THEMA DER WOCHE: PRÜFUNGSZEIT IN NORDSCHLESWIG

Aus der Corona-Not eine Tugend gemacht: Abschlussfeier erneut als Drive-in

Abschlussfeier erneut als Drive-in

Abschlussfeier erneut als Drive-in

Tingleff/Tinglev
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Nachschulabschied vor der Halle Foto: Karin Riggelsen

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Statt in der Halle auf dem Parkplatz: Wegen der Pandemie verabschiedete die Deutsche Nachschule Tingleff im vergangenen Jahr die Schülerinnen und Schüler ganz anders. Die aus der Not geborene Alternative kam so gut an, dass daran festgehalten wird.

Die schriftlichen Prüfungen sind über die Bühne gebracht und laut Schulleiter Jørn Warm „von den Schülern gut gemeistert worden.“ Nun stehen die mündlichen Prüfungen auf dem Programm, ehe sich das Schuljahr an der Deutschen Nachschule Tingleff dem Ende zuneigt.

In Woche 25 folgt das große Aufräumen, und nach einem Abschluss auf dem Knivsberg findet am 26. Juni das große Finale mit der offiziellen Abschiedsfeier und Zeugnisüberreichung in Tingleff statt.

Im vergangenen Jahr musste sich die Schule wegen der Corona-Krise etwas einfallen lassen.

Um die vielen Corona-Restriktionen einhalten und die Sicherheit für Schüler und Eltern gewährleisten zu können, verlagerte man den Abschluss von der benachbarten Sporthalle auf den Parkplatz.

Quasi per Drive-in sagte die Belegschaft den Schülerinnen und Schülern sowie deren Eltern aus sicherer Entfernung Tschüss.

Form hat sich bewährt

Obwohl sich die Corona-Lage aktuell entspannt hat und die Auflagen weniger restriktiv sind, soll die Verabschiedung in ähnlicher Art und Weise erneut vor der Sporthalle ablaufen.

Im vergangenen Jahr gab es coronabedingt ein Driv-in als Abschiedsfeier der Nachschule. Foto: Karin Riggelsen

„Aus dem Plan B der Abschiedsfeier aus dem Vorjahr ist Plan A geworden. Unabhängig von Corona hat sich die Form bewährt. Es ist persönlicher und lockerer“, so Jørn Warm zum Beweggrund, die Corona-Ausgabe des Abschiedsfests zum Favoriten zu küren.

„Bei der Verabschiedung mit Reden und Beiträgen in der Halle ist man von den Gästen einfach zu weit weg und hat kaum Gelegenheit, persönlich mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Das ist bei der Verabschiedung vor der Halle anders“, so Warm.

Schulleiter Jørn Warm bei der etwas anderen Abschiedsfeier im vergangenen Jahr Foto: Karin Riggelsen

Er und Kollegen würden sich stets gut auf die Abschiedsfeier in der Halle vorbereiten und man sei bemüht, allen Beteiligten einen schönen Abschluss zu bereiten. Die Feiern wirken dennoch standardisiert und haben eine gewisse Schwere.

Stimmung zu traurig

„Wenn Eltern aus Hamburg anreisen und womöglich noch lange im Stau standen, und sie dann auch noch stundenlang bei der Abschiedsfeier sitzen, dann kann es für sie sehr zäh werden. Diese andere Form der Verabschiedung ist für sie viel schöner.  Für uns auch“, betont Warm.

In der Vergangenheit seien die Abschiedsfeiern immer auf ein trauriges Ende hinausgelaufen, bei der nahezu alle Schüler in Tränen ausbrechen.

Bei den Abschiedsfeiern der deutschen Nachschule ist die Stimmung in der Regel sehr gedrückt. Mit der anderen Form der Verabschiedung soll das anders werden. Foto: Karin Riggelsen

„Das passiert quasi mit Ansagen und wirkt dann wie eine Trauerfeier. Draußen vor der Halle, wenn man sich untereinander und von den Tutorinnen und Tutoren verabschiedet, ist die Stimmung ganz anders. Es wird auch geweint, es wird aber auch gelacht und alles ist lockerer. Das hat nicht nur uns gut gefallen“, so Warm.

Da nehmen er und Kollegen es gern in Kauf, dass die Verabschiedung viel länger dauert. Von 11 bis 15 Uhr und unter Umständen noch länger ist die Auto-Abschiedsfeier geplant.

„Wir haben sie in Gruppen eingeteilt“, erwähnt der Schulleiter.

Ganz unverbindlich

„Die Eltern können diesmal aussteigen, man kann ihnen einen Kaffee anbieten und mit ihnen direkt in Kontakt kommen. Es ist alles einfach etwas anderes, und ich freue mich darauf“, so Warm.

Nachschullehrerin Ingrid Bernden beim Abschied nehmen am Auto. Foto: Karin Riggelsen

Wer vorgefahren war und offiziell Tschüss gesagt hat, „muss nicht gleich wegfahren. Familien können bleiben und auf dem Rasen picknicken oder sich etwas anderes vornehmen. Es soll ein lockeres, gemütliches und unverbindliches Miteinander werden“, unterstreicht der Schulleiter.

Es wird auch geweint, es wird aber auch gelacht und alles ist lockerer. Das hat nicht nur uns gut gefallen.

Jørn Warm

Ob kreative Abschiedsfeier in der Corona-Krise oder ein alternativer Schul- und Unterrichtsalltag mit vorübergehendem Fernunterricht: Die Art und Weise, wie die Nachschule durch die Pandemie gegangen ist, sie bei Eltern ganz gut angekommen.

„So lauten auf jeden Fall Rückmeldungen, die wir erhalten haben“, so Warm.

Gute Zahlen

Dänische und vor allem auch Familien aus Deutschland hätten den an die Corona-Krise angepassten Nachschulbetrieb nach Einschätzung des Schulleiters positiv zur Kenntnis genommen.

Darauf könnten auch die aktuellen Anmeldezahlen schließen.

„Es sieht bislang sehr gut aus. Wir haben 94 Anmeldungen und davon vermehrt welche aus Deutschland. Die Grenzproblematik hat sich offensichtlich gelegt“, so Warm in Anlehnung an die Schwierigkeiten, die die Schüler und deren Eltern wegen dänischer Einreiserestriktionen bekamen.

… und Tschüss Foto: Karin Riggelsen
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