Natur und Umwelt

„Ausgestorbener“ Vogel im Kollunder Wald gesichtet

„Ausgestorbener“ Vogel im Kollunder Wald gesichtet

„Ausgestorbener“ Vogel im Kollunder Wald gesichtet

Kollund
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Männchen und Weibchen des Mittelspechts sind vom Gefieder her kaum zu unterscheiden. Foto: Pixabay

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Sebastian Klein, Dänemarks wohl prominentester Naturvermittler, hat bei einem Ausflug nach Nordschleswig nicht nur einen Mittelspecht beobachtet, sondern zwei. Ob es sich um ein Pärchen handelt, konnte er nicht eindeutig feststellen. Allerdings wäre das schon sensationell. Seit 1959 hat der Mittelspecht nicht mehr in Dänemark gebrütet.

Die Fahrt in den Kollunder Wald hat sich kürzlich für Sebastian Klein gelohnt. Dänemarks wohl prominentester Naturvermittler und ausgewiesener Vogelkundler hat kürzlich zwei Mittelspechte gehört – und gesehen.

Der Mittelspecht (dän. Mellemflagspætte) gilt in Dänemark als ausgestorben – zumindest als Brutvogel. Deshalb weckt Kleins Beobachtung auch so große Hoffnung bei Dänemarks Ornithologen.

Sebastian Klein

ist aus Funk und Fernsehen bekannt. Er hat viele Natursendungen für Kinder und Erwachsene produziert, hat verschiedene Bücher geschrieben und ist ein begehrter Referent. Er ist der Sohn des Schauspielerehepaars Jesper Klein und Lykke Nielsen. Beide sind inzwischen verstorben.

Schwierige Geschlechtsbestimmung

„Bei dem einen Vogel handelte es sich eindeutig um ein Männchen; bei dem anderen konnte ich nicht das Geschlecht bestimmen. Aber ich denke, dass es ein Weibchen war“, teilt Klein dem „Nordschleswiger“ auf Anfrage mit.

Kollunder Wald

Der Kollunder Wald ist inzwischen wieder eine Art Urwald. Große Teile des Waldes gehörten lange der Stadt Flensburg bis 2006 und dienten als Naherholungsgebiet.  2017 erwarb die gemeinnützige Stiftung zur Erhaltung und Verbesserung der Natur Dänemarks, „Den Danske Naturfond“, den Wald aus privater Hand. Es wurden seitdem Renaturierungsprojekte durchgeführt. So entstanden zwei Moorgebiete im Wald, die bei Entwässerungsmaßnahmen verschwunden waren.

Der Mittelspecht gehört zu den wenigen Buntspechtarten, deren Gefieder sich bei den Geschlechtern nur wenig unterscheiden. Männchen und Weibchen haben auch beide eine ähnlich große rote Kopfkappe, was die eindeutige Geschlechtsbestimmung so schwierig macht.

Geeignetes Brutrevier

Den Kollunder Wald hält Klein jedoch als Brutplatz für Mittelspechte für geeignet. Auch wenn sie alte Eichenwälder vorziehen, so finden sie sich auch in naturnahen Laubmischwäldern gut zurecht.

Mittelspechte sind Standvögel. Das heißt, sie bleiben ganzjährig in ihrem Revier.

„Bei mehreren Gelegenheiten ist in dem gleichen sumpfigen Gebiet im Kollunder Wald ein Männchen gesichtet worden. Er hat sein Revier sowohl in diesem als auch schon im vergangenen Jahr behauptet“, berichtet Sebastian Klein.

Klein ist großer Hoffnung

Das eigentliche Sensationspotenzial liegt deshalb auch eher in der Beobachtung des zweiten Vogels. „Ob in diesem Jahr sogar ein Bruterfolg verzeichnet werden kann, ist vielleicht noch unsicher“, so die Einschätzung Kleins. „Aber die Stelle ist super geeignet, und obwohl die Art schon fast 70 Jahre nicht mehr in Dänemark gebrütet hat, würde es mich nicht wundern, wenn ein Mittelspechtpaar hier ansässig wird“, fügt er hinzu. Ein wenig übertreibt er allerdings, was die Anzahl der Jahre angeht. Laut dänischem Ornithologen Verband (DOF) hat der Mittelspecht zum letzten Mal 1959 hier im Land gebrütet. Er wird seitdem auf der dänischen Rotliste als „ausgestorben“ registriert.

Sebastian Klein hat bei seinem Ausflug in den Kollunder Wald neben mehreren Buntspechten (dän. Stor Flagspætte) auch den sehr seltenen Grünspecht (dän. Grønspætte) gesehen.

„Den Danske Naturfond“ hat nach seiner Übernahme des Kollunder Waldes dort ein Renaturierungsprojekt durchgeführt. Foto: Den Danske Naturfond

Im Zuge eines Renaturierungsprojektes sind neben zwei Moorgebieten mehrere kleinere Tümpel entstanden, in denen sich inzwischen neben vielen anderen Lurch- und Froscharten auch der Bergmolch (dän. Bjergsalamander) sowie der Teichmolch (dän. Lille Vandsalamander) und der Kammmolch (dän. Stor Vandsalamander) angesiedelt haben. Die genannten Molcharten stehen allesamt unter Naturschutz.

 

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