Wirtschaft

Kommunikationsbüro verlegt den Hauptsitz nach Apenrade

Kommunikationsbüro verlegt den Hauptsitz nach Apenrade

Kommunikationsbüro verlegt den Hauptsitz nach Apenrade

Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Kirsten von Wildenradt (l.) und Marianne Kalb in ihrem neuen Firmenhauptsitz in Apenrade Foto: Karin Riggelsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Kirsten von Wildenradt und ihre Geschäftspartnerin Marianne Kalb wollen weder ihre Zelte in der Kommune Tondern noch in Sonderburg abbrechen.

Die breite Öffentlichkeit ist wohl zum ersten Mal so richtig auf das Kommunikationsbüro KALB aufmerksam geworden, als es ihm 2016 in Zusammenarbeit mit der Kommune Tondern (Tønder) und der Bürgerinitiative „Bevar Tønder Sygehus“ gelang, den Erhalt des Krankenhauses in der Wiedaustadt zu sichern. Die Werbestrategie hatte damals die in Lügumkloster (Løgumkloster) ansässige Agentur entwickelt, an deren Spitze damals wie heute zwei Frauen stehen: Marianne Kalb und Kirsten von Wildenradt, die beide aus Nordschleswig stammen, beide aber auch im Rahmen ihrer Ausbildung die große weite Welt erlebt haben, trotzdem – oder gerade deshalb – wieder in die Heimat zurückgekehrt sind.

Bescheidene Anfänge

Aus dem kleinen Betrieb, den Marianne Kalb 2007 in dem einstigen Babyzimmer ihres jüngsten Sprosses als Ein-Frau-Firma gründete, ist inzwischen ein kleines nordschleswigsches „Imperium“ geworden, mit zehn Festangestellten und mehreren Praktikantinnen und Praktikanten (derzeit sind es drei).

Das Büro zog vom Kalb’schen Einfamilienhaus zunächst in ein kommunales Gebäude am Åved in Lügumkloster. Da die Kommune diese Immobilie abstoßen möchte, hat sich die Werbeagentur nach einem neuen Hauptsitz umgesehen und ist in Apenrade, genauer im 4. Stock des Jebsen-Gebäudes am Michael Jebsen Platz fündig geworden.

„Hier haben wir alle Platz, wenn wir uns montags und mittwochs aus allen Abteilungen zusammenfinden“, erzählt Kirsten von Wildenradt. Es gibt darüber hinaus auch Kalb-Abteilungen in Tondern und in Sonderburg (Sønderborg).

Im vierten Stock des Jebsen-Gebäudes befindet sich die Werbeagentur in einer modernen, offenen Bürolandschaft. Schon die Gestaltung der Räumlichkeit strahlt es aus: Hier kann man kreativ arbeiten. Foto: Karin Riggelsen

Solche regelmäßigen „Vollversammlungen“ seien jedoch wichtig, betont sie, weil bei den unterschiedlichen Aufgaben verschiedene Kompetenzen gefragt sind und nicht jedes der drei „Häuser“ alle diese Fähigkeiten und Fertigkeiten abdeckt. „Nicht zuletzt Corona hat uns gezeigt, dass man durchaus an unterschiedlichen Plätzen arbeiten kann. Nichtsdestotrotz sind diese gemeinsamen Tage dienlich für die einzelnen Projekte“, stellt die 43-Jährige fest.

Es gibt keine Pläne, die Büros zusammenzulegen. Im Gegenteil. Es ist den beiden Chefinnen wichtig, dass ihr Unternehmen dort zu finden ist, wo auch die Kundschaft angesiedelt ist.

Eine eigene Dependance in Apenrade war deshalb schon länger ein gestecktes Zwischenziel des firmeninternen Wachstumsplans. Dass die Fördestadt jetzt auch Hauptsitz wird, hängt in erster Linie mit den räumlichen Gegebenheiten zusammen. Da das Unternehmen seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ganz Nordschleswig und auch mittlerweile außerhalb des Landesteils rekrutiert, ist ein zentral gelegener Standort mit guter Anbindung an das Autobahnnetz von Vorteil.

Die breiten Fensterbänke sind mit Schaumstoffmatratzen und großen bunten Kissen gepolstert. Hierher können sich die Mitarbeitenden zurückziehen, wenn sie mal allein einen längeren Text durchlesen oder auch mal in einen kreativen Dialog treten wollen. Für das Foto zeigen Marianne Kalb und Kirsten von Wildenradt, wie das aussehen könnte. Foto: Karin Riggelsen

Normalerweise arbeitet Kirsten von Wildenradt selbst in der Tonderner Niederlassung, die sich dort im ehemaligen Gerichtsgebäude befindet. An zwei Tagen in der Woche fährt sie nach Apenrade. Sie muss selbst ein wenig darüber schmunzeln, dass sie in Nordschleswig lebt und sogar arbeitet.

Behütete Abnabelung

Das hätte Kirsten von Wildenradt als junges Mädchen nämlich komplett für sich ausgeschlossen. Sie ist in Lüdersholm (Lydersholm) aufgewachsen und hat die deutschen Schulen in Buhrkall (Burkal) und Tondern besucht. Um der Provinzialität der nordschleswigschen Heimat jedoch möglichst weit weg zu entfliehen, war sie als 18-Jährige nach Kopenhagen gegangen, um dort die Handelsschule zu besuchen. „Dieser Abnabelungsprozess fand jedoch in behüteten Verhältnissen statt“, wie sie augenzwinkernd feststellt. Kirsten von Wildenradt lebte in dieser Zeit bei ihrer älteren Schwester und im Collegium 1961, dem Studierendenwohnheim der deutschen Minderheit in Hellerup.

Später studierte sie Deutsch und Kommunikation an der Uni in Aarhus. Noch bevor sie ihren Hochschulabschluss in der Tasche hatte, wurde sie schwanger. Gemeinsam mit ihrem heutigen Mann, der ebenfalls aus Nordschleswig stammt, zog sie nach Tondern. Günstiger Wohnraum und die Nähe zur Familie beeinflussten damals sicherlich die Wohnsitzwahl.

Die Wochenblattanzeige

Ein Glücksfall war es, dass Marianne Kalb sich zu der Zeit – 2007 – gerade selbstständig machte und im örtlichen Wochenblatt einen Studienjob offerierte. Kirsten von Wildenradt konnte diese Praktikumsstelle ergattern. Nebenbei schrieb sie ihre Abschlussarbeit über strategische Kommunikation.

Die Chemie zwischen den beiden Powerfrauen stimmte offensichtlich, denn aus dem Praktikum entwickelte sich eine Festanstellung. Von Wildenradt machte einen kurzen Abstecher zur Sydbank, kehrte aber in den „Kalb-Stall“ zurück. Seit 2014 ist sie zur Partnerin aufgestiegen.  

Marianne Kalb (schemenhaft im Hintergrund, l.) holte Kirsten von Wildenradt 2007 im Rahmen eines Studienjobs in ihre Agentur. Seit 2014 sind die beiden Unternehmenspartnerinnen. Foto: Karin Riggelsen

Das dynamische Duo Kalb/von Wildenradt hat verschiedene Kompetenzen und ergänzt sich wohl gerade deshalb.

Breit aufgestelltes Team

„Wir haben uns das Ziel gesteckt, dass wir das Kommunikationsbüro für Nordschleswig sein wollen. Unsere Agentur deckt deshalb eine große Bandbreite ab. Wir können uns nicht nur auf einen Bereich spezialisieren. In anderen Landesteilen konzentrieren sich Kommunikationsbüros zum Beispiel auf Lebensmittel oder auf SEO (Abkürzung für Suchmaschinenoptimierung; red. Anm.). Das würde in Nordschleswig nicht funktionieren“, stellt Kirsten von Wildenradt fest.

Wir verstärken unser Team gerne auch mit jungen Mitarbeitenden.

Kirsten von Wildenradt zum Thema soziale Medien

„Wir haben deshalb unser Team entsprechend breit aufgestellt. Wir haben Leute, die sich mit Unternehmensstrategien auskennen; andere sind Spezialisten für Krisenmanagement, wieder andere kennen sich mit Werbung aus. Wir haben Mitarbeitende, die eine grafische Ausbildung haben, andere haben schriftliche oder mündliche Kommunikationsfähigkeiten, und andere wissen alles über die sozialen Medien“, fügt sie hinzu.

Da nicht alle das ganze Fachwissen haben können, hat sich die Werbeagentur über die Jahre mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ergänzt, die diese benötigten Kompetenzen mitbringen. Gerade im Bereich der sozialen Medien dreht sich die Welt ja immer schneller. „Wir verstärken unser Team deshalb gerne auch mit jungen Mitarbeitenden“, sagt die 43-Jährige.

Hilfreicher Hintergrund

Ihr deutsch-nordschleswigscher Hintergrund ist für Kirsten von Wildenradt beruflich von Vorteil. „Wir haben einige deutsche Kunden. Wir helfen ihnen unter anderem dabei, auf dem dänischen Markt Fuß zu fassen. Da ist es von Vorteil, sich in beiden Kulturen auszukennen“, unterstreicht sie. Auch für den Deutschen Schul- und Sprachverein für Nordschleswig hat ihre Agentur bereits gearbeitet. „Das war besonders spannend für mich, weil ich da die Minderheit von einer anderen Seite kennenlernen durfte“, erinnert sich die 43-Jährige.

Kirsten von Wildenradt hätte sich nicht träumen lassen, dass sie beruflich in Nordschleswig eine Zukunft hat. Foto: Karin Riggelsen

Medientraining immer wichtiger

Medientraining ist in jüngster Vergangenheit zu einem immer größeren Aufgabenbereich geworden. Es wird nicht nur geübt, was man sagt, wenn Pressevertretende einem das Mikrofon hin- oder die Kamera vorhalten, sondern vor allem auch, wie man etwas präsentiert. Hier spielt die Körpersprache zum Beispiel eine große Rolle.

„Wir können den Führungskräften von Unternehmen oder Einrichtungen beibringen wie sie in der Öffentlichkeit wirken, und wie sie ihre Kernbotschaften transportieren können, ohne sich von den Fragenden aus dem Konzept bringen zu lassen“, erzählt Kirsten von Wildenradt.

Im Rahmen einer Eröffnungsfeier des neuen Agenturhauptsitzes in Apenrade am Freitag, 24. Februar, werden Marianne Kalb und Kirsten von Wildenradt nicht nur aktueller und potenzielle Kundschaft ihr neues Domizil präsentieren, sondern auch gezielt Teile ihres Angebotes vorstellen. Als Gast wird Gwyn Nissen, Chefredakteur des „Nordschleswigers“, über den Wandel des Journalismus in einer digitalisierten Welt sprechen.

Mehr lesen

Leitartikel

Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
„Orbáns Schatten reicht bis zu uns ins Grenzland“