Freiwilliger Einsatz

Diese drei Damen sind auch mit 90 noch ehrenamtlich aktiv

Diese drei Damen sind auch mit 90 noch ehrenamtlich aktiv

Diese Damen sind auch mit 90 ehrenamtlich aktiv

Tingleff/Tinglev
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Helfen immer noch im Secondhandshop von „Kirkens Korshær" in Tingleff aus und vollenden im Januar ihr 90. Lebensjahr: Inge Clemmesen, Ingeborg Gehrt und Anna Nissen (v. l.). Foto: Karin Riggelsen

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Im Wohltätigkeitsladen von „Kirkens Korshær" in Tingleff vollenden im Januar gleich drei ehrenamtliche Helferinnen ihr 90. Lebensjahr. Die drei Damen sind schon länger dabei. Sie schätzen den Einsatz für die gute Sache und den Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen sowie zur Kundschaft. Ein Interview am „Arbeitsplatz“ der Seniorinnen.

„Du kamst kurz nach mir dazu, meine ich. Ich müsste seit Anfang 2000 dabei gewesen sein“, sagt Anna Nissen aus Uk (Uge) im Tingleffer Secondhandshop der Organisation „Kirkens Korshær“ zu Inge Clemmesen.

Beide grübeln im Interview darüber, wann wer genau zur ehrenamtlichen Gruppe gestoßen ist, die sich um das Geschäft am Centerplatz kümmert und gebrauchte Sachen für den guten Zweck verkauft.

Die Dritte im Bunde am Pausentisch des Shops ist Ingeborg Gehrt. Die rüstigen Damen verbindet ein besonderes Ereignis. Alle drei vollenden im Januar ihr 90. Lebensjahr. Ingeborg Gehrt wurde bereits am 9. Januar 90, Inge Clemmesen aus Tingleff folgt am 21. und Anna Nissen am 24. Januar.

Die drei altgedienten Mitarbeiterinnen am Pausentisch des Secondhandgeschäfts: Anna Nissen, Ingeborg Gehrt und Inge Clemmesen (v. l.) Foto: Karin Riggelsen

Beim Smalltalk wird man sich einig: Ingeborg ist seit 2007 für „Kirkens Korshær“ dabei, Inge seit etwa 2003, und Anna stieß davor zu den freiwilligen Helferinnen und Helfern dazu.

Wie kam es dazu?

Ingeborg Gehrt: „Eine Nachbarin, die im Geschäft von Kirkens Korshær tätig war, sprach mich an und fragte, ob das nicht auch etwas für mich ist. Ich war ja bereits Ruheständlerin, und da ich gern mehr um die Ohren haben wollte, schloss ich mich an.“

Ähnlich verhielt es sich bei Inge Clemmesen und Anna Nissen.

„Ich traf mich seinerzeit privat zum Porzellanmalen und wurde ebenfalls von jemandem angesprochen, der bei Kirkens Korshær hilft. Seitdem bin ich dabei“, erzählt Inge Clemmesen.

Sie schätzen die Arbeit und das soziale Miteinander im Geschäft, betonen alle drei unisono.

Ein gutes Gefühl

„Es ist darüber hinaus ein gutes Gefühl, für eine wohltätige Sache tätig zu sein und dafür auch Anerkennung zu bekommen“, sagt Inge Clemmesen und wird kopfnickend von ihren beiden gleichaltrigen Kolleginnen bestätigt.

Ingeborg Gehrt, Anna Nissen und Inge Clemmesen (v. r.) im Geschäft am Centerplatz. Der Verkaufsraum ist groß und ermöglicht es, einen Rollator zu nutzen. Foto: Karin Riggelsen

„Es ist immer sehr gemütlich, wenn wir Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler im Geschäft im Einsatz sind. Das war es auch, als wir noch im Gebäude an der Hauptstraße waren und in der Küche zusammenkamen. Manchmal hatte man fast die Kundschaft vergessen“, berichtet Ingeborg Gehrt mit einem Lachen.

Inge Clemmesen erinnert sich ebenfalls noch gut an die „alten Zeiten“ im Trakt an der Hauptstraße, in der heute ein Pizzaservice ist.

„Das Gebäude ist wesentlich kleiner, und alles war noch recht primitiv. Wir hatten eine einfache Kasse, die sich unterhalb des Tresens befand. Sie wurde auch mal gestohlen“, so Inge Clemmesen mit einem Schmunzeln.

Feiner Laden

Nach dem Umzug in das große, einst als Supermarkt genutzte Gebäude am Centerplatz hat sich alles grundlegend geändert. Es wirkt alles professionell, ordentlich, und es ist hell.

Man freut sich immer wieder, herzukommen, etwas mit anzupacken und die anderen zu treffen.

Anna Nissen

„Seit dem Umzug verkaufen wir auch Möbel. Es ist ja Platz genug“, so Inge Clemmesen.

So schwere Sachen schleppen sie und ihre beiden Kolleginnen aber nicht. Aus dem Alter seien sie raus, so die drei Seniorinnen mit schelmischem Augenzwinkern.

Mit 90 Lenzen ist man nicht mehr so gut zu Fuß. Inge und Anna haben ihren Rollator im weitläufigen Laden dabei und lassen sich nicht stressen. Alle drei achten darauf, dass sie Aufgaben im Geschäft gut bewältigen können. Das Tragen schwerer Sachen oder das Einräumen auf hohen Regalen überlassen sie den jüngeren Kolleginnen und Kollegen.

Aufräumen, sortieren und vieles mehr

„Es gibt aber vieles andere, das wir erledigen“, so Inge Clemmesen. „Wenn ich hier bin, das ist von 13 bis 17 Uhr, dann koche ich immer Kaffee, wische den Tisch ab und räume in der Küche auf. Ich räume auch oft Tüten und Kartons mit gespendeten Sachen aus, sortiere und mache Preisschilder dran.“

Inge Clemmesen bei der Arbeit Foto: Karin Riggelsen

Früher ließen sich die drei aktiven Frauen mindestens einmal die Woche auf den Dienstplan setzen. Mittlerweile beschränken sie sich auf einen Zwei-Wochen-Rhythmus.

„Man freut sich immer wieder, herzukommen, etwas mit anzupacken und die anderen zu treffen“, schwärmt Anna Nissen vom Miteinander im Secondhandshop. Etwa 30 bis 40 Personen, so die Schätzung der drei Damen, gehören der ehrenamtlichen Truppe an.

Mehr- und Minderheit vereint

Sowohl Männer und Frauen aus der Mehrheit als auch aus der deutschen Minderheit engagieren sich im Geschäft. Inge Clemmesen ist Volksgruppenangehörige.

„Da wird überhaupt kein Unterschied gemacht. Die Mischung ist nie ein Thema, geschweige denn ein Problem gewesen. Wir verstehen uns alle gut“, betont Ingeborg Gehrt, und wieder kommt ein zustimmendes Nicken ihrer beiden Kolleginnen.  

Die ehrenamtliche Tätigkeit im Secondhandshop ist breit gefächert. Ingeborg Gehrt steht gerade am Bügelbrett. Foto: Karin Riggelsen

Man mache auch außerhalb der Geschäftszeiten gern etwas zusammen, seien es Ausflüge oder Betriebsfeiern. „Demnächst ist verspätete Weihnachtsfeier“, wirft Anna Nissen in die kleine Runde.

„Was? Das hab ich gar nicht notiert. Mensch, da kann ich dann ja auch hin“, kommt es überraschend von Inge Clemmesen.

Es gibt also sowohl den 90. Geburtstag als auch die verspätete Weihnachtsfeier zu feiern. Obwohl Ingeborg ihre 90 Lenze kürzlich bereits erreicht hat, holt sie die Feier mit Familie und Freunden noch nach. Allen drei „Korshær“-Helferinnen steht die 90er-Party somit noch bevor. Viel Vergnügen! 

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