Kultur

Erneut Weltklasse in der Historischen Scheune in Loit

Erneut Weltklasse in der Historischen Scehune in Loit

Erneut Weltklasse in der Historischen Scheune in Loit

Loit/Løjt
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Am Klavier Kim Barbier und am Cello Friedrich Kleinhapl begeisterten das Publikum. Foto: Historische Scheune Loit

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In der Historischen Scheune lauschten Gäste konzerthauswürdige Musik – gemütlich unter Decken gekuschelt. Wieder hat Thomas Zwieg es geschafft, weltbekannte Musiker in das beschauliche Örtchen Loit zu holen. Pianistin Kim Barbier und Cellist Friedrich Kleinhapl nahmen die Zuhörerinnen und Zuhörer mit auf eine musikalische Reise, von der Klassik des 19. Jahrhunderts bis hin zum Jazz dieses Jahrhunderts.

Die Hand scheint über die Saiten des Cellos zu fliegen. Im Bruchteil einer Sekunde wechselt Friedrich Kleinhapl die Stellung der Finger. Die Töne, die er seinem Cello entlockt, folgen aufeinander; immer schneller wird die Melodie. Die Ohren der Zuhörerinnen und Zuhörer werden herausgefordert.

Musikerin und Musiker leben die Musik

Kleinhapl spielt ein Stück von Friedrich Gulda – und er tut dies mit Leib und Seele, er lebt die Musik. Der Körper hinter seinem Instrument arbeitet im Takt. Die Augen geschlossen, spielt er die komplizierten jazzigen Notenfolgen des österreichischen Komponisten.

Friedrich Kleinhapl zeigt beim Musizieren, was er fühlt. Foto: Uwe Schössig

Gulda galt als exzentrisch, „und mir wurde oft gesagt, ich sei verrückt, seine Musik zu spielen“, kündigte Friedrich Kleinhapl zu Beginn an. Seine Begeisterung übertrug sich kürzlich in der historischen Scheune auf Gäste, die es sich nicht nehmen ließen, den Auftritt mit Standing Ovations zu belohnen. Begleitet wurde der aus Wien stammende Musiker von der Pianistin Kim Barbier, die extra für dieses spezielle Stück sogar zwischen Klavier und Schlagzeug wechselte.

Einmaliger Auftritt

Gastgeber Thomas Zwieg war dementsprechend fasziniert. „Das wird es so nicht wieder geben. Es ist ein einmaliger Auftritt“, freute er sich nach dem Konzert über die Musikerin und den Musiker, die sonst in den Konzerthäusern in und außerhalb Europas zu Hause sind.

„Classik goes Jazz and Funk“ – hinter diesem Titel versteckte sich ein Programm, das sich Gastgeber Zwieg gewünscht hatte. „Nicht einfach“, wie der Cellist bei der Begrüßung sagte. Und doch haben die Musikerin und der Musiker von der Klassik Beethovens über den Jazz des russischen Komponisten Schostakowitsch bis hin zu der modernen Musik Guldas einen interessanten und unterhaltsamen Bogen gespannt.

Kim Barbier bei einer einzigartigen Performance: Gleichzeitig spielt sie – die nicht einfachen – Tonfolgen auf dem Klavier und begleitet zudem noch das Stück auf dem Schlagzeug. Foto: Uwe Schössig

Schostakowitsch, so erzählte Kleinhapl, habe in Russland im Auftrag Stalins zwar Jazz-Stücke komponieren dürfen, doch „die sollten von allen feudalen Elementen befreit sein“.

Kim Barbier und Friedrich Kleinhapl verstehen sich – auch ohne Worte. Und ebenso wie ihr Kollege durchlebt auch die Pianistin die Musik, die sie spielt. Die seichten Töne mit erhabener Eleganz, die schnellen, harten Anschläge mit zusammengepressten Lippen, die Spannung der Musik ist ihrem Körper abzulesen.

Und doch: Nicht alle schauen hin. Einige der Zuhörerinnen und Zuhörer lauschen mit geschlossenen Augen, lassen sich entführen von der Musik der beiden Profis.

Unterhaltsame und interessante Anekdoten

Zwischen den Stücken – darunter Beethovens Cellosonate, Auszüge aus Schostakowitschs Jazzsuiten und Guldas Konzert für Violincello – erzählt der Österreicher mit dem sympathischen Wiener Akzent Anekdoten über die Musiker, deren Kompositionen sie spielen. Beethoven soll beispielsweise ein wahrer Despot gewesen sein. Er überwachte das Personal, traute kaum einem anderen Menschen. Ganz anders der Russe Schostakowitsch. Eher zurückhaltend und wenig auffallend. Und dann Gulda, der extrovertiert sogar seine eigene Bestattung inszenierte und sich diese zu Lebzeiten aus der letzten Sitzreihe in der Kirche anschaute.

Idee mit Auswirkung

Die Idee, in der alten Scheune des alten Bauernhofes, den Thomas Zwieg vor Jahren zusammen mit seiner Frau erstanden hat, Konzerte zu veranstalten, stammt übrigens von Kleinhapl. Der Cellist und Zwieg, der Ingenieur, der bei einem Sonderburger Unternehmen Instrumentensaiten entwickelt, arbeiteten vor einigen Jahren zusammen. Kleinhapl war der Einladung des Loiters gefolgt und verbrachte dort einige Tage, bei denen ihm die Akustik in dem früher als Stall und Scheune dienenden Gebäude auffiel. „Da musst du was draus machen, habe ich zu Thomas gesagt“, erinnert sich der Wiener Musiker.

Freude auf die neue Saison

Das Konzert mit Barbier und Kleinhapl war das vierte und letzte in diesem Jahr in der Historischen Scheune in Loit. „Die große Dankbarkeit des Publikums und der Musiker – es ist für viele freischaffende Musikerinnen und Musiker momentan nicht leicht, Konzerte zu bekommen – ist unsere Motivation, weiterzumachen“, erklärt Thomas Zwieg. Doch er gibt zu: Ganz ohne eigenen Zuschuss würde es die Konzerte nicht geben.

Zwieg freut sich auf die fünfte Scheunen-Saison, „zu der wir besondere Konzerte in Vorbereitung haben“, kündigte er an.

 

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