Geburtstag

„Bankmensch aus voller Leidenschaft“

„Bankmensch aus voller Leidenschaft“

„Bankmensch aus voller Leidenschaft“

Paul Sehstedt
Stollig
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Lars Frank Jensen, Direktor von Kredibanken, hat keinen Ruhestand in petto, obwohl er morgen 60 Jahre alt wird. Foto: Paul Sehstedt

Ein Geburtstagsgespräch mit Kreditbankendirektor Lars Frank Jensen über Anstand, Weitsicht, Vorsicht und Bankräuber, die vorher anrufen. Bodenständigkeit gehört zur Geschäftsphilosophie des gebürtigen Apenrader.

„Durch die letzte Finanzkrise hat das Ansehen des Finanzsektors stark gelitten und daher arbeite ich intensiv daran, dass Kreditbanken mit einem positiven Image dasteht“, erklärt Bankdirektor Lars Frank Jensen, der seit 16 Jahren auf der Kommandobrücke des lokalen Geldinstituts steht und am morgigen 8. Juli seinen 60. Geburtstag begeht.

„Der Erfolg der Bank wäre ohne meinen Mitarbeiterstab nicht möglich gewesen, denn er hat den Kontakt zu unseren Kunden“, setzt Jensen fort. Innerhalb der vergangenen zehn Jahre wuchs der Kundenkreis von 17.000 auf 28.000 heran und rote Zahlen hat die Bank nicht gemacht.

Rückblick auf ein erfolgreiches Bankjahr

„Die Folgen der Coronakrise haben wir noch nicht in vollem Umfang gesehen, und um eventuelle Verluste decken zu können, haben wir 40 Millionen Kronen als Sonderrücklage verbucht“, erläutert der Jubilar die Vorsichtsmaßnahme, damit auch am Jahresende ein Plus zu verzeichnen ist. Die Halbjahresbilanz weist einen Überschuss von zwischen 13 und 15 Mio. Kronen aus und für das ganze Jahr werden 20 bis 40 Mio. Kronen veranschlagt. Im Vergleich zum Vorjahr sehen die Bilanzen schlechter aus, doch 2019 war nach Worten Jensens ein ungewöhnlich gutes Jahr mit einem Plus von rund 100 Mio. Kronen.

Vertrauen der Kunden gewinnen und behalten

„Als Bank müssen wir robust aufgestellt sein, damit unsere Kunden Vertrauen in uns haben“, unterstreicht der Bankdirektor. „Wir werden ohne Probleme durch die Krise kommen. Auf der Darlehenseite haben wird seit drei Monaten einen Rückgang notieren müssen, aber gleichzeitig sind die Einlagen gestiegen. Das erklärt sich aus den Subventions- und Hilfsmaßnahmen der Regierung, da u. a. die Mehrwertsteuer und die Lohnsteuer erst zum März 2021 abgerechnet werden müssen. Unser Risiko ist also derzeit gemindert, aber in neun Monaten werden wir sehen, welche Betriebe überleben werden. Wir müssen weitsichtig handeln und rechtzeitig mit unseren Kunden in einen Dialog treten, um festzustellen, ob ihr Geschäftskonzept aufgeht oder eine Aufgabe ratsamer wäre. Wir sollen nicht die Hand unter Firmen halten, die nicht überlebensfähig sind.“

„Haben eure Landwirtschaftskunden besondere Probleme?“

„Zum Glück nicht, denn die Coronakrise hat lediglich die Schweinenotierungen leicht fallen lassen und das können die Schweinezüchter dank früher höhere Preise verkraften“, sagt Jensen. Die Landwirtschaft macht dreizehn Prozent des Kundenstamms aus und ist damit die größte Einzelbranche. „Schweinezucht ist auch heute noch ein gutes Geschäft“, meint Lars Frank Jensen. „Das kann sich aber schnell ändern, falls z.B. die Schweinepest ausbricht. Wir werden damit leben müssen, dass Epidemien der einen oder anderen Art regelmäßig ausbrechen und daher werden wir uns anders einrichten müssen. Die Coronakrise hat die Bevölkerung nachdenklich gestimmt und wird das künftige Verhalten beeinflussen.“

„Weniger Kreuzfahrtreisen und neue Autos?“

„Als kleine Bank können wir kein Kreuzfahrtschiff finanzieren“, lacht Jensen, „aber die Branche erfüllte eine steigende Nachfrage, während die Autokonzerne immer mehr Neuwagen ausspuckten. Der Wunsch nach stetig steigendem Profit hat einen sehr großen Einfluss auf die Wirtschaft.“

„Hast du Pläne für deinen Ruhestand geschmiedet?“

„Ich bin Bankmensch aus voller Leidenschaft und habe vorläufig nicht die Absicht, mich zurückzuziehen. Natürlich bestimmt der Vorstand auch, wie lange ich bleiben kann“, sagt Lars Frank Jensen. „Für mich ist Bodenständigkeit ein Teil der Geschäftsphilosophie und ich freue mich jeden Tag auf einen neuen Arbeitstag.“

„Wann wurde die Bank zuletzt von Räubern überfallen?“

„Oh, dass weiß ich nicht. Jedenfalls nicht zu meiner Zeit“, erinnert sich der Direktor. „Heute kommen die Räuber durchs Telefon: sie rufen bei Bürgern an und geben sich für ihre Bank aus. Dann überreden sie die Kunden unter einem Vorwand, ihre Daten herauszugeben und ergaunern sich so Geld. In diesem Jahr sind acht unserer Kunden auf diese Weise beraubt worden. Als Bank haften wir für den Verlust und haben den täglichen Höchstsatz für Überweisungsaufträge von 150.000 auf 25.000 Kronen heruntergesetzt.“

In ihren drei Zweigstellen in Sonderburg, Hadersleben und Tondern sowie im Hauptsitz in Apenrade beschäftigt Kreditbanken 80 Mitarbeiter. Wenn Lars Frank Jensen Feierabend hat, fährt er nach Stollig, wo er mit seiner Ehefrau in einem ehemaligen Hof wohnt und beide ihrem gemeinsamen Hobby mit Dressurpferden nachgehen. „Ein guter Ausgleich zum Beruf“, meint der Bankmensch, der nicht weit in der Welt herumgekommen ist, weil ihm die Heimat und ‚æ sproch’ wohltun. Bodenständigkeit gibt Ruhe.

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