Energieversorgung

Vielleicht eine Blaupause: Fernwärme in Kollund in Sichtweite

Vielleicht eine Blaupause: Fernwärme in Kollund in Sichtweite

Fernwärme in Kollund in Sichtweite

Kollund
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Wenn es planmäßig läuft, könnten in Kollund 2025 die ersten Haushalte mit Fernwärme heizen. Foto: kjt

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Die Dorfgilde des Einzugsgebietes entlang der Flensburger Förde ist zuversichtlich, dass Haushalte in Kollund schon Anfang 2025 mit Fernwärme über ein Wärmepumpensystem beliefert werden können. Für das Unterfangen sind gleich mehrere Kooperationspartner gefunden worden. Das Projekt könnte Vorreiter für andere Ortsgemeinschaften werden.

Nahezu überall in der Kommune Apenrade (Aabenraa) schmieden Dörfergemeinschaften Pläne für eine Wärmeversorgung, bei der keine fossilen Brennstoffe verwendet werden. In aller Munde sind fossilfreie Fernwärmesysteme, und hierbei ist der Dörferverein (Lokalråd) Kollund, Süderhaff (Sønderhav) und Randershof (Rønshoved) als Teil des Verbundes „Bov Lokalråd“ schon weit gekommen.

Angepeilt wird eine Versorgung von Haushalten über ein Wärmepumpensystem, das die Wassertemperatur in unteren Schichten nutzt. Wenn alles wie erhofft weiterläuft, könnten die ersten Haushalte in Kollund bereits im Januar 2025 beliefert werden.

Schlau gemacht

„Es sieht in der Tat ganz gut aus. Wir sind viel unterwegs gewesen, haben uns über Fernwärmesysteme informiert und sind enorm weitergekommen. Wir haben für die Umsetzung der Pläne zudem wichtige Kooperationspartner gefunden“, sagt Susanne Provstgaard, Vorsitzende des Lokalvereins.

Die Kooperationspartner sind die Apenrader Fernwärmegesellschaft als Versorger, das Unternehmen „Danfoss“, das Wärmepumpen, Know-how und technische Ausrüstung liefert, sowie die Firma „Energymachines“, die für die praktische Umsetzung, Standortsuche und Bohrungen zuständig ist.

Es sieht in der Tat ganz gut aus. Wir sind viel unterwegs gewesen, haben uns über Fernwärmesysteme informiert und sind enorm weitergekommen.

Susanne Provstgaard

Das anvisierte Prinzip für die zukünftige Fernwärmeversorgung: Wasser aus einer Tiefe von 20 bis 25 Metern heraufholen und über spezielle Wärmepumpen in Fernwärme umwandeln (Wasser-Wasser-Wärmepumpen). Da das Wasser in solch einer Tiefe durchgehend um die 10 Grad warm ist, auch im Winter, erhoffen sich die Initiatoren mit diesem System Vorteile zu den Luft-zu-Wasser-Wärmepumpen.

Erst einmal keine eigene Stromversorgung

Für das Betreiben der Anlage wird viel Strom benötigt. Eigentlich war angedacht, für den Wärmepumpenbetrieb eigene Windräder oder Solaranlagen errichten zu lassen. Das hätte allerdings einen wesentlich längeren Planungsprozess bedeutet, vom Investitionsbedarf mal abgesehen, weshalb der Dörferverein davon abgerückt ist.

„Zumindest vorläufig. Es bleibt das Ziel, irgendwann selbst über Anlagen zur Stromproduktion zu verfügen und gegebenenfalls sogar noch Strom abgeben zu können“, so Provstgaard, ihres Zeichens auch Venstre-Mitglied des Apenrader Stadtrats.

Klappt alles mit dem Fernwärmesystem, dann macht der Raum Kollund den Anfang.  „Aus Entfernungsgründen werden erst einmal Kollund und Kollund Østerskov angeschlossen. Süderhaff und Randershof sollen dann möglichst schnell folgen“, so Provstgaard.

Das Einzugsgebiet von Kollund soll beim Fernwärmeprojekt zuerst angeschlossen werden. Foto: Aabenraa Fjernvarme

Während die Kooperationspartner sich weiter um die praktische und technische Umsetzung kümmern, wird die Hauptaufgabe des Dörfervereins sein, die Werbetrommel zu rühren, denn nur, wenn sich ausreichend viele Haushalte als Abnehmer melden, ist es finanziell sinvoll.

Anschlussinteresse entscheidend

Laut Provstgaard wären 80 Prozent der Haushalte ein Traumergebnis. 60 Prozent sollten es aber schon sein, so der Ansatz des Dörfervereins.

Auf dem Ortsindex der Apenrader Fernwärmegesellschaft mit unverbindlicher Bekundung der Haushalte für einen Anschluss ist Kollund aktuell bei nur 16 Prozent. Kollund Østergaard liegt gar nur bei 1 Prozent, Randershof bei 3, und in Süderhaff hat sich noch niemand auf die Interessenliste gesetzt. Absoluter Spitzenreiter der Kommune ist Bollersleben. 60 Prozent der Haushalte haben sich für einen Fernwärmeanschluss per Mausklick ausgesprochen.

Susanne Provstgaard ist guter Dinge, dass es in absehbarer Zeit mit einer Fernwärmeversorgung im Raum Kollund klappt. Foto: Karin Riggelsen

Es wundere sie schon, dass sich nicht mehr Haushalte aus Kollund und Umgebung reingeklickt haben, zumal es ganz unverbindlich und anonym ist.

Abschrecken lässt sich der Verein davon allerdings nicht. „Viele werden von diesem Verzeichnis nichts wissen oder erachten es nicht für nötig, sich an der Umfrage zu beteiligen. Das darf sich gern ändern, denn so bekommen auch wir einen ersten Überblick über das Interesse“, so Provstgaard mit dem Appell, sich an der kleinen Umfrage zu beteiligen, wenn Interesse an Fernwärmeankoppelung besteht.

Auch Holebüll beim Ausklügeln dabei

Mit im Boot ist zurzeit auch Holebüll (Holbøl). Dieser Ort wünscht sich ebenfalls eine Fernwärmeversorgung nach dem Wärmepumpenprinzip und arbeitet in der Planungsgruppe mit. In der neunköpfigen Gruppe sind laut Provstgaard vier Repräsentanten aus Holebüll.

Sollte das Unterfangen zeitnah realisiert werden, dann könnte das Vorhaben Pionierarbeit leisten und womöglich eine Blaupause sein. „Es wäre in der Tat ein Pilotprojekt, das für andere Ortschaften interessant sein könnte. Man darf uns gern fragen, wenn alles geklappt hat“, erwähnt Provstgaard mit einem Schmunzeln.

Es geht nun darum, genügend Haushalte zu finden. Gelingt dies im erwünschten Maß, können die Anschlussgebühren und die zu erwartenden Betriebskosten mitgeteilt werden, ehe sich die Kunden vertraglich binden, so der weitere Fahrplan.

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