Energiewende

Peder J. Jensen: Kampf um faire Entschädigung

Peder J. Jensen: Kampf um faire Entschädigung

Peder J. Jensen: Kampf um faire Entschädigung

Kollund
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Peder J. Jensen lebt seit Jahrzehnten auf dem Land und möchte, dass ein solches Leben auch in Zukunft möglich bleibt. Foto: Karin Riggelsen

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Peder J. Jensen will das Dorfleben erhalten. Dazu gehört auch, dass die ländlichen Räume bei der Energiewende der Regierung mit einbezogen werden – und das durch Beteiligung an der grünen Energieproduktion. Was er sich vorstellt, erklärt er im Gespräch.

„Was passiert mit den ländlichen Räumen, wenn ab 2035 keine fossilen Brennstoffe mehr zum Heizen verwendet werden dürfen?“, fragt Peder Jensen rhetorisch und antwortet gleich selbst. „Keiner kann es sich leisten, dort zu wohnen, denn man muss selbst für die alternative Wärmeversorgung aufkommen.“ Und er fährt fort: „Es ist ohnehin teurer, auf dem Land zu leben. Man benötigt als Familie mit Kindern unter anderem zwei Autos.“

In der Apenrader Kommune leben aktuell knapp 40 Prozent der Bevölkerung auf dem Land.

Peder J. Jensen ist Mitglied der Dachorganisation für die Dorfgemeinschaften der Kommune Apenrade „Det fælles udviklingsråd for lokalsamfund – Aabenraa Kommune“ dadurch verhandelt er für die lokalen Vereine und Ortsräte die Bedingungen für den Pattburger Energiepark. 

30 Millionen sind nicht genug

Bisher ging es darum, den Bau des geplanten Energieparks bei Pattburg (Padborg) „Padborg Energipark“ kritisch zu hinterfragen und sich für die betroffenen Dörfer einzusetzen, damit diese ausreichend entschädigt werden. Denn was sich erst nach viel Geld anhört, ist im Vergleich zu wenig. „Es hört sich ja gut an, wenn pro Jahr eine Million Kronen über 30 Jahre ausgeschüttet werden, doch das ist zu wenig“, meint der Kollunder. 

Das Angebot wurde betroffenen Ortschaften von der Betreiberunternehmen des Pattburger Energieparks „European Energy“ beim jüngsten Bürgertreffen gemacht, wie Jensen sich erinnert.

Peder J. Jensen steht mit „European Energy“ in Kontakt. Foto: Karin Riggelsen

Peder J. Jensen

Peder J. Jensen war Mitgründer und Inhaber des Pattburger Unternehmens „DTL“, das auf den Handel und den Transport von Tieren spezialisiert ist. Geboren und aufgewachsen ist Jensen auf einer Insel der dänischen Südsee (sydfynsk øhav). Nach vieljährigem Wohnsitz in Rinkenis (Rinkennæs) wohnt er jetzt mit seiner Ehefrau Nanna Fink seit fast 25 Jahren in Kollund. Seit seiner (Wahl)-Pensionierung setzt er sich ehrenamtlich in verschiedenen lokalen und überlokalen Vereinen und Räten ein.

Doppelte Benachteiligung der Dörfer

Hinzu komme, dass die nachhaltige Energieproduktion in den ländlichen Räumen stattfinden wird. „Das heißt, die Dörfer sind nochmals benachteiligt“, erklärt er. Die Menschen leben dann umringt von Solarparks, wie es sie schon jetzt im Jolderup und Jordkirch gibt, oder sie haben Windkraftanlagen im Garten stehen. „Das mindert den Wert der Immobilien enorm“, sagt er und blickt auf den Immobilienmarkt, der solche Tendenzen bestätigt.

Man sei sich insgesamt einig, dass die „grüne“ Energie, die Energie der Zukunft sei, und auch, dass die Energieparks in den ländlichen Räumen liegen müssen. „Aber auf dem Land ist man auf jeden Fall dagegen, dass man hier die Nachteile zu tragen hat, wenn andere den Gewinn bekommen“, schreibt Jensen in einer Mitteilung.

Jetzt hat die Apenrader Dachorganisation die Strategie jedoch erweitert. Es geht nicht mehr nur darum, die Dörfer rund um den geplanten Energiepark zu vertreten, sondern „wir wollen landesweit aufmerksam machen und einen Präzedenzfall schaffen“ berichtet Peder J. Jensen. Gemeinsam mit allen anderen Menschen in den ländlichen Gebieten sei man ein politischer Machtfaktor, ist der Lokalmatador überzeugt.

Fossilfrei bis 2035: Auf dem Land kaum umzusetzen

Im Blick der Dachorganisation steht jetzt das Regierungsziel, bis 2035 fossilfrei zu heizen. „In den größeren Orten ist das mit der Fernwärme ja kein Problem, doch wie sieht es in Groß-Jündewatt aus? Dorthin wird aus Kostengründen keine Fernwärme angeboten. Dann müssen die Menschen selbst dafür sorgen, dass sie dem Regierungswunsch nachkommen“, sagt Jensen.

Technisch machbar ist das beispielsweise mit einer Wärmepumpe oder Erdwärme. „Möglich ist auch eine gemeinsame Lösung für ein ganzes Dorf“, ergänzt er. „Doch auf den Kosten bleiben die Bewohnerinnen und Bewohner im Ort sitzen.“ Hinzu komme der Wertverlust der Immobilien, die in der Nähe von Solarfeldern, Windkraftanlagen und dem PtX-Werk stehen würden. 

Umfassende Entschädigung und Hilfe bei der Klimawendeumstellung

Sein Vorschlag ist es, diese Leute zu entschädigen, und zwar nicht nur aus dem gesetzlichen sogenannten grünen Topf (grøn pulje), sondern zusätzlich durch eine „freiwillige“ Beteiligung des Betreiberunternehmens. „Eine Öre pro produzierter Kilowattstunde sollen zusätzlich an die Dorfgemeinschaften gehen“, so der Vorschlag von Peder J. Jensen. Das wäre in seinen Augen eine faire Entschädigung. Dann würde sich der Betrag von einer Million Kronen pro Jahr auf 10 Millionen steigern. „Denn es sollen eine Milliarde Kilowattstunden produziert werden“, so Jensen.

Die Mittel, die aus verschiedenen Kanälen ausbezahlt werden, sollten zielgerichtet für die Energiewende in den ländlichen Gebieten eingesetzt werden, da diese in erster Linie betroffen sind.

Peder J. Jensen

Hilfe für die Landbewohnerinnen und -bewohner jetzt

„Die Mittel, die aus verschiedenen Kanälen ausbezahlt werden, sollten zielgerichtet für die Energiewende in den ländlichen Gebieten eingesetzt werden, da diese in erster Linie betroffen sind“, hält Peder Jensen fest. „Den Menschen muss jetzt unter die Arme gegriffen werden, damit sie die Energiewende jetzt mitmachen können und nicht erst in zehn Jahren, kurz vor Toresschluss“, mahnt er.

Das setzt jedoch voraus, dass die Dörfer politisch weiterhin gewollt sind, fügt Peder J. Jensen hinzu.

Klimawende der Wärmeversorgung

Bis 2035 soll die Wärmeversorgung in Dänemark fossilfrei sein. Dafür müssen knapp 600.000 Haushalte, die bisher mit Gas oder Erdöl beheizt werden, umgestellt werden. Bis 2030 falle die Zahl der Haushalte auf 300.000, rechnet die Regierung vor. Primär durch die Umstellung auf Fernwärme, mit der schon heute viele Städte nachhaltig und umweltfreundlich mit Wärme versorgt. 

Die anderen etwa 300.000 sollen dann bis 2035 folgen.

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