Leitartikel

„Knivsbergfest für alle – zwischen Tradition und Erneuerung“

Knivsbergfest für alle – zwischen Tradition und Erneuerung

Knivsbergfest für alle – zwischen Tradition und Erneuerung

Knivsberg/Nordschleswig
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Wer seit vielen Jahren nicht mehr auf dem Knivsbergfest war, sollte sich das Erlebnis nicht entgehen lassen. Es lohnt sich, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

Am Sonnabend ist wieder Knivsbergfest – endlich, obwohl das vorherige gar nicht so lange her ist, es war im September. Corona hatte 2020 eine Absage ausgelöst, und 2021 musste das Sommerfest der deutschen Minderheit in Nordschleswig um einige Monate verschoben werden.

Jetzt ist das Knivsbergfest endlich wieder im normalen Rhythmus. Zwar grassiert das Coronavirus immer noch unter uns, aber in Dänemark tun die meisten inzwischen so, als ob es das Virus gar nicht mehr gäbe. Es kann also gefeiert werden – ohne Abstand, aber mit Anstand.

Mit Anstand, das heißt nicht nur den Menschen gegenüber Respekt zeigen, die vielleicht noch etwas Corona-Angst haben und mehr Platz brauchen, sondern auch den Veranstaltern gegenüber Toleranz und Geduld zu zeigen.

Das Knivsbergfest in der neuen Version gibt es zwar inzwischen seit einigen Jahren, aber es sind immer noch freiwillige Helfer aus den Vereinen und Verbänden, die an den Buden, in den Zelten und auf der Bühne stehen. Blutige Amateure, die inzwischen etwas Erfahrung haben, die aber nicht professionelle Veranstalter sind.

Hinzu kommt, dass das Knivsbergfest auf zwei Schlüsselpositionen herausgefordert wurde: Lasse Tästensen hat als Abteilungsleiter beim Jugendverband aufgehört, und BDN-Buchhalterin Mette Olesen, die Zelte und Sicherheit in der Hand hielt, wechselte ebenfalls den Job. Das Team des Jugendverbandes hat mit viel Elan und großem Arbeitseinsatz dennoch diese große Aufgabe auf sich genommen – und das wenige Wochen nach der Rhönrad-WM in Sonderburg. Hut ab.

Alle bemühen sich und tun ihr Bestes, damit das Knivsbergfest 2022 wieder ein gelungenes Fest wird. Aber zu Stoßzeiten wird es Schlangen geben, und auch das Parkproblem ist nicht gelöst – wenn es denn jemals gelöst werden wird. Es gibt einfach nicht genügend Parkplätze am Berg, wenn 4.000 bis 5.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene für einen Tag gemeinsam feiern wollen.

Im Vorfeld hat es Unmut über den „Verkauf“ von Parkplätzen am Knivsberg gegeben. Alle anderen müssen in Gjenner (Genner) parken und entweder den Shuttleservice nutzen oder zu Fuß die knapp zwei Kilometer zum Knivsberg gehen. Das ist derzeit die einzige mögliche Lösung. Dafür Freiwillige und Mitarbeiter anzupöbeln, die in diesen Tagen für das Knivsbergfest Kopf stehen, ist einfach unverschämt. Auch bei anderen Festivals oder Großveranstaltungen muss man einen Fußweg in Kauf nehmen.

Der Erlös geht übrigens an das Projekt „Kein Kind ohne Ferien“ (auch als das „rote Reiseschwein“ bekannt). Parken für den guten Zweck also.

Auch in anderen Bereichen ist das Knivsbergfest 2022 anders als früher: Aus dem großen Handballturnier mit kleinem Rahmenprogramm wurde zunächst ein kleines Handballturnier mit noch kleinerem Rahmenprogramm. Das war vor 8-9 Jahren der Tiefpunkt.

Seitdem arbeitet die Minderheit mit dem Jugendverband an der Spitze ständig an dem neuen Konzept: Heute ist es ein großes Kinder- und Familienfest mit wechselndem sportlichem Inhalt. In diesem Jahr gibt es keinen Handball, aber dafür nehmen zum Beispiel über 80 Fußballmannschaften am Kleinfeldturnier teil. Und auch wenn an vielen neuen Stellschrauben gedreht wird: Das Knivsbergfest hält auch an vielen kleinen und großen Traditionen fest und ist somit ein Sommerfest für die gesamte Minderheit.

Also heißt es Mitspielen – als Sportlerin, Teilnehmer, Helferin oder Veranstalter – alle können mit guter Stimmung beitragen. Das Wetter spielt auch mit, und so steht einem gelungenen Fest am Sonnabend nichts im Wege.

Wenn man nur noch das „alte“ Knivsbergfest in Erinnerung hat, dann sollte man sich am Sonnabend die Fahrt zum höchsten Punkt Nordschleswig gönnen, zumal es auch ein Höhepunkt des Minderheitenjahres ist.

Wir sehen uns auf dem Knivsberg.

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