75 Jahre „Der Nordschleswiger“

Honnens: „Ich habe immer ein Herz für die Zeitung gehabt!“

Honnens: „Ich habe immer ein Herz für die Zeitung gehabt!“

Honnens: „Ich habe immer ein Herz für die Zeitung gehabt!“

Karin Friedrichsen
Karin Friedrichsen Journalistin
Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Kurt Honnens in seinem Eigenheim in der Apenrader Innenstadt. Foto: Karin Riggelsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

„Der Nordschleswiger“ wurde am 2. Februar 75 Jahre alt. Wir bringen im Laufe des Jubiläumsjahres eine Serie über uns selbst. Ehemalige Mitarbeiter blicken zurück auf ihre Zeit bei der Zeitung der deutschen Minderheit. In diesem Artikel erinnert sich Schriftsetzer und Anzeigenleiter Kurt Honnens an seine beiden beruflichen Etappen bei dem Medium.

Kurt Honnens ist 70 Jahre alt geworden im Dezember 2020. Seinen Geburtstag konnte der Apenrader Jung nicht wie geplant im Klubhaus des Apenrader Rudervereins (ARV) feiern. Die Corona-Pandemie machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Ganz optimistisch hofft Honnens den runden Geburtstag mit seiner Frau Inger und den Töchtern Claudia und Miriam, Schwiegersöhnen und fünf Enkelkindern, im Sommer in einem Ferienhaus an der Westküste begehen zu können. Ein großes Fest für Freunde und Bekannte wird es aber nicht mehr geben: „Den Geburtstag will ich nicht nachfeiern. Das ist Schnee von gestern“, sagt Kurt Honnens und lacht.

Kurt Honnens, der ehemals als Typograf und Anzeigenleiter beim „Nordschleswiger" tätig war, genießt sein Otium im Kreise seiner Familie. Foto: Karin Riggelsen

Ein Kind der Minderheit

Der deutsche Ruderverein und „Der Nordschleswiger“ sind Dreh- und Angelpunkt von Honnens Leben. In seinem Elternhaus am Engvej wurden der Rudersport und das Engagement für die Minderheit großgeschrieben. Honnens ist von Kindheit an, aktiver Wassersportler gewesen. Inzwischen begnügt er sich damit, den gesellschaftlichen Teil des Vereins zu fördern. Eine Anerkennung seiner Einsatzbereitschaft bekam Honnens im Februar 2019, als der „ARV“ ihm die Ehrenmitgliedschaft verlieh.

Kurt Honnens besuchte die deutsche Schule in Apenrade (Aabenraa) und danach die Deutsche Nachschule Tingleff. „In Tingleff habe ich die zehnte Klasse gemacht. „Wir waren die erste zehnte Klasse, die es in der Minderheit gab“, erinnert sich Kurt Honnens.

Vierjährige Ausbildung

Kurt Honnens begann 1966 seine vierjährige Ausbildung zum Schriftsetzer. Damals war Jes Schmidt Chefredakteur und die Zeitung der deutschen Minderheit, wurde Zeile für Zeile in Blei gegossen. „Ich habe immer gerne Aufsätze geschrieben. All, das, was mit Schrift zu tun hat, interessierte mich bereits in meiner Schulzeit“, erzählt Kurt Honnens, dem auch mehrfach gesagt wurde, dass er den journalistischen Weg hätte einschlagen können.

Ich habe immer gerne Aufsätze geschrieben. All, das, was mit Schrift zu tun hat, interessierte mich bereits in meiner Schulzeit.

Kurt Honnens, Typograf und Anzeigenleiter im Ruhestand

Rückkehr nach dem Militärdienst

Seine einjährige Wehrpflicht leistete Honnens in Hadersleben (Haderslev), Seegaard (Søgård) und Apenrade ab. Nach dem Militärdienst wollte Honnens gerne in die Setzerei des „Nordschleswigers“ zurückkehren. Faktor Christian Landreter, der die Setzerei von 1953 bis 1979 leitete, ließ den jungen Honnens wissen, dass man keinen vakanten Posten hatte. Nach der abschlägigen Antwort bewarb sich Kurt Honnens bei „Flensborg Avis“.

„Als man beim ,Nordschleswiger‘ hörte, dass ich südlich der Grenze zum Vorstellungsgespräch geladen war, gab es plötzlich eine freie Stelle in der Setzerei“, sagt Honnens. Er verweist darauf, dass der plötzliche Turnaround mit den damaligen Animositäten innerhalb der Minderheiten diesseits und jenseits der deutsch-dänischen Grenze, zusammenhängen könnte.

Der gebürtige Apenrader Kurt Honnens kehrte nach einem Abstecher nach Bollersleben und Tondern zurück in die Heimatstadt. Foto: Karin Riggelsen

Das Setzen mit der Maschine ging schneller

Während er in der Lehrzeit feste Arbeitszeiten hatte, musste er als Geselle im Schichtdienst arbeiten, wobei er auch am Wochenende im Einsatz war. Als er 1971 in das Pressehaus an der Schiffbrücke zurückkehrte, arbeitete er mit neun oder zehn Kollegen zusammen:

„Das ist über den Daumen gepeilt. Nach so vielen Jahren kann ich mich nicht mehr ganz genau erinnern“, sagt Honnens.  Er bildete sich aus eigener Initiative durch den Besuch externer Lehrgänge beruflich weiter aus. „Ich bin gelernter Handsetzer. Nach dem Militär habe ich parallel zur Arbeit in der Setzerei eine Ausbildung zum Maschinensetzer in Kopenhagen gemacht. Ich musste eine Dänischprüfung machen, um überhaupt an die Schule zu kommen“, sagt Honnens und schmunzelt.

Im Laufe der Jahre rückte ein Großteil der Arbeit der Setzer, auch bekannt unter der Berufsbezeichnung Typograf, an die Setzmaschinen. Lediglich für die Überschriften und die Anzeigen holten sich Schriftsetzer Kurt Honnens und seine Kollegen, die bleiernen Buchstaben aus den Setzkästen. „Das Setzen mit der Maschine ging schneller. Wir hatten damals fünf ,Linotype‘-Setzmaschinen“, sagt Honnens. Bilder führte man in Form von gerasterten Klischees ein. Die einleitende Fotobearbeitung lag in den Händen von Chefsekretärin Frieda Petersen.

Von der Zeitung zur Buchdruckerei

Obwohl Honnens immer gerne zur Arbeit ging ins Pressehaus an der Schiffbrücke, entschied er sich 1977 für neue berufliche Herausforderungen.  Er wechselte den Arbeitsplatz und ging an die Westküste, wo er in der großen Buchdruckerei „Laursen“ angestellt wurde. Den Wechsel nach Tondern (Tønder) erklärt er folgendermaßen:

„Ich wollte Fotosatz lernen. Das hatten wir damals nicht beim ,Nordschleswiger‘. Er blieb 17 Jahre bei der damals zweitgrößten Druckerei des Landes. „Wir haben jede Menge Bücher und Hefte gemacht. Die Kunstbücher waren von hoher Qualität“, schwärmt Honnens, der als gelernter Schrift- und Maschinensetzer, die „Schwarze Kunst“ aus dem Effeff beherrschte.

Anzeigenleiter Honnens mit seinem Mitarbeiter Heinrich Rewitz und seiner Mitarbeiterin Silvia Tarp (Archiv) Foto: Karin Riggelsen

„Eine Zeitung ohne Anzeigen, das ist nichts“

Während der Jahre bei der Tonderner Buchdruckerei lebte die Familie Honnens zunächst in Bollersleben (Bolderslev) und später in der Wiedaustadt. Damals engagierte sich Honnens im deutschen Ruderverein in Hoyer (Højer), wo er auch den Vorsitz innehatte.

1994 dann suchte „Der Nordschleswiger“ einen neuen Anzeigenleiter. „Ich wurde aufgefordert, mich zu bewerben. Ich habe es mir überlegt, mich dann beworben und die Stelle auch bekommen“, sagt Kurt Honnens. Es waren gute Jahre, obwohl der Anfang schwer war, denn der Anzeigenmarkt musste aufgebaut werden.  „Ich finde selber wir haben einen guten Kreis von Stammkunden aus der Minderheit und der Mehrheitsbevölkerung bekommen“, sagt Honnens. Er konnte sich über einen sehr positiven Aufschwung in der Anzeigenabteilung freuen. Besonders gerne erinnert sich Honnens an Sonderseiten, wie beispielsweise die Landwirtschaftsbeilage, die immer im März erschien, und die Beilage mit „Haus- und Garten“-Themen.

„Die Anzeigen für die Weihnachtsseiten, und die Sonderseiten um die Jahreswende, mussten auch gut vorbereitet werden“, weiß Honnens, dessen Team Heinrich Rewitz und Silvia Tarp angehörten.

Eine Zeitung ohne Anzeigen, das ist nichts: „Die Anzeigen machen die Zeitung interessant und lebendig“, meint der Anzeigenleiter im Ruhestand. Nach seiner Rückkehr zur Zeitung stieß er ab und an auf Anzeigenkunden denen er schon damals, als er die Zeitung im Handsatz machte, begegnet war. „Wir hatten viele Kunden, die uns lange die Treue gehalten haben“, weiß Honnens. Bei seiner neuen Tätigkeit kam ihm auch sein Flair sich schriftlich zu formulieren zugute, wenn er Anzeigentexte entwarf.

Inger und Kurt Honnens älteste Tochter lebt in Apenrade. Während der Corona-Pandemie kümmert sich Kurt Honnens um seine Enkelkinder, die zeitweise beide im Homeschooling unterrichtet wurden. Foto: Karin Friedrichsen

Ein ausgeprägter Familienmensch

Mit 63 Jahren entschloss sich Kurt Honnens dafür, in den Vorruhestand zu gehen. Diese Entscheidung habe er nicht bereut, obwohl er bis zuletzt die Freude an der Arbeit behielt. Seine Frau und er haben längst den Wohnsitz nach Apenrade zurückverlegt. In Apenrade wohnt auch die älteste Tochter des Paares. Die jüngste Tochter lebt mit ihrer Familie in Vejle.

„Meine Frau plant im Sommer in den Vorruhestand zu gehen. Dann wollen wir gemeinsam mit dem Rad los und die Natur im Nahbereich erkunden. Wir haben auch einen Zeltwagen, mit dem wir längere Fahrten unternehmen können“, sagt Kurt Honnens.

Der 70-Jährige ist trotz einer Krebserkrankung, die ihn vor einigen Jahren ereilte, voller Lebensmut. „Ich fühle mich nicht alt. Ich freue mich, wenn es meinen Kindern und Enkel gut geht“, unterstreicht Honnens dem es inzwischen auch gesundheitlich wieder besser geht. Nach einem operativen Eingriff und Chemotherapie, wird er nach wie vor von Ärzten des Krankenhauses in Apenrade und dem Universitätsklinikum Odense (OUH) begleitet.

Anzeigenleitung war das beste

Nach zwei Etappen mit insgesamt rund 31 Dienstjahren beim „Nordschleswiger“, bilanziert er: „Die Zeit als Anzeigenleiter war die beste – aber ich mochte es auch, in der Setzerei zu arbeiten“. Honnens fühlt sich privilegiert, für die Minderheit gearbeitet zu haben.

„Ich habe immer ein Herz für die Zeitung gehabt. In meiner Kindheit lag sie auf dem Tisch in meinem Elternhaus. Ich habe immer das Gefühl gehabt, dass sie zu meinem Leben gehört. Dem 70-Jährigen tut es leid, um die Älteren in der Minderheit, die den digitalen Umstieg zur Web-Zeitung nicht schaffen und fortan mit der 14-täglichen Papierzeitung auskommen müssen. Er selbst folgt dem „Nordschleswiger“ im Netz, er macht aber keinen Hehl daraus, dass er die Abschaffung der Papierzeitung bedauert.        

Mehr lesen