Politische Absprache

Mehr Zeit für die Kinder – aber nicht in den privaten Institutionen

Mehr Zeit für die Kinder – aber nicht in den privaten Institutionen

Mehr Zeit für die Kinder – aber nicht überall

Nordschleswig/Kopenhagen
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Kinder steigen auf das Dach des Spielhauses.
Der Waldkindergarten in Feldstedt ist einer der zehn betroffenen Kindergärten des DSSV. Foto: Karin Riggelsen

Warum bekommen wir nichts ab? Im Deutschen Schul- und Sprachverein für Nordschleswig wundert sich Abteilungsleiter Stefan Sass darüber, dass die Regierung Kinder in privaten Institutionen von einem Sonderzuschuss ausgeschlossen hat. 11 Einrichtungen der deutschen Minderheit sind betroffen.

Kinder in dänischen Kindergärten sollen in Zukunft mehr Personal um sich herum haben. Eine politische Mehrheit im Folketing investiert in diesem Jahr daher 500 Millionen Kronen, damit die Kommunen mehr als 1.050 neue Mitarbeiter einstellen können. Bis zum Jahr 2025 steigt die Summe gar auf 1,6 Milliarden Kronen. Doch das Angebot, dass „Kinder einen guten Start ins Leben“ haben sollen, gilt nicht für Kinder in Privatinstitutionen – darunter Einrichtungen der deutschen Minderheit in Nordschleswig.

„Erstmals hat das Folketing mit dem  Prinzip gebrochen, Kinder gleichzubehandeln“,  moniert Stefan Sass, Abteilungsleiter der sozialpädagogischen Einrichtungen im Deutschen Schul- und Sprachverein für Nordschleswig.

Dabei seien private Einrichtungen von Beginn an gleichgestellt gewesen, so Sass. Bei öffentlicher Bezuschussung seien auch die privaten Institutionen gefördert worden. Bis jetzt. Die neue Absprache komme daher aus heiterem Himmel.

Regierung hat die Mehrheit hinter sich

„Die Mittel können nicht in privaten Institutionen eingesetzt werden“, heißt es ganz konkret in der Absprache zwischen der sozialdemokratischen Regierung und ihrer Bündnispartner Radikale Venstre, Einheitsliste, Volkssozialisten/SF und die Alternative.

Den neuen Kurs bezeichnet der Verband selbstständiger Kindereinrichtungen, Daginstitutionernes Landsorganisation (DLO), als „einen Skandal“, bei dem eine A- und eine B-Mannschaft geschaffen und Kinder und ihre Eltern ungleich behandelt werden.

Deutsche Kindergärten in Apenrade betroffen

Betroffen sind auch zehn private Kindergärten des DSSV in der Kommune Apenrade, während die Minderheiten-Einrichtungen in Hadersleben, Sonderburg und Tondern als selbstständige Kindergärten unter der Kommune gelten und daher bezuschusst werden.

Insgesamt sind etwa 340 Kinder betroffen. In der Kommune Apenrade hat jedes Kind einen Zuschuss von etwa 1.400 Kronen ausgelöst. Das wäre fast eine halbe Million Kronen für die deutschen Kindergärten gewesen.

In fünf Jahren fehlen 1,5 Millionen Kronen

„Das hört sich zunächst einmal bei elf Kindergärten nicht nach viel an, doch wenn die Parteien in den kommenden Jahren nach dem gleichen Prinzip verfahren, wird uns 2025 das Dreifache – 1,5 Millionen Kronen – fehlen. Das würden wir schon merken können“, sagt der DSSV-Abteilungsleiter.

„Wir können natürlich die Elternbeiträge um diese Summe erhöhen, damit wir auch mehr Personal einstellen können, aber dadurch würden wir in der Konkurrenz schlechter dastehen“, meint Sass.

Politische Lösungen werden gesucht

DLO hat sämtliche kinderpolitischen Sprecher angeschrieben, in der Hoffnung, dass an der Entscheidung gerüttelt werden kann. Als die verantwortliche Ministerin, Pernille Rosenkrantz-Theil (Soz.), vor einigen Monaten Privatschulen schlechter stellen wollte als die öffentlichen Schulen, scheiterte sie. Im Vergleich zu ihrem damaligen Vorschlag ist diesmal jedoch bereits eine Absprache getroffen worden.  

Stefan Sass sieht es auch als eine Möglichkeit, dass die deutsche Minderheit eine politische Lösung direkt mit dem Folketing sucht, und dass die deutschen Kindergärten in Nordschleswig den gleichen Status bekommen wie die deutschen Schulen. Die werden vom Folketing als „das öffentliche Angebot“ für die deutsche Minderheit betrachtet und sind daher finanziell gleichgestellt.

 

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