Haus und Garten

Checkliste: So wild ist der eigene Garten

Checkliste: So wild ist der eigene Garten

Checkliste: So wild ist der eigene Garten

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Apenrade/Aabenraa
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Eichhörnchen
Damit sich Tiere wie Eichhörnchen in unseren Gärten wohlfühlen, gilt es vor allem, auf Gifte zu verzichten. Foto: Pearse O'Halloran/Unsplash

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Artenvielfalt: Finden Tiere rund ums Haus Unterschlupf und Nahrung? Der Biologe Michael Carlsen verrät, worauf zu achten ist. Und wer die Biodiversitäts-Tabelle ausfüllt, erfährt, wo daheim noch Potenzial ist.

Zum Glück für die Tierwelt und die Artenvielfalt ist es durchaus in Mode, den eigenen Garten ganz bewusst verwildern zu lassen – zumindest in Teilen. Und das muss gar kein umfangreiches Projekt sein: „Auch in kleineren Gärten oder auf Balkonen ist es möglich, die Artenvielfalt zu erhöhen“, sagt der Biologe Michael Carlsen vom Tierschutzbund Dyrenes Beskyttelse. Doch reicht ein kleiner Streifen wilder Blumen? Wie naturfreundlich ist der eigene Garten eigentlich? 

Der Tierschutzbund hat jetzt eine Tabelle veröffentlicht, anhand der Gartenbesitzende das überprüfen können. Die deutsche Übersetzung findet sich am Ende dieses Artikels.

Michael Carlsen
Der Biologe Michael Carlsen ermuntert dazu, Teile des Gartens bewusst verwildern zu lassen. Foto: Dyrenes Beskyttelse

Tipps für den lebendigen Garten

Wichtig für den biodiversen Garten: Das Giftsprühen sein lassen, Gestrüpp wachsen lassen, Reisighaufen liegen lassen – und dafür sorgen, dass es eine Wasserstelle gibt. Dies und vieles mehr geht aus der Übersicht hervor, die Forschende an der Uni Aarhus entwickelt haben, um den Grad der Verwilderung feststellen zu können.

Biodiversität
„In unserem Garten wächst kein Unkraut, sondern Biodiversität“: Dieses Schild an einem Schrebergarten auf Amager zeigt mit Humor, dass sich die Zeiten in den Gärten langsam ändern. Foto: Martin Fyhn Lykke Lladó/Biofoto/Ritzau Scanpix

Auch kleine Gärten können die Artenvielfalt erhöhen

Keine Sorge: Bei den meisten Gärten dürfte die erreichte Punktzahl zunächst unter 10 liegen. Doch mit relativ überschaubarem Aufwand lässt sich ein Wert von 15 bis 20 Punkten erreichen. Wer das schafft, trägt seinen Teil dazu bei, dass sich in Nordschleswig und Dänemark das Artensterben zumindest verlangsamt. Und wer noch mehr Punkte erreicht, kann nicht nur Besucherinnen und Besucher beeindrucken – sondern auch einen Biologen wie Carlsen.

„Oft genügt es, nichts zu tun oder einfach einen Rahmen zu schaffen, in dem sich die Natur von selbst entfalten kann. Auf diese Weise profitiert man sowohl von Tieren als auch von Pflanzen, deren Beobachtung man selbst genießen kann, ohne zu viel Zeit und Mühe in die Gartenarbeit zu investieren“, sagt er.

Wer auf Pestizide verzichtet, erzielt mit fünf Punkten die höchsten positiven Auswirkungen auf die biologische Vielfalt, während große Bäume mit Löchern und abgestorbenen Ästen sowie feuchte oder nasse Bereiche mit vier Punkten fast genauso gut abschneiden.

„Große Bäume sind ein guter Lebensraum für viele Tiere, vor allem, wenn sie Höhlen aufweisen, die etwa Blaumeisen als Vogelhäuschen dienen können. Bäume bieten auch herabgefallene Blätter und Äste, die Igel und andere Kleintiere als Versteck nutzen können“, sagt Carlsen.

„Feuchtgebiete ziehen Tiere an, die in der feuchten Umgebung leben und gedeihen, wie zum Beispiel Libellen und Frösche. Außerdem bieten sie Bade- und Trinkgelegenheiten für Insekten, Vögel und Kleintiere“, so der Biologe.

Garten
Auch in der Stadt oder auf kleinen Grundstücken und sogar Balkonen ist Artenvielfalt möglich. Foto: Mads Jensen/Biofoto/Ritzau Scanpix

Wie wild ist mein Garten?

Kategorie Kriterium Mögliche Punktzahl Punkte für meinen Garten
Gift und Düngung Garten ohne Verwendung von Kunstdüngung 2
Garten ohne Verwendung von Spritzgiften 5
Sträucher und Hecken Ein Reisighaufen das ganze Jahr über 2
Mindestens 5x5 Meter zusammenhängendes Dickicht aus Büschen/Bäumen 2
Laubabwerfende heimische Büsche und Bäume in Hecken 1
Mindestens 5 verschiedene insektenbestäubte Büsche und Bäume im Garten 1
Unberührter Boden und Laub unter mehrjährigen Büschen und Bäumen in Hecken 2
Große Bäume und Totholz Mindestens 1 großer Baum - mindestens 50 Zentimeter Stammdurchmesser 2
Mindestens 1 Veteranenbaum, also ein alter Baum mit toten Ästen und Löchern, mindestens 40 Zentimeter im Durchmesser 4
Mindestens 1 lebender Baum mit Fäulnis und Löchern im Stamm 4
Mindestens 1 toter liegender/stehender Stamm, mindestens 2 Meter lang und 40 Zentimeter Stammdurchmesser 4
Kräuter und Grasflächen Blumenbeet: Mindestens 30 Quadratmeter mit mindestens 10 Arten insektenbestäubter Pflanzen 2
Ungemähte Wiese: Mindestens 30 Quadratmeter, mit mindestens 10 Arten heimischer Pflanzen, maximal zweimal jährlich gemäht 2
Artenreiche Fläche: Mindestens 50 Quadratmeter mit mindestens 10 Arten heimischer Pflanzen 2
Begrüntes Dach mit Pflanzen: mindestens 10 Quadratmeter 1
Begrüntes Dach mit Pflanzen: mindestens 100 Quadratmeter 1
Mindestens 30 Quadratmeter Blumenwiese, begrüntes Dach, Kiesfläche oder Schotterfläche mit mindestens 20 einheimischen Pflanzenarten 2
Mindestens 100 Quadratmeter Blumenwiese, begrüntes Dach, Kiesfläche oder Schotterfläche mit mindestens 20 heimischen Pflanzenarten 3
Wiesen und Teiche Feuchte/Nasse Bereiche mit Wiesen- und Sumpfpflanzen, mindestens 20 Quadratmeter 4
Teich/Gartenteich 2
Teich/Gartenteich ohne Fische 2
Mineralischer Boden, Dämme und Wälle Nährstoffarmer mineralischer Boden, mindestens 30 Quadratmeter Kies, Sand, Schotter oder Pflastersteine 1
Trockenmauer, mindestens 50 Zentimeter hoch, 4 Meter lang 2
Erdwall oder Hang, mindestens 50 Zentimeter hoch, 4 Meter lang 1
Erdwall oder Haufen mit Steinen oder nährstoffarmem Boden, mindestens 50 Zentimeter hoch und 5 Meter lang 2
Unterschlupf für Vögel, Eichhörnchen und Lagerplätze Gebäude, alte Bäume oder Nistkästen mit brütenden Höhlenbrütern 3
Gebäude, alte Bäume oder Nistkästen mit brütenden Säugetieren (zum Beispiel Fledermäuse) 4
Insgesamt 60



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Leitartikel

Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
„Orbáns Schatten reicht bis zu uns ins Grenzland“