Wirtschaft und Umweltschutz

Neuer Rohstoffplan setzt auf sparsamen Umgang mit Bodenschätzen

Neuer Rohstoffplan: Sparsamer Umgang mit Bodenschätzen

Neuer Rohstoffplan: Sparsamer Umgang mit Bodenschätzen

Vejle
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Die Kiesvorräte in Nordschleswig wie auf dem Foto bei Röllum reichen noch für viele Jahrzehnte. Doch soll sparsam mit den Rohstoffen umgegangen werden, denn die Kiesschichten haben sich in der Eiszeit abgelagert und können nur einmal abgegraben werden. Foto: Volker Heesch

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Die Region Süddänemark hat das für die kommenden 12 Jahre geltende Konzept zur Förderung von Kies, Ton und Kleierde verabschiedet. In Norschleswig gibt es neue Bereiche zur Kiesgewinnung bei Uk, Röllum und Andholm.

Nach mehrmonatigen öffentlichen Anhörungen, Sichtung von Umweltgutachten und Debatten in Ausschüssen und im Plenum hat der Regionsrat Süddänemark bei seiner Zusammenkunft am Montag, 21. Juni 2021, den für mindestens 12 Jahre geltenden neuen Rohstoffplan verabschiedet, der auch die Kies-, Ton- und Kleierdegewinnung in Nordschleswig regelt. Zielsetzung bei der Planung bei der Förderung der Bodenschätze in der Region ist das Prinzip, mit den Schätzen sparsam umzugehen. Gibt es doch beispielsweise bei den Kiesvorräten, die vor allem durch die Bauwirtschaft genutzt werden, in vielen Regionen bereits Engpässe.

Nordschleswig seit über 100 Jahren Kiesfördergebiet

In Nordschleswig, seit über 100 Jahren eine Hochburg des Kiesabbaus, werden neue Förderbereiche laut Rohstoffplan bei Uk (Uge), Röllum (Røllum) und Andholm freigegegben. Im Bereich westlich von Apenrade (Aabenraa) gibt es große Kiesvorkommen, die beim Abschmelzen der eiszeitlichen Gletscher vor einigen zehntausend Jahren entstanden sind. Die Fördergebiete, der derzeit in der Kommune Apenrade genutzt werden, sollen weiter genutzt werden. Die Neuplanung sieht nur eine Erweiterung in geringerem Umfang vor. Im Raum Tingleff (Tinglev) werden die Fördergebiete nach Abschluss des Kiesabbaus bereits seit Jahrzehnten renaturiert und beispielsweise für Freizeiteinrichtungen genutzt.

Regionsvorsitzende Stephanie Lose fordert Nachhaltigkeit

Die Vorsitzende der Region Süddänemark, Stephanie Lose (Venstre), unterstrich im Regionsrat, dass es darum gehe, die Versorgung der Wirtschaft mit Kies und Ton zur Ziegelherstellung zu versorgen. 

Das Satellitenfoto zeigt, wo bei Uk ein kleinerer Bereich neu zur Kiesgewinnung ausgewiesen worden ist. Foto: Region Syddanmark

 

„Die Rohstoffe, die gefördert worden sind, kommen nicht zurück. Wir schulden es Nachbarn, der Natur und den kommenden Generationen, die Bodenschätze mit Bedacht zu nutzen“, so Lose und verwies auf das Prinzip der Nachhaltigkeit, das beim Umgang mit Rohstoffen gelten müsse. Deshalb müsse die Wiederverwertung von Materialien verstärkt werden.

Jørn Lehmann Petersen: Genug Ziegeleiton

Der Vorsitzende des Umweltausschusses des Regionsrates, Jørn Lehmann Petersen (Sozialdemokraten), der maßgeblich am Zustandekommen des neuen Rohstoffplans beteiligt war, berichtet, dass in Nordschleswig sowohl die Kiesgrubenunternehmen als auch die Ziegeleien in ihren bestehenden Förderbereichen noch Jahrzehnte Kies und Ton fördern können. „Die Ziegeleien haben Förderrechte, die bis in die Zeit vor 1920 mit deutscher Verwaltung zurückgehen“, so der frühere Bürgermeister der Kommune Broacker. „Im Raum Rothenkrug (Rødekro) sollen die Kiesvorräte noch 125 Jahre reichen, wenn im heutigen Umfang weiter Kies abgebaut wird“, so Lehmann Petersen, der aber mahnt, sparsam mit den Bodenschätzen umzugehen.

 

Bei der Wiederverwertung müssen wir auch noch besser werden

Jørn Lehmann Petersen (Sozialdemokraten), Vorsitzender des Umweltausschusses im Regionsrat Süddänemark

 

Weltweit gibt es in vielen Ländern nicht mehr genug Kies für die Bauindustrie. „Bei der Wiederverwertung müssen wir auch noch besser werden“, so Lehmann Petersen und nennt das Beispiel Beton: „Es sollte in Zukunft nicht mehr Beton aus Häuserabrissen nach der Zerkleinerung nur als Füllmaterial in den Straßenbau gehen. Die Betonhersteller müssen das Material wiederverwerten, weil einige der Inhaltsstoffe im dabei benötigten Zement knapp werden“, so der Politiker. Außerdem wird bei der Herstellung von Zement sehr viel Energie benötigt, was mit dem Ausstoß von Treibhausgasen verbunden ist. „Es sollte nicht unnötig die Erde aufgegraben werden“, so Lehmann Petersen und verweist auf Auswirkungen von Kiesgruben auf den Grundwasserspiegel oder Verlust von Natur, wenn neue Fördergebiete genutzt werden.

Keine Kleierde aus Schutzgebieten

Das spielte vor allem eine Rolle bei der Ausweisung neuer Bereiche zur Entnahme von Kleierde, die als Abdeckung von See- und Audeichen benötigt wird. „Viele Marschengebiete, wo wir bisher Klei fördern konnten, sind Natura-2000-Schutzgebiete“, so Lehmann Petersen. Deshalb habe man nun Fördergebiete außerhalb der streng geschützten Marschgebiete ausgewiesen. Zuvor hatte man oft im Zuge von Kleiausgrabungen Naturschutzprojekte  durchgeführt, beispielsweise Gewässer mit Brutinseln für Seevögel.

6 bis 8 Prozent der Treibhausgasemissionen gehen weltweit auf das Konto der Betonherstellung. In der Anhörung waren Bürger, aber auch Umweltverbände, das für den Schutz archäologischer Fundstätten zuständige Museum Sønderjylland, Kirchen, das Militär und Kommunen zu Wort gekommen.   

 

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