Stadtplanung

15-stöckiger „Wal“ in Apenrade: Nachbarschaft in Aufruhr

15-stöckiger „Wal“ in Apenrade: Nachbarschaft in Aufruhr

„Hvalen“ in Apenrade: Nachbarschaft in Aufruhr

Apenrade/Aabenraa
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Antje Beckmann in ihrem Vorgarten: Das Haus im Hintergrund ist schon im Besitz von Horup Byg und wird abgerissen, wenn das Hotel gebaut werden sollte. Der fünfstöckige „Walschwanz“ würde dann dort stehen. Foto: Karin Riggelsen

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Die Apenraderin Antje Beckmann versteht die Kommunalpolitik nicht: Nur wenige Meter von ihrem Haus entfernt könnte bald der fünfstöckige Gebäudeteil des bis zu 15 Stockwerke hohen geplanten Wohn- und Hotelkomplexes „Der Wal“ (Hvalen) stehen. Bei einem Bürgertreffen in der kommenden Woche wird dazu ein Stimmungsbild eingeholt.

„Hier könnte bald der Schwanz des Wales stehen, fünf Stockwerke hoch“, beschreibt Antje Beckmann, während sie im blühenden Vorgarten ihres Hauses am Kallemosen steht. 

Das hiesige Bau- und Investmentunternehmen Horup Byg plant ein bis zu 15-stöckiges Hochhaus in direkter Nähe zu bauen. Wegen der Form des Gebäudes ist es „Der Wal“ (Hvalen) getauft worden. „20 Meter entfernt wird der Schwanz des Baus dann stehen.“

Hunderte blicken in den Garten

Und nicht nur das fürchtet die Lehrerin am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig (DGN). Seit 20 Jahren wohnt Beckmann in ihrem Haus und freut sich über die gute Nachbarschaft. Doch wie auch sie bangen die anderen Bewohnerinnen und Bewohner am Kallemosen und am Stegholt, denn wenn der Plan umgesetzt wird, schauen „hunderte Menschen in unsere Gärten“, so Beckmann.

Der gesamte Bereich östlich von Antje Beckmanns Haus wird vom geplanten 15-stöckigen Gebäude eingenommen, sollte „Der Wal“ gebaut werden. Foto: Karin Riggelsen

Der Plan

Der Plan, dort, wo jetzt das Hotel Østersøen liegt, ein Gebäude zu bauen, in dem es neben einem Hotel und mehreren Restaurants auch Seniorenwohnungen geben soll, hat Horup Byg im Juni 2023 dem Stadtrat präsentiert – nachdem ein anderes Hotel-Projekt mit zwölf Stockwerken im Jahr zuvor vom Ausschuss für Planung, Technik und ländliche Räume (PTL) abgelehnt worden war mit der Begründung, die Bebauungsprozentzahl sei zu hoch. Dass man nun ein Projekt diskutiert mit noch größerem Volumen und noch höherem Bebauungsprozent erscheint Antje Beckmann kaum nachvollziehbar.

Meinungsunterschiede bei den Menschen

Seitdem wird der Vorschlag von Bürgerinnen und Bürgern heiß diskutiert. Die Meinungen sind geteilt. Ein Bürgertreffen, das am kommenden Mittwoch, 19. Juni, in der Arena Aabenraa stattfinden soll (Anmeldung hier), soll mehr Klarheit bringen. Bei dem Treffen wird das Projekt von Horup Bolig vorgestellt. Ein von der Kommune beauftragtes Architektenbüro stellt seine Ergebnisse vor und auch die Kommunalverwaltung wird dort zu Wort kommen. Im Anschluss besteht die Möglichkeit, mit Stadtratsvertreterinnen und -vertretern zu sprechen und sich weitere Informationen zum Projekt geben zu lassen.

Das „Hotel Ostersø“ von Westen aus gesehen: Das als schützenswert geltende Gebäude soll abgerissen und durch ein 15-stöckiges Hochhaus ersetzt werden, so die Pläne. Foto: Karin Riggelsen

Unnötige Hotelzimmer

Für Beckmann und ihre Nachbarinnen sowie Nachbarn ist es jedoch unverständlich, warum ein so „gigantisches“ Projekt gebaut werden soll. Während aus dem Stadtrat die Forderung kommt, dass es mehr Hotelbetten und auch mehr Seniorenwohnungen in der Kommune geben müsse, sagt die Apenraderin: „Die Hotels in der Umgebung, selbst das Alsik in Sonderburg, schreiben rote Zahlen. Die Stadt sollte sich erst einmal entwickeln. Bisher gebe es ja kaum Gründe, in Apenrade überhaupt ein Hotelzimmer zu buchen“, meint sie. 

Mit einem großen Hotel, so ist sie überzeugt, lässt sich eine Stadt nicht attraktiver machen. Zudem würden die Leute nicht wegen eines Hotels nach Apenrade kommen.

Gutachten spricht gegen Bau

Zudem wundert sich Antje Beckmann über die Entscheidung im Stadtrat: „Es gibt einen Bebauungsplan und es gibt Regeln für die Bebauung an der Küste. Beide setzen der Bebauung klare Grenzen. Außerdem gibt es ein Gutachten, das von der Kommunalverwaltung für Steuergelder in Auftrag gegeben wurde, aus dem ganz deutlich hervorgeht, dass das Projekt nicht umgesetzt werden sollte.“

Sie könne verstehen, wenn Bürgerinnen und Bürger den Bau eines Windrades oder einer Solaranlage in ihrer Nähe in Kauf nehmen müssten; dann handele es sich um das allgemeine Interesse, „das hier jedoch nicht besteht“. 

Für Antje Beckmann wäre ein möglicher Platz für ein solches Projekt der Hafen, „so wie es auch in anderen Hafenstädten gemacht wird, wo früheres Industriegelände neu genutzt wird“.

Sie warte jetzt mit Spannung auf den Mittwochabend, wo „sich hoffentlich ein Meinungsbild abzeichnet“.

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