Jahrhundertflut

Apenrader Kommune nach Sturm: Achtung Lebensgefahr

Apenrader Kommune nach Sturm: Achtung Lebensgefahr

Apenrader Kommune nach Sturm: Achtung Lebensgefahr

Apenrade/Aabenraa
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Eine der Gehwegplatten am Apenrader Sønderstrand wiegt etwa zehn Tonnen. Die Kraft der Fluten hat die Platte verschoben. Foto: Jan Peters

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Die Kommunalverwaltung hat sich einen ersten Überblick über die Schäden gemacht, die der Sturm des vergangenen Wochenendes anrichtete und ein erstes Resümee gezogen. Ein großer Erfolg war der vorzeitige Einsatz der Pumpen-Schleusen-Anlage am Møllemærsk. Die Wiederherstellung des Gendarmenpfades wird allerdings längere Zeit in Anspruch nehmen. Es gibt jedoch noch einige offene Fragen.

Am südlichen Ortseingang Apenrades hat die jüngste Sturmflut an einigen Stellen Teile der Mauer zur Förde weggerissen – so stark waren die Kräfte, die vergangene Woche in der Nacht von Freitag auf Sonnabend die Ostküste peitschten.

Mit der Mauer verschwand auch ein Teil des Steindeiches, der erst kürzlich mit neuem Beton befestigt worden war. Mehrere Kabel wurden dabei freigelegt, darunter auch ein Starkstromkabel.

Reparaturen in Gang

Jetzt sind Handwerker dabei, die Schäden zu reparieren. Auch an anderen Orten in der Kommune sind neben den Aufräumarbeiten Reparaturarbeiten im Gang. Darüber berichteten zwei Mitarbeiter der Kommunalverwaltung bei einem Pressegespräch.

Am Sønderstrand sind die Aufräumarbeiten in vollem Gange. Foto: Jan Peters

In Apenrade hat es  – aus Sicht der Kommune – insbesondere den Stadtstrand getroffen. „Wir sind jetzt dabei, den angespülten Abfall, darunter viel Tang, zu beseitigen. Welch enorme Kraft das Wasser hatte, zeigt der Fußweg entlang des Strandes. Die Platten wiegen etwa zehn Tonnen und einige davon sind unterspült und dann von den Fluten bewegt worden“, berichtet Betriebschef Søren Nielsen. Weiterhin wurden der Badesteg und die öffentlichenToiletten stark beschädigt, fügt er hinzu.

Gefährlicher Wanderweg

Hart getroffen hat es den Wanderpfad am Varnæshoved. „Wir warnen, dort dicht am Steilufer entlangzugehen“, sagt Jesper Kristiansen, Leiter der Abteilung Betrieb und Anlagen. Der Pfad soll in den kommenden 14 Tagen Instand gesetzt werden.

Lebensgefahr besteht ebenfalls am Gendarmenpfad an der Flensburger Förde. Der beliebte Wanderweg ist besonders stark in Mitleidenschaft gezogen worden. „Der Weg ist teilweise nicht mehr vorhanden. Wir müssen überlegen, wie wir ihn wiederherstellen können“, so Kristensen. Der Pfad wurde abgesperrt und darf nicht mehr betreten werden.

Dass der auch bei Deutschen sehr beliebte Wanderweg Instand gesetzt werden muss, steht außer Frage, beteuert der Abteilungsleiter. Er rechnet allerdings damit, dass sich dieses Projekt mindestens bis ins kommende Jahr ziehen werde.

Schäden sind außerdem am Parkplatz bei Süderhaff (Sønderhav), am Fahrradweg entlang des Fjordvej und an der Kollunder Mole festgestellt worden. Darüber hinaus ist die Betriebsabteilung weiterhin damit beschäftigt, umgefallene Bäume zu beseitigen. Diese Schäden, so die bisherige Einschätzung der Kommunalverwaltung, werden bis Ende dieses Jahres repariert.

Schadenshöhe bis jetzt nicht bekannt

Eine Summe, was der Jahrhundertsturm die Kommune kostet, gibt es bisher nicht. „Dafür haben wir noch zu wenig Überblick“, so Kristensen. Zudem können noch Folgeschäden auftreten, so unter anderem an den Stromkästen, bei denen „Strom und Salzwasser eine ganz schlechte Kombination sind“, sagt Søren Nielsen.

Ein großer Haufen Tang, vermischt mit anderem Material, ist in den Tagen nach dem Sturm zusammengetragen worden, um abtransportiert zu werden. Foto: Jan Peters

„Das Salz setzt sich in den Kästen ab und korrodiert dort unter anderem die Kabel. Dann kann es auch nach Monaten noch zu Kurzschlüssen kommen“, erklärt er. Die Folge sind Stromausfälle, die es an den Küsten Apenrades dann geben könnte. Der Kommunalmitarbeiter rechnet in zwei bis drei Wochen mit ersten Zahlen, die die Schäden widerspiegeln könnten.

Kollege Kristensen macht die Bürgerinnen und Bürger darauf aufmerksam, die Handy-App „Borgertipp“ zu nutzen, wenn sie Schäden entdecken.

Was kann besser gemacht werden?

Auf die Frage, ob die Kommune etwas hätte besser machen können, antwortet Jesper Kristensen: „Das können wir bis jetzt nicht sagen. Dazu erfolgt noch eine Evaluation.“ Eine ähnliche Antwort gab es auf die Frage, ob die Kommunikation zwischen der Kommune und den Menschen hätte besser laufen können. Die Kommune hatte die Leute auf Facebook und der Internetseite über den Sturm informiert.

Knapp ein halber Meter Höhenunterschied ist am Strand zu erkennen. Die Kommunalmitarbeitenden werden in den kommenden Tagen dafür sorgen, dass es hier wieder aussieht, wie vor dem Sturm. Foto: Jan Peters

Mitten in der Sturmnacht warnten dann noch die Sirenen, was bei vielen Menschen in der Stadt für Verwirrung und Angst sorgte.  Das sei eine Entscheidung der Bereitschaft bzw. der Polizei gewesen, sagt Kristensen. Man werde jedoch auch hier daran arbeiten, den Kontakt zwischen den beteiligten Parteien zu verbessern, kündigte er an.

Erfolgreiche Pumpen-Premiere

Besonders froh zeigten sich die beiden Vertreter der Kommune über den Einsatz des Sperr- und Schöpfwerks (Sluse-Pump-Anlæg) am Møllemærsk. Diese sollte eigentlich erst Ende dieses Jahres in Betrieb genommen werden, konnte jedoch schon vor der Sturmnacht für etwas Entlastung sorgen; denn durch die Anlage konnte Wasser, das sonst an der Mühlenau für Überschwemmung gesorgt hätte, in die Förde geleitet werden. „Ich denke, sonst hätten wir auch im Stadtinneren, rund um die Au mit Wassermassen zu kämpfen gehabt. So konnten weitere Schäden vermieden werden“, sagt Jesper Kristensen.

Der Leiter der Abteilung Betrieb und Anlagen berichtet abschließend, dass etwa 1.000 Tonnen Sand, das sind etwa 30 Lkw-Ladungen, in kleinen und großen Sandsäcken verwendet worden sind. Kristensen macht darauf aufmerksam, dass weder Säcke noch Sand weiter verwendet werden sollten. „Sie könnten mit Abwässern verunreinigt sein und sollten deshalb entsorgt werden“, erklärt er. Der Recyclinghof nimmt die Säcke entgegen.

 

 

 

 

 

 

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Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
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