Kriegsgräberfürsorge

100 Vermisstenschicksale aus dem 1. Weltkrieg aufgeklärt

100 Vermisstenschicksale aus dem 1. Weltkrieg aufgeklärt

100 Vermisstenschicksale aus dem 1. Weltkrieg aufgeklärt

Sonderburg/Sønderborg
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Die Grabstätte von Maat Paul Barth entdeckte Mumberg in Tranderup auf der Ostseeinsel Ærø. Der Stein ist schon ziemlich verwittert, weshalb die Inschrift nur schwierig zu entziffern ist. Sie lautet: Es starb für sein deutsches Vaterland Paul Barth 5. 9. 1918. Foto: privat

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Der nordschleswigsche Kriegsgräber-Beauftragte Eggert Mumberg hat bei Reisen durch Dänemark auf einigen Friedhöfen 155 Gräber deutscher Soldaten des Ersten Weltkriegs gefunden, von denen nur 47 auch vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge registriert waren. 8 waren Gräber von unbekannten Soldaten. Aber waren die restlichen 100 irgendwo registriert? Mumberg hat recherchiert.

Eggert Mumberg aus Sonderburg hat vermutlich einen wichtigen Beitrag dafür geleistet, dass das Schicksal von 100 Teilnehmern am Ersten Weltkrieg geklärt werden konnte. Er hat bei seinen Reisen durch Dänemark Gräber von deutschen Soldaten entdeckt, die nicht beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge registriert sind.

„Sie waren zumindest bei näherer Nachforschung in der Gräbersuche der Volksbund-Webseite nicht zu finden“, erläutert Mumberg den Sachverhalt.

Eggert Mumberg, Harro Hallmann
Eggert Mumberg als Beauftragter der Kriegsgräberfürsorge in Dänemark und der Leiter des Sekretariats der deutschen Minderheit in Kopenhagen, Harro Hallmann, legten im vergangenen Jahr je einen Kranz an der Gedenkstätte auf dem Knivsberg nieder. Foto: Karin Riggelsen

Offiziell noch vermisste Soldaten

„Die meisten Gräber hatten Gedenksteine, die von der Deutschen Botschaft in Kopenhagen in den 1920er-Jahren geliefert oder veranlasst worden sind“, hatte Mumberg herausgefunden. Er war eigentlich davon ausgegangen, dass die Deutsche Botschaft deshalb auch eine entsprechende Namensliste an den Volksbund oder an deutsche Stellen weitergeleitet hatte. „Das scheint aber nicht der Fall zu sein“, wundert er sich im Nachhinein. Mumberg nimmt deshalb an, dass die Soldaten deshalb offiziell noch als vermisst gelten.

Der nordschleswigsche Kriegsgräberbeauftragte entschloss sich zu einer Internetrecherche. „In den meisten Friedhöfen in Dänemark sind Verzeichnisse und Bilder aller Grabsteine öffentlich zugänglich“, fügt er erläuternd hinzu und räumt gleichzeitig ein: „Da nicht von allen Friedhöfen Material vorliegt, wird meine Untersuchung wohl Lücken haben.“

Die Kriegsgräber von Lügumkloster

Auf dem Friedhof von Lügumkloster waren einst 39 deutsche Strafgefangene beigesetzt worden, die dazu verurteilt worden waren, die schwere körperliche Arbeit beim Aufbau der Sicherungsstellung Nord von der Nordsee bis zur Ostsee quer durch Nordschleswig zu leisten. Sie starben während dieser Zeit. Neben ihnen lag ein deutscher Militärarzt namens Dr. Karl Fallscheer.
Laut Friedhofsleiter Christian R. Hansen wurden die deutschen Gräber 1945 im Auftrag der deutschen Besatzungsmacht geschlichtet. 20 der Steine tauchten 2009 wieder auf. Sie waren zwischenzeitlich als Terrassensteine eingesetzt worden. Allerdings waren nur noch acht von ihnen ganz geblieben. Der Kirchengemeinderat entschied, zumindest diese acht wieder auf dem Friedhof aufzustellen. Darunter auch den des Bataillonsarztes Fallscheer.

 

Meist Marinesoldaten

Er konzentrierte sich bei seinen Recherchen auf Friedhöfe in Küstennähe. Es musste sich bei den Gefallenen um in Dänemark angeschwemmte Marinesoldaten handeln, da Dänemark beim Ersten Weltkrieg kein Kriegsteilnehmer war. Die von ihm untersuchten Friedhöfe liegen primär an der dänischen Westküste. Doch auch auf dem Friedhof von Skagen und dem auf der Insel Aarö (Årø) sowie in Lügumkloster (Løgumkloster) wurde er fündig.

Eggert Mumberg glich die Namensliste mit der Verlustliste der Kaiserlichen Marine ab und musste feststellen, dass von den 155 Grablagen, die er insgesamt entdeckt hatte, nur 47 in der Gräbersuche des Volksbundes registriert waren. Da in acht Gräbern namenlose, also unbekannte, Soldaten beigesetzt worden waren, blieben noch exakt 100 Namen, die nicht beim Volksbund in Kassel registriert waren; beim Marinebund in Laboe waren sie lediglich als gefallen gemeldet.

Arbeit noch nicht getan

Dass die Liste noch länger sein könnte, hat er erst kürzlich bei einem Spaziergang über den Apenrader (Aabenraa) Friedhof entdeckt. „Mir fiel auf, dass dort eine Reihe deutscher Soldaten des Ersten Weltkriegs liegen. Sie sind offensichtlich nicht beim Volksbund registriert. Allerdings habe ich das nur bei drei Gräbern kontrolliert“, wundert er sich dennoch und sieht dort noch Potenzial für weitere Detektivarbeit. Das Schicksal von 100 Vermissten hat er indes bereits aufklären können.

 

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