Hetze gegen die SP

Anonyme Anzeige „unter Nachbarn“

Anonyme Anzeige „unter Nachbarn“

Anonyme Anzeige „unter Nachbarn“

pl/gn
Apenrade/Aabenraa
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Unter anderem das Werben für zweisprachigen Ortsschilder kritisiert der anonyme Inserent. Foto: cvt

Nach der anonymen Anzeige in JydskeVestkysten übt der SP-Vorsitzende Carsten Leth Schmidt auch Kritik an der Zeitung und wundert sich über das Abdrucken der hetzenden Worte. JV-Chefredakteur hat Peter Orry hat sich bereits entschuldigt. Der Urheber der Anzeige legt in einem JV-Interview nach und will weiter anonym bleiben – doch seine Identität ist bekannt.

„Wir wissen bald nicht, was am schlimmsten ist – der Inhalt der Anzeige oder die Anonymität. Man darf gern uneins sein mit unserer Politik, aber eine Parallele zu ziehen zwischen der Schleswigschen Partei und dem Nationalsozialismus ist völlig unakzeptabel“, so der Vorsitzende der Schleswigschen Partei, Carsten Leth Schmidt, als Reaktion auf die anonyme Anzeige in der Sonntags-JydskeVestkysten, die gegen die SP hetzt und dazu auffordert, für eine dänische Partei zu stimmen. 

Identität bekannt

Die Anzeige ist von einem Mann aus dem südlichen Teil der Kommune Hadersleben aufgegeben und bezahlt worden.  Er ist – wie der Nordschleswiger herausfand –  ein Nachbar von SP-Chef Carsten Leth Schmidt in Süderballig und schon früher durch ähnliche Aktionen im Lokalbereich aufgefallen:

„Er ist einer der Ewiggestrigen und muss das mit ins Grab nehmen. Ich habe nichts gegen ihn persönlich und nehme das auch nicht persönlich. Aber es ist schon enttäuschend, dass er so etwas loslässt – dass er nicht anerkennen will, was wir für eine Arbeit geleistet haben. Das ist nicht gerade sympathisch.“

Kritik an JydskeVestkysten

Leth Schmidt wundert sich aber auch, wie so eine anonyme und verunglimpfende Anzeige in JydskeVestkysten kommt: „Man muss sich da unter den Medien selbst  fragen, was man einem Wahlkampf antut, wenn man so etwas loslässt. Wir wollen das nicht vor den presseethischen Rat bringen. Das müssen die Medien untereinander klären.“

Inserent legt mit Interview nach

Der Inserent von JydskeVestkysten hatte u. a. geschrieben:. „Wenn sich die deutsche Minderheit als sønderjysk bezeichnet, dann deshalb, weil es dort Stimmen zu holen gibt. Denn Macht mögen sie in dieser kriecherischen Partei. Die Stimme der Vergangenheit ruft. Sei auf der Hut, wenn die Falschheit schreit.“

Auch in einem anschließenden Interview mit JydskeVestkysten am Montag besteht der Mann weiter auf seine Anonymität. Er wolle ein Gegengewicht zur SP bieten, denn die Partei sei ja nicht sønderjysk, sondern sei  gerade entstanden, weil man seinerzeit Nein zu Sønderjylland stimmte. Auf die Frage, wieso er die SP als kriecherisch“ (slesk) und falsch bezeichnet, antwortet der Mann, dass die Partei das Gegenteil von dem behaupte, was sie meine: „Sie sagen, sie sind sønderjysk - aber die meinen das Gegenteil. Die sagen das nur, um Stimmen zu bekommen. Die wollen deutsche  Schilder – nicht nordschleswigche. Auch die Verwaltungssprache soll Deutsch sein –nicht sønderjysk.“

Die Schleswigsche Partei zeigt sich sehr verwundert: „Wir dachten eigentlich, dass wir weitergekommen seien. Jeder, der das politische Wirken der Schleswigschen Partei verfolgt hat in den letzen Jahrzehnten,  weiß, wofür wir stehen“, so Leth Schmidt.

Sorry von Orry

Wie kommt aber so eine anonyme Anzeige in die große regionale Tageszeitung und direkt neben offiziellen und nicht anonymen SP-Anzeigen. Chefredakteur Peter Orry von JydskeVestkysten entschuldigt sich für die Anzeige. „Es war ein Fehler, die Anzeige zu bringen, da sowohl Inhalt und Wortlaut unter dem Niveau ist, den wir zulassen. Dafür kann ich mich nur entschuldigen“, so Peter Orry auf jv.dk. Doch wie konnte das dann passieren? „Wir haben die Anzeige entgegengenommen und sind dabei nicht auf den Inhalt aufmerksam geworden. Anzeigen mit anstößigem Inhalt müssen der Chefredaktion vorgelegt werden, und das ist in diesem Fall leider nicht passiert“, so Orry, der sich Montag auch direkt beim Vorsitzenden des Bundes Deutscher Nordschleswiger, Hinrich Jürgensen, für die gebrachte Anzeige entschuldigte.

Die Anzeige war vom Kunden ebenfalls für kommenden Sonntag bestellt worden: „Aber die wird natürlich nicht gebracht“, so Chefredakteur Orry. 

SP antwortet mit eigenem Gedicht

Die Schleswigsche Partei hat mittlerweile auf die als Gedicht geschriebene Anzeige reagiert – und Antwortet mit einem eigenen Gedicht:

Kommunalvalg 2017 – en replik
Selvfølgelig er vi mindretals tysk –
og samtidig såre sønderjysk
Og magt vil alle partier
Det er der ingen, der fortier
Så gem dig bare bag dit anonyme inserat
Det virker mere end bare desperat
Vi glæder os til jeres valg
For vores politik er ikke til salg!

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