Deutsche Minderheit

Geschichtszeitschrift würdigt Bildhauer Fritz Korsemann

Geschichtszeitschrift würdigt Bildhauer Fritz Korsemann

Geschichtszeitschrift würdigt Bildhauer Fritz Korsemann

Rapstedt/Hoyer
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1931 ist das Denkmal „Trauer“, ein Werk Fritz Korsemanns (1904-1944), in Hoyer seiner Bestimmung übergeben worden. Der Künstler hatte das Werk zu Ehren der Gefallenen des Ersten Weltkriegs aus Hoyer 1924 entworfen. Foto: Volker Heesch

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„Sønderjysk Månedsskrift“ stellt das Schaffen des Sohnes einer viele Jahre in Rapstedt ansässigen Lehrerfamilie vor. Korsemanns Neffe Erich Christian Bargum hat kleine Kunstwerke des 1944 als deutscher Soldat an der Ostfront Umgekommenen verwahrt.

Einige wenige bekannte Kunstwerke erinnern in Nordschleswig an das Schaffen des Bildhauers Fritz Korsemann. Er wurde 1904 in Westerhever in Eiderstedt geboren.

Sohn Rapstedter Lehrerfamilie

Er wuchs in einer lange in Rapstedt (Ravsted) ansässigen Lehrerfamilie auf. Der Vater Georg Gerhard Korsemann (1872-1934)  hatte 1895 seine Lehrerausbildung am Seminar in Hadersleben (Haderslev) abgeschlossen, anschließend war er an vielen Orten in Nordschleswig, aber auch in Eiderstedt tätig.

 

Dieses Porträt ihres Vaters Fritz Korsemann hat 2001 seine verstorbene Tochter Elke Korsemann Nissen geschaffen. Foto: Sønderjysk Månedsskrift

 

In der neuesten Ausgabe der nordschleswigschen Geschichtszeitschrift „Sønderjysk Månedsskrift“ würdigt der Autor Niels T. Sterum das Wirken Fritz Korsemanns, dessen voller Name Friedrich Korsemann war, der aber meist Fritz genannt wurde. In Rapstedt lebt Erich Christian Bargum. Der 90-Jährige erinnert sich an Fritz Korsemann, dieser war ein Bruder seiner Mutter.

 

Erich Christian Bargum freut sich über Werke seines Onkels Fritz Korsemann. In der Hand hält er einen kunstvoll gestalteten Aschenbecher aus Familienbesitz. Foto: Volker Heesch

 

Bargum hat mehrere kleine Kunstwerke verwahrt, die Fritz Korsemann geschaffen hat.

Ausbildung an Kunstgewerbeschule Flensburg

Dieser war 1920 im Alter von 16 Jahren an der Kunstgewerbeschule in Flensburg (Flensborg) aufgenommen worden. Während seiner Ausbildung erhielt er den Auftrag, ein Denkmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten aus Rapstedt zu schaffen.

 

Dieses Denkmal hat der sehr junge Fritz Korsemann 1921 für den deutschen Teil der Einwohner Rapstedts geschaffen. Eine Postkarte aus dieser Zeit zeigt das Denkmal mit Kränzen geschmückt. Foto: Lokalhist. Arkiv Tinglev

 

Es steht dort noch heute. Der Rapstedter Horst Jacobsen hat an dem Gedenkstein anlässlich des deutsch-dänischen Gedenkens im Jahre 2018, 100 Jahre nach dem Ende des Krieges, eine Ansprache gehalten.
 

Horst Jacobsen hat bei einer deutsch-dänischen Feier an die Bedeutung des von Fritz Korsemann 1921 geschaffenen „deutschen“ Denkmals erinnert. Foto: Privat

 

In Rapstedt gibt es neben dem „deutschen“ Denkmal Korsemanns einen „dänischen“ Stein mit Namen der 1914 bis 1918 im deutschen Kriegsdienst Gefallenen. Während das Rapstedter Denkmal Korsemanns typische Merkmale der Verklärung des Soldatentodes aufweist, hat Korsemann wenige Jahre später den Entwurf für ein Denkmal in Hoyer (Højer) geschaffen, das sich mit dem Titel „Trauer“ von den üblichen Gedenkstätten im Landesteil unterscheidet, bei denen oft eine deutsche oder dänische Sichtweise des Sterbens auf dem Schlachtfeld durchschimmert.
 

Das Werk „Trauer" von Fritz Korsemann steht in Hoyer auf dem vor einigen Jahrzehnten neu gestalteten Denkmalplatz. Es wird auch bei Ortsführungen gern als ein Stück Geschichte Nordschleswigs vorgestellt. Foto: Volker Heesch

 

Das 1924 vom Stadtrat des damals noch von einer deutschen Mehrheit regierten Hoyer in Auftrag gegebene Werk ist erst 1931 eingeweiht worden, berichtet Niels T. Sterum im Beitrag der Geschichtszeitschrift.

Schwiegersohn Johannes Schmidt-Wodders

1932 hat Korsemann das Kriegerdenkmal in der Kirche von Lügumkloster vollendet, das viele Jahre ein Fragment geblieben war. Eine Skulptur mit dem Titel „Overvindelse“ erwarb 1933 das Museum in Tondern (Tønder), auch schnitzte er den Altar der neuen Kirche in Rinkenis (Rinkenæs). Dort war Korsemann ansässig geworden, nachdem er Louise Schmidt, die Tochter des Spitzenvertreters der deutschen Minderheit nach der Grenzziehung 1920, Folketingsmitglied Johannes Schmidt-Wodder (1869-1959), geheiratet hatte.
 

Die Holzfigur einer Großen Rohrdommel zeigt, dass Fritz Korsemann auch Interesse an Natur gehabt hat. Die Große Rohrdommel, die meist verborgen in Schilfgebieten lebt, zählt heute zu den seltensten Vogelarten Nordschleswigs. Foto: Volker Heesch

 

Im Artikel  berichtet Sterum, dass Fritz Korsemann seine künstlerische Ausbildung in den 1920er Jahren in Berlin und an der Holzschnitzerschule in Bad Warmbrunn in Schlesien fortgesetzt hatte. Ihn haben der dortige italienische Schulleiter Cirillo dell’Antonio und auch der berühmte Ernst Barlach beeinflusst.

Schwierige Wirtschaftslage

Ein Enkel Fritz Korsemanns, Lasse Korsemann Horne, berichtete 2004 in einem Beitrag des „Nordschleswigers“, dass Fritz Korsemann 1933 angesichts wirtschaftlicher Zwänge, die Einkünfte durch sein künstlerisches Schaffen konnten die Familie wohl nicht ernähren, nach Deutschland ging und dort Berufssoldat wurde.

Umzug nach Ostpreußen

Die Familie zog nach Goldap in Ostpreußen. Korsemann wurde Offizier, 1944 ist er an der Ostfront umgekommen. Seine Familie flüchtete gegen Kriegsende aus Ostpreußen nach Nordschleswig. Erich Christian Bargum hat Fritz Korsemann bei Besuchen auf dem Hof Petersholm kennengelernt, dem Wohnsitz Schmidt-Wodders. Er hat auch immer Kontakt zu den fünf Kindern Korsemanns gehalten, von denen einige noch leben. Erich Christian Bargum, der früher einen Hof in Högsholt (Høgsholt) bewirtschaftet hat, freut sich über die kleinen Werke seines Onkels. „Die kleine Maus habe ich von meinem Vater bekommen“, erzählt Bargum.
 

Die Maus ist ein Werk Fritz Korsemanns. Foto: Volker Heesch

 

Sehr gerne mag er auch die von Korsemann geschnitzte Große Rohrdommel. 1989 ist bei einer Ausstellung auf dem Knivsberg (Knivsbjerg) an das Wirken Fritz Korsemanns erinnert worden. 

König nahm vor Denkmal Reißaus

Das Denkmal in Hoyer wird dort in Ehren gehalten, denn es ist sowohl bei deutschen als auch dänischen Nordschleswigern stets als Mahnmal ohne nationale Untertöne gelobt worden. Anders war es beim Frühwerk in Rapstedt: „Bei einem Besuch in Rapstedt in den Jahren nach 1920 wollte König Christian X. neben dem dänischen Gedenkstein auch den deutschen sehen.
 

Diesen Nähkasten aus der Familie Horst Jacobsens hat Fritz Korsemann geschaffen. Foto: Horst Jacobsen

 

Doch er machte eine Kehrtwende, als er die Schleswig-Holstein-Fahnen auf dem deutschen Denkmal sah“, berichtet Horst Jacobsen, der aus Familienbesitz einen Nähkasten hat, den Fritz Korsemann geschaffen hat.   Das Heft 5, 2022, von „Sønderjysk Månedsskrift“ ist über „Historisk Samfund for Sønderjylland“, Tel. 74 62 46 83 oder hssj@hssj.dk, erhältlich.      

 

 

 

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