Umwelt
Haderslebener Förde: Fische in der Sauerstoff-Falle
Haderslebener Förde: Fische in der Sauerstoff-Falle
Haderslebener Förde: Fische in der Sauerstoff-Falle
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Die Haderslebner Förde ist ein langer und seichter Meeresarm, das minimiert den Wasseraustausch mit der Ostsee, und ein hoher Nährstoffeintrag lässt den Sauerstoff in der Förde schwinden – seit Jahren. Ein Gespräch mit dem Sportangler Aage Hertzum von Sønderjysk Sportsfiskerforening. Der Verein hilft mit, die Situation zu verbessern.
Aage Hertzum ist Sportfischer und Vorstandsmitglied im Angelverein Sønderjysk Sportsfiskerforening. Es sah seinen Worten nach schon mal besser aus, was den Fischbestand und das Fangen in der Haderslebener Förde angeht. Mit Blick auf die bei Anglern begehrte Meerforelle sagt er, es seien weniger geworden, vor allem die großen Exemplare fehlten.
Hertzum blickt zurück. Seit Jahrzehnten leide die Haderslebener Förde unter einem zu hohen Nährstoffeintrag. Die Situation habe sich immer weiter verschlimmert.
Fische in der Sauerstoff-Falle
Meerforellen sind Wanderfische, wenn sie in die Förde ziehen, können sie in eine Falle geraten, dann nämlich, wenn es zu Sauerstoffschwund kommt und Bereiche der Förde umkippen (bundvending). Sie können, wenn es schlecht läuft, nirgendwohin fliehen und ersticken. Aber nicht nur die großen Fische sterben, auch Beutetiere sterben, sodass nicht nur den Meerforellen weniger Nahrung zur Verfügung steht.
Die Haderslebener Förde ist lang und seicht, „nicht mehr als zwei Meter tief“, so Hertzum – mit Ausnahme der Fahrwasserrinne. „Der Austausch mit dem Wasser im Kleinen Belt dauert lang.“ Mehr Bewegung komme nur bei starken Winden aus Ost in den Meeresarm.
Die vielen Nährstolle sorgen für Algenblüten, hinzu kommen Bakterien, die die Förde als Badeort ungeeignet machen. Jüngst hatte der Technik- und Klimaausschuss beschlossen, den Dienstleister Provas aufzufordern, das Abwasser so zu reinigen, dass Badewasserqualität in der Förde erreicht wird.
Die Sportangler sind Teil einer Initiative, die der Förde helfen will. Akteure sind Spiras – ein Beratungsunternehmens für die Landwirtschaft, das kommunale Versorgungsunternehmen Provas, die Kommune Hadersleben und der Dänische Naturschutzverein in Hadersleben.
Detaillierte Datenerhebung
Derzeit werden Daten gesammelt, so Hertzum. „Wir wollen wissen, wo und wie die Nährstoffe in die Förde gelangen, um eine Lösung zu finden.“ Seinen Worten nach sieht es so aus, als ob die Nährstoffbelastung an der Spitze der Förde am höchsten ist und zum Ausgang der Förde abnimmt.
Wie der kommunale Versorger Provas mitteilt, sollen detaillierte Messungen für einen genauen Überblick sorgen. Das Projekt mit dem Titel „Lokal baseret vej til godt vandmiljø og konkurrencedygtigt landbrug“ mit einem geschätzten Volumen von 12 Millionen Kronen läuft bis 2026. Beteiligt sind auch die Syddansk Universitet und die Universität in Aarhus.
Wann wird es besser? Dass bald alles in Ordnung kommt, glaubt der Sportfischer nicht. „Das wird einige Jahre dauern“, ist sich Hertzum sicher. Und er geht davon aus, dass die Wiederbelebung der Förde auch eine Stange Geld kosten wird.
Wenige Gewässer in Dänemark in gutem Zustand
Wie „Der Nordschleswiger“ berichtete, hängt Dänemark bei der Wiederherstellung intakter Wasserflächen hinterher. Laut Umweltministerium befinden sich, Stand 2024, nur 5 von 109 dänischen Gewässern in einem „guten ökologischen Zustand“. Laut der Wasserrahmenrichtlinie hätte dies bereits 2015 bei sämtlichen Gewässern der Fall sein sollen. Es gibt jedoch die Möglichkeit einer Fristverlängerung bis 2027. Mit einer neuen Regierungsinitiative, die das Ziel hat, Agrarflächen aufzukaufen, um den Nährstoffeintrag zu reduzieren, werden 2027 laut Umweltminister Magnus Heunicke (Soz.) jedoch lediglich zwei Drittel der Förden und Küstengewässer den guten Zustand erreichen.
Jørgen E. Olsen, Professor in Agrarökologie an der Universität Aarhus, hält jedoch selbst das verlängerte Ziel für unrealistisch. Bis 2027 sei es nicht möglich, die Meeresumwelt zu beleben. Das würde mindestens zehn Jahre dauern, so Olsen zur Nachrichtenagentur „Ritzau".
In diesem Zusammenhang ist eine Meldung von „Ritzau“ interessant. Kürzlich äußerte Regierungschefin Mette Frederiksen ihre Sorge, dass das grüne Dreierabkommen nicht zustande kommt. In diesem einigte sich die Regierung mit der Landwirtschaft und weiteren Interessenvertretenden unter anderem auf die Stilllegung von Agrarflächen, mit dem Ziel, den Nährstoffeintrag in Gewässer zu reduzieren. Das Abkommen muss vom Parlament gebilligt werden, doch dort herrscht Uneinigkeit darüber, ob das Ambitionsniveau der Absprache angemessen ist oder nicht.