Leitartikel

„Eigene Grenzland-Geschichte(n)“

Eigene Grenzland-Geschichte(n)

Eigene Grenzland-Geschichte(n)

Nordschleswig/Südschleswig
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„Der Krug an der Wiedau“ ist ein Publikumsmagnet. Der Film zeigt die Vielfalt im deutsch-dänischen Grenzland, in der es wichtig ist, auch eigene Geschichten zu erzählen, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

Wer hätte das gedacht, dass ein putziger Grenzlandfilm zum großen Kino wird? „Der Krug an der Wiedau“ hatte vor fast fünf Monaten Premiere in Niebüll (Nibøl) und Tondern (Tønder), und seitdem haben über 6.000 Menschen den schrägen Streifen gesehen. Ja, sogar noch mehr, denn zu Ostern lief der Film erstmals im „richtigen“ Fernsehen bei „TV Syd+“.

Der Film ist ein Glücksgriff für die deutsch-dänische Grenzregion sowie für die Projektpartner Et Nordfriisk Teooter und der Bund Deutscher Nordschleswiger. Es gibt nicht viele Aktivitäten im Grenzland, die so viele Menschen auf einmal ansprechen.

Lustig ist dabei, dass der Film eben nicht nur in Minderheitenkreisen gezeigt wird, sondern auch von den Mehrheiten beiderseits der Grenze gesehen wird. Und das nicht nur im Grenzland: Südlich des Nordostseekanals oder nördlich von Kolding wird der Film mit den fünf Sprachen ebenfalls ausgestrahlt.

Unsere Grenzland-Sprachen und Dialekte sind wichtig, denn sie erzählen auch einen wichtigen Teil der Geschichte des Landesteils und ihrer Bevölkerung. Außerdem geben sie unserer Region eine besondere Couleur. Es hat seinen ganz eigenen Grenzland-Charme, wenn sich Leute in ein und derselben Versammlung auf Deutsch, Dänisch, Platt, Friesisch und Sønderjysk unterhalten. Es passiert gewiss nicht oft, aber es passiert – und es passiert nur hier.

„Der Krug an der Wiedau“ ist eine kleine Grenzlandperle und auf seine ganz eigene kleine Art und Weise großes Kino. In einigen Kreisen hat der Streifen sogar schon Kultstatus bekommen – berechtigterweise.

Das Budget hätte bei anderen Filmen vielleicht für den Trailer gereicht, doch hinter „Der Krug an der Wiedau“ steckt richtig viel Engagement und Herzblut – von den Laiendarstellern über die Crew bis hin zu den Machern und Ideengebern Uffe Iwersen und Gary Funck, auf dessen Hörspielreihe von 2010 die Geschichte basiert.

Wir brauchen im Grenzland nicht nur Kommissare und Filmemacher, die alle paar Jahre von außerhalb für ein paar Tage in die Provinz „eingeflogen“ werden. Wir brauchen auch eigene Geschichten und Erzählungen Marke „Made im Grenzland“.

„Der Krug an der Wiedau“ ist eine solche Erzählung, und der kleine große Film hätte eigentlich einen Preis verdient – irgendeinen. Aber bis es so weit ist, können sich alle über den Publikumserfolg freuen.

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