Politische Absprache

Kein Geld für Kinder in deutschen Kindergärten

Kein Geld für Kinder in deutschen Kindergärten

Kein Geld für Kinder in deutschen Kindergärten

Apenrade/Aabenraa
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Auf Eltern könnten Beiträge für die Betreuung in den deutschen Kindergärten in Apenrade zukommen. Foto: Karin Riggelsen

Die Mädchen und Jungen in den deutschen Kindergärten in Apenrade werden kein zusätzliches Personal um sich haben, so wie es in den kommunalen Einrichtungen der Fall sein wird. Der Grund: Sie gelten als private Institutionen. Das sehen Ausschussmitglieder mit Sorge und unterstützen so den DSSV-Abteilungsleiter.

500 Millionen Kronen hat die Regierung noch für dieses Jahr bereitgestellt, um den Betreuungsschlüssel (Normierung) in den Tagesinstitutionen, sprich Kindergärten, zu verbessern. Das bedeutet, dass mehr Personal zur Verfügung stehen wird. Im Jahr 2025 sollen es sogar 1,6 Millionen Kronen sein.

Keine zusätzlichen Gelder für deutsche Kindergärten

Die Kommune Apenrade hat aus diesem Topf 4,6 Millionen Kronen bekommen, etwa 2.700 Kronen pro Kind pro Jahr. Doch: Die deutschen Kindergärten bekommen davon nichts ab.

„Die Mittel können nicht in privaten Institutionen eingesetzt werden“, heißt es ganz konkret in der Absprache zwischen der sozialdemokratischen Regierung und ihrer Bündnispartner Radikale Venstre, Einheitsliste, Volkssozialisten/SF und Alternative. Und das setzt auch die Kommune Apenrade um.

„Dabei wird die Gleichstellung der Kinder außer Kraft gesetzt“, meint Stefan Sass, Abteilungsleiter der sozialpädagogischen Einrichtungen im Deutschen Schul- und Sprachverein für Nordschleswig (DSSV). „In diesem Jahr werden wir das in den Kindergärten noch nicht so sehr spüren. Doch wenn die zusätzlich bereitgestellten Beträge in den kommenden Jahren steigen, dann werden wir es merken“, ist sich Sass sicher.

Zwei-Klassen-Betreuung entstehe

Er sieht dann eine Zwei-Klassen-Betreuung voraus. „Oder wir heben, so wie es der Ratschlag der Regierung ist, unsere Beiträge. Doch damit würden wir unsere Klientel ändern. Dann sind wir nicht mehr die öffentlichen Einrichtungen für die deutsche Minderheit, so wie es unsere Agenda vorsieht“, erklärt er.

Dann sind wir nicht mehr die öffentlichen Einrichtungen für die deutsche Minderheit, so wie es unsere Agenda vorsieht.

Stefan Sass, DSSV-Abteilungsleiter

Dabei gibt es Unterschiede zwischen den privaten Tagesinstitutionen: Die, die kommerziell arbeiten und Gewinne machen, sowie die, die wie die kommunalen Einrichtungen arbeiten. Und dazu gehören die elf deutschen Kindergärten in der Kommune Apenrade.

Zustimmung von der Politik

Auch die beiden Mitglieder des zuständigen Kinder- und Ausbildungsausschusses, Kirsten Nørgård Christensen (Venstre) und Povl Kylling Petersen (Soz.) können nicht verstehen, dass die „kommunalen privaten Einrichtungen“, wie Kylling Petersen sie nennt, nicht mit den kommunalen Einrichtungen gleichgestellt werden.

„Es ist erst ein Unterschied, wenn es sich um eine kommerzielle Einrichtung handelt“, ergänzt er und verweist weiter auf die geschichtliche Dimension. „Es sollte auch ein Blick auf die geschichtliche Entwicklung der privaten Institutionen geworfen werden. Und wenn wir dabei auf die deutschen Institutionen schauen, dann sind es in meinen Augen keine ,privaten‘ Einrichtungen“, findet er.

Politische Lösung suchen

Der Verband selbstständiger Kindereinrichtungen, Daginstitutionernes Landsorganisation (DLO), arbeitet derzeit auf politischer Ebene daran, den Beschluss aus Kopenhagen zu ändern, sodass auch die deutschen Kindergärten in Apenrade mit den kommunalen Einrichtungen gleichgestellt werden, wie Stefan Sass berichtet. „Ich hoffe, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist“, so die Hoffnung des DSSV-Abteilungsleiters.

Privatisierungsentscheidung nach Kommunalreform getroffen

Da sich die Kommune Apenrade zurzeit der Kommunalreform in einer finanziell schwierigen Situation befand, hatte der DSSV entschieden, die eigenen Kindergärten zu privatisieren. Das berichtet Erwin Andresen, der für die Schleswigsche Partei (SP) im Apenrader Stadtrat sitzt. „So werden die deutschen Institutionen nicht von Sparmaßnahmen betroffen“, erklärt er. Bisher aus finanzieller Sicht ein Vorteil. Jetzt jedoch nicht mehr.

„Wir haben als kommunale Politiker nur Einfluss auf die Verteilung von Geldern an kommunale Einrichtungen. Und dazu gehören die deutschen Kindergärten nicht. Somit sind uns die Hände gebunden“, sagt Erwin Andresen.

 

Deutsche Kindergärten in der Kommune Apenrade

Der Deutsche Schul- und Sprachverein unterhält zehn Kindergärten in der Kommune Apenrade:

  • Deutscher Kindergarten Wilsbek
  • Deutscher Kindergarten Jürgensgaard
  • Deutscher Kindergarten Margrethenweg
  • Deutscher Kindergarten Rothenkrug
  • Deutscher Kindergarten Loit Schauby
  • Deutscher Kindergarten Pattburg
  • Deutscher Kindergarten Feldstedt
  • Deutscher Kindergarten Tingleff
  • Deutscher Kindergarten Bülderup
  • Deutscher Kindergarten Rapstedt

In den Kindergärten werden etwa 340 Kinder betreut.

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