Kommunalwahl 2021

Forscher: Wahlplakate bringen mehr Wählerstimmen

Forscher: Wahlplakate bringen mehr Wählerstimmen

Forscher: Wahlplakate bringen mehr Wählerstimmen

NB
Apenrade/Kopenhagen
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Seit Sonnabend, 23. Oktober 2021, hängen wieder zahlreiche Wahlplakate an den Laternenmasten. Foto: Karin Riggelsen

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Das Aufhängen von Wahlplakaten in der Öffentlichkeit ist nicht unumstritten. Dennoch sind sich Experten sicher, dass sie das demokratische Bewusstsein fördern und für die Kandidatinnen und Kandidaten von Nutzen sind.

Altbacken, umweltverschmutzend, verkehrsgefährdend, störend – so lauten einige Bedenken der Kritiker von Wahlplakaten.

Und dennoch dauerte es nicht lange, als am vergangenen Sonnabend um 12 Uhr der Startschuss zum Aufhängen von Wahlplakaten zur Kommunalwahl fiel, bis die ersten Straßenzüge mit den bunten Pappschildern übersät waren.

Während einige der Kandidatinnen und Kandidaten um die besten Laternenpfähle diskutierten oder um die Wette liefen, ging es bei der Schleswigschen Partei gemächlicher zu, als die Plakate in der Öffentlichkeit platziert wurden.

Kaum einer möchte auf Wahlplakate verzichten

Doch nicht alle sind begeistert darüber, knapp einen Monat lang auf die Konterfeis der zahlreichen Kandidatinnen und Kandidaten gucken zu müssen. In einigen Kommunen, darunter in Hadersleben (Haderslev), hatte es deswegen den Vorschlag gegeben, erst gar keine Wahlplakate mehr aufzuhängen.

Allerdings konnten sich die Lokalpolitiker fast nirgendwo auf eine gemeinsame Absichtserklärung einigen, einen Wahlkampf ohne Plakate führen zu wollen. Lediglich einige der kleinen Kommunen haben bereits auf Wahlplakate verzichtet, dazu gehören Fanø und Læsø.

Stimulierende Wirkung

Doch das könnte auch kontraproduktiv sein, wie Karina Kosiara-Pedersen vom Institut für Politische Wissenschaft an der Universität Kopenhagen zu bedenken gibt. Ihrer Meinung nach haben Wahlplakate nämlich eine stimulierende Wirkung.

„Frühere Studien haben gezeigt, dass ein Zusammenhang besteht zwischen dem Aufhängen von Wahlplakaten und der persönlichen Anzahl an Wählerstimmen. Die jüngste Kommunalwahl hat gezeigt, dass Wahlplakate in den kleinen Kommunen keinen Effekt hatten, aber je größer die Kommune wurde, desto mehr Bedeutung kam ihnen zu“, sagt sie.

Je mehr Wahlplakate die Kandidatinnen und Kandidaten schaffen, aufzuhängen, umso besser fallen ihre Chancen aus, gewählt zu werden, lautet auch die Einschätzung von Kommunalforscher Roger Buch von der dänischen Medien- und Journalistenschule.

„Studien sowohl von Kommunal- als auch von Folketingswahlen zeigen, dass die Kandidaten, die mehr Plakate aufhängen, mehr Stimmen erhalten als die, die nicht besonders viele Plakate aufhängen. Deshalb zahlt es sich aus, Wahlplakate aufzuhängen“, sagt Roger Buch.

Wichtig vor allem für weniger bekannte Kandidaten

Professor Kasper Møller Hansen vom Institut für Politische Wissenschaft an der Universität Kopenhagen ergänzt, dass Wahlplakate insbesondere für die weniger bekannten Kandidatinnen und Kandidaten einen Effekt haben.

„Man bekommt viel Aufmerksamkeit, die man sonst nicht bekommen würde. Das ist eines der Mittel, das während mehrerer Wahlen in jüngerer Zeit für viele Kandidaten einen Unterschied gemacht hat“, sagt Møller Hansen.

So würden die Plakate dabei helfen, den Wiedererkennungswert der Person und des Namens zu erhöhen, wenn die Wählerinnen und Wähler ihr Kreuz machen sollen.

Stimmengewinn dank Plakaten

Laut „TV Syd“ haben Forschungsergebnisse gezeigt, dass zehn aufgehängte Wahlplakate einer Kandidatin oder eines Kandidaten im Durchschnitt zu 1,7 Prozent mehr persönlichen Stimmen führen. Zudem würde die Partei, die mehr Plakate aufhängt, etwa 6 bis 7 Prozent mehr Stimmen erhalten.

Auch innerhalb einer Partei können Wahlplakate laut „TV Syd“ zu Unterschieden führen: Hängt Kandidat X mehr Wahlplakate auf als Kandidat Y, dann kann Kandidat X 12 bis 13 Prozent mehr Stimmen für sich verbuchen.

Werbung, die hängen bleibt

„Wenn man eine Wahl gewinnen möchte, dann muss man Wahlplakate aufhängen. Das ist Werbung, die hängen bleibt, und nichts, wonach man suchen oder wofür man bezahlen muss wie in den sozialen Medien“, sagt Kasper Møller Hansen.

Sofern man keine Wahlplakate aufhänge, bestehe das Risiko, vergessen zu werden. Und sollten alle auf Wahlplakate verzichten, dann würde das nicht ohne Auswirkungen auf die Wahlbeteiligung bleiben.

„Dann riskieren wir, dass die Wahlbeteiligung zurückgeht, und die Macht würde den bekannten Kandidaten zufallen“, sagt Møller Hansen. Damit hätten die Kandidaten am Ende der Liste es schwer, auf sich aufmerksam zu machen.

Gut für die Demokratie

„Die Wahlplakate helfen dabei, die Kandidaten, die nicht im Fernsehen sind oder über keine Mittel verfügen, um ihre Anzeigen auf Facebook zu boosten, sichtbar zu machen“, ist sich Kasper Møller Hansen sicher.

Auch Roger Buch verweist auf den positiven Effekt einer höheren Wahlbeteiligung.

„Für den demokratischen Prozess ist das förderlich, denn es trägt zu einer Wahlkampfstimmung bei, die vermutlich bewirkt, dass sich mehr Menschen an der Wahl beteiligen“, so Buch.

Zwischen 600.000 und 700.000 Wahlplakate

„Ritzau“ zufolge schätzt der Direktor der Druckerei Lasertryk aus Aarhus, Esben Mols Kabell, dass zwischen 600.000 und 700.000 Wahlplakate für den Kommunal- und Regionswahlkampf gedruckt wurden, eine Einschätzung, die auf seiner Branchenkenntnis basiert. Allein in seiner Druckerei wurden etwa 200.000 Wahlplakate gedruckt.  

Laut „TV Syd“ kostet es etwa 17 Kronen, ein Wahlplakat zu produzieren.

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