Hochwasser

Arwos-Chef bleibt die ganze Nacht über wach

Arwos-Chef bleibt die ganze Nacht über wach

Arwos-Chef bleibt die ganze Nacht über wach

Apenrade/Aabenraa
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Das Wasser der Mühlenau wird in das Hafenbecken gepumpt. Foto: Kommune Apenrade

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Das neue Sperr- und Schöpfwerk am Apenrader Hafen steht vor seiner ersten Bewährungsprobe. Die Chancen stehen gut, dass der Tierschauplatz und das übrige Hinterland diesmal nicht überflutet werden. Warum der Direktor der Versorgungsgesellschaft dennoch keine völlige Entwarnung geben kann, sagt er im Interview mit dem „Nordschleswiger“.

Gleich beim ersten Versuch hat sich am Donnerstagnachmittag die archimedische Schraube des Sperr- und Schöpfwerkes am Hafen in Bewegung gesetzt und pumpt seither fleißig Wasser von der Apenrader Mühlenau (Mølleå) in die Förde.

„Eigentlich hätte das Sperr- und Schöpfwerk erst in ein paar Monaten fertig sein sollen. Da aber Hochwasser drohte, haben alle Beteiligten – die Kommune, das Bauunternehmen, das Team der Bauhandwerker und wir natürlich – einen Zahn zugelegt, damit die Technik schon jetzt eingesetzt werden kann. Auch wenn es noch ein Provisorium ist. So kann ich sagen: Es läuft!“ Der Direktor der Apenrader Versorgungsgesellschaft Arwos, Ole Damm, kann seine Begeisterung über die funktionierende Anlage nicht verhehlen. Ein gewisser Stolz schwingt sicherlich auch mit.

Ole Damm bleibt die ganze Nacht über wach. Foto: Arwos

Damit das Hochwasser von der Förde nicht in die Mühlenau drückt, wurden am Donnerstag die Schleusentore des Sperr- und Schöpfwerks geschlossen. Allerdings muss das Wasser aus der Au auch irgendwo hin. In früheren Jahren ging die Mühlenau regelmäßig über ihre Ufer, Tierschauplatz und das übrige Hinterland wurden überflutet. Diesmal wurde erstmals eine von insgesamt drei Schneckenpumpen am Sperr- und Schöpfwerk angeworfen. Um 15.30 Uhr wurde der Schalter umgelegt, und zur Begeisterung aller Beteiligten fing die archimedische Schraube sofort an sich zu drehen.

Das Bauwerk (hier eine Skizze) ist erst in einigen Monaten fertig, aber die Technik funktioniert bereits. Foto: Arwos

7.500 Liter in einer Sekunde

„Wenn alle drei Pumpen laufen würden, dann könnten wir 7.500 Liter Wasser in der Sekunde von der Mühlenau in die Förde pumpen. Das ist aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht nötig. Gegenwärtig reicht eine völlig aus. Wir werden jedoch am Freitagnachmittag wohl noch eine weitere Pumpe anwerfen. Das sollte dann aber auch ausreichen“, ist Ole Damm überzeugt. „Schließlich regnet es ja nicht großartig“, fügt er erläuternd hinzu.

Ob es nicht einer Sisyphus-Arbeit gleichkomme, wenn man Wasser aus der Mühlenau in das ohnehin schon übervolle Hafenbecken pumpe, antwortet er: „Das – im Vergleich – bisschen Wasser fällt da überhaupt nicht ins Gewicht.“

Das Sperr- und Schöpfwerk befindet sich eigentlich noch im Rohbau. Foto: Gwyn Nissen

Das „bisschen“ Wasser

Allerdings würde das „bisschen Wasser“ auf den tiefer liegenden Flächen entlang der Mühlenau sehr wohl „ins Gewicht“ fallen. In den vergangenen Jahren standen große Teile des Hinterlandes unter Wasser. „Ich kann nicht zu 100 Prozent versprechen, dass es nicht auch in diesem Jahr dort zu Überschwemmungen kommt. Aber wenn die Pumpen weiterhin so laufen wie jetzt, dann kommt das Wasser nicht von der Mühlenau. Allerdings kann ich nicht ausschließen, dass das Hochwasser sich einen anderen Weg ins Hinterland sucht. Deshalb sind meine Mannschaft und ich die gesamte Nacht über wach, um das zu beobachten. Wir sind gespannt. Wir erhoffen uns wichtige Aufschlüsse für die Szenarien der Zukunft“, sagt Ole Damm.

Die Klimaexpertinnen und -experten erwarten für die Zukunft mehr und höhere Hochwasser. Gleichzeitig werden die Systeme auch wesentlich höhere Niederschlagsmengen binnen kürzester Zeit behandeln müssen. Die Kommune Apenrade wappnet sich schon seit Jahren für die vorausgesagten Klimaveränderungen. In großen Teilen der Stadt und im ländlichen Raum werden schon Schmutz- und Regenwasser in getrennten Kanälen abgeleitet.

Wenn alle drei Schneckenschrauben angeschaltet sind, könnten 7.500 Liter pro Sekunde von der Mühlenau in die Förde fließen. Das Sperr- und Schöpfwerk ist so konzipiert, dass es später sogar um eine vierte Schraube erweitert werden könnte. Foto: Kommune Apenrade

Achtung vor Überschwemmungswasser

Nichtsdestotrotz warnt Arwos in einer Pressemitteilung die Bevölkerung vor allzu sorglosem Umgang mit Überschwemmungswasser. Die küstennahen Abwassersysteme werden nämlich mit Meerwasser aufgefüllt, wenn das Hochwasser über die Ufer tritt. „Das Wasser könnte deshalb – wenn auch stark verdünnt – Abwasser enthalten, das gesundheitsschädlich ist“, erläutert der Arwos-Direktor die Warnung, die er auch im Namen der Kommune Apenrade ausspricht. „War man mit dem Wasser in Kontakt, ist es wichtig, sich anschließend gründlich die Hände zu waschen“, lautet sein Rat.

Um die Gefahr zu minimieren, hat Arwos einige Abwasserleitungen dort blockiert, wo es möglich war, und zudem in den Bereichen, in denen eine Überschwemmung erwartet wird, Pumpstationen ausgeschaltet. In dieser Zeit wird das Klärwasser in den Rohrleitungen aufgestaut. Damm geht davon aus, dass die Kapazitäten ausreichen, bis alles wieder voll in Betrieb ist.  

Während einige Kommunen ihre Bürgerinnen und Bürger auffordern, in der Nacht von Freitag auf Sonnabend auf das Wäschewaschen zu verzichten, um die Abwassersysteme nicht zusätzlich zu belasten, hält Ole Damm das für Apenrade nicht für notwendig. „Unsere Kapazitäten müssten ausreichen.“ Wer aber nicht unbedingt Wäsche waschen muss, dürfte dennoch gern warten, bis sich die Hochwasserlage etwas entspannt hat. Nur zur Sicherheit.

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