Katastrophe“ in Tingleff verlangte alles ab
Die „Katastrophe“ in Tingleff verlangte alles ab
Die „Katastrophe“ in Tingleff verlangte alles ab
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Internationale Rettungs- und Bergungskräfte wurden bei einer groß angelegten, mehrtägigen Übung in Atem gehalten. Beim Erdbeben in Nordschleswig mussten alle Register gezogen werden.
Eingestürzte Gebäude, entgleiste Züge, zerdrückte Autos und verschüttete Menschen. Ein realistisches Katastrophenszenario bot sich vergangenes Wochenende rund 150 Einsatzkräften aus vier Nationen bei einer internationalen Übung auf dem Gelände der Technischen Bereitschaftsschule in Tingleff (Beredskabsstyrelsen Center for Uddannelse).
Es war bereits das vierte Mal innerhalb weniger Jahre, dass die Ruinenstadt der Tingleffer Schulungseinrichtung als Einsatzort einer europäischen Übung genutzt wird. Nachgestellt wurde ein verheerendes Erdbeben, das Hilfe aus dem Ausland erfordert.
Der Startschuss für die Einsatzkräfte aus Italien, Frankreich, Tschechien und Aserbaidschan ertönte am Freitag.
Nachdem die vielen Fahrzeuge den Grenzkontrollpunkt passiert hatten, galt es zunächst, ein Lager für Mannschaft, Suchhunde und Gerätschaften im Erdbebengebiet in Tingleff aufzuschlagen.
Selbstversorgend
Ganz wichtig nach dem Anrücken in Krisengebieten ist es, autark zu sein, wie Tingleffs Schulchef Martin Thomsen in einer Bilanz zur Übung betont: „Wenn ein Land um internationale Hilfe ersucht, ist es wichtig, dass die angeforderten Kräfte das Katastrophengebiet nicht zusätzlich belasten. In der Regel gibt es große Probleme bei der Wasserversorgung, beim Strom und anderen wichtigen Dingen. Die EU gibt daher vor, dass die Rettungsteams sich selbst unterbringen und mindestens zehn Tage selbst versorgen können.“
Die Übung in Tingleff dauerte zwar nicht so lange, sondern nur ein Wochenende, laut Fazit der Tingleffer Einrichtung verlangte das Szenario bei frostigen Temperaturen allen aber viel ab.
Es wurde nichts ausgelassen, um die Übung mit Zutun des Personals der Bereitschaftsschule rund um die Uhr so realistisch wie möglich zu machen und das Zusammenspiel der internationalen Einsatzkräfte damit zu trainieren.
Störfaktoren meistern
Dem Bergen und Retten von Menschen aus Trümmern und Fahrzeugen gesellten sich weitere Herausforderungen dazu.
Die Einsatzkräfte mussten auf wütende Demonstrierende reagieren, bekamen es mit ausgebrochenen Häftlingen zu tun und mussten Politikerinnen und Politiker erdulden, die sich das Katastrophengebiet aus der Nähe anschauen wollen.
Auch ungeduldige TV-Teams und Journalistinnen und Journalisten, die stets und ständig auf Interviews und neueste Informationen drängten, galt es „nebenbei“ zu bedienen. Alles zusammen erforderte eine gute Abstimmung der beteiligten Übungskräfte.
Kooperation auf einen Nenner bringen
„Internationale Einsätze können nur dann erfolgreich sein, wenn die Bereitschaftseinheiten der verschiedenen Länder ihre Aktivitäten gut koordinieren und ausgehend von gemeinsamen Richtlinien zusammenarbeiten. Das zeigen immer wieder Erfahrungen von Katastrophen in aller Welt. Das wurde bei der Übung daher intensiv getestet und evaluiert“, ergänzt Martin Thomsen.
Nach einer kleinen Abschlusszeremonie begaben sich die internationalen Kolleginnen und Kollegin am Montag auf die Heimreise.