Covid 19-Konsequenzen

Schwangere Friseurin in der Corona-Klemme

Schwangere Friseurin in der Corona-Klemme

Schwangere Friseurin in der Corona-Klemme

Loit/Løjt
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Friseurin Line Nissen blickt inzwischen wieder voller Zuversicht in die Zukunft. Ein Facebook-Versprechen von Minister Hummelgaard am Sonnabendmorgen hat ihr eine große Last von den Schultern genommen. Foto: Karin Riggelsen

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Weil die selbstständige Geschäftsinhaberin aus Loit Kirkeby in den vergangenen Monaten wegen des Shutdowns keine Einnahmen hatte, ist sie nach geltendem Recht nicht berechtigt, Mutterschaftsgeld zu erhalten. Ihrer Frustration gab sie über Facebook freien Lauf. Über Umwege erreichte ihr Post den zuständigen Beschäftigungsminister.

Einem frustrierten Facebookeintrag einer schwangeren Friseurin aus Loit Kirkeby können es andere „Leidensgenossinnen“ verdanken, dass sie demnächst doch Mutterschaftsgeld beantragen können – mit rückwirkender Kraft.

Am Freitagnachmittag war Line Nissen, die in Loit Kirkeby den Friseursalon „Hairtoe“ betreibt, so verzweifelt, dass sie entgegen ihrer normalen Haltung, einen persönlichen Facebook-Post kreierte.

Line Nissens ursprünglicher Facebook-Post Foto: Line Nissen

Frust-Posting auf Facebook

„Ich war so verbittert, da mir die Nationale Auszahlungsbehörde (dän. Udbetaling Danmark) mitgeteilt hatte, dass ich kein Mutterschaftsgeld erhalten würde, weil ich in den vergangenen Monaten nicht gearbeitet habe, weil ich ja wegen des Shutdowns nicht arbeiten durfte.  – Und von dem Gehalt meines Lebensgefährten allein hätten wir nicht leben können. Ich sah schon alles davonschwimmen, was wir uns aufgebaut hatten“, gibt Line Nissen einen kleinen Einblick in ihre Gefühlswelt am Freitagnachmittag. Sie befürchtete nämlich, dass sie und ihre kleine Familie ihr Haus in Loit Kirkeby nicht würden halten können. Kurz: Sie sah ihr Leben und ihre Existenz auseinanderfallen.

Line Nissen geht am Sonntag in den Schwangerschaftsurlaub. Foto: Karin Riggelsen

Wegen Shutdowns geschlossen

Die letzte Info der Auszahlungsbehörde noch im Ohr, dass sie natürlich eine offizielle Klage gegen die Entscheidung einreichen könne, setzte sich Line Nissen an den Computer und beschrieb in einem Facebook-Post, das sie mit einem verweinten Selbstporträt untermauerte, ihr Unglück.

„Ich bin unverschuldet in diese Situation gelangt. Ich hätte ja gerne gearbeitet, aber meine Branche lag wegen des Shutdowns ja brach. Ich fühlte mich daher ungerecht behandelt“, entschuldigt die Friseurin ihr Posting nahezu im Nachhinein.

„In meinem ersten Post machte ich in meiner Frustration sicherlich den Fehler, dass ich meine Situation mit der der Minkzüchter verglich. Das gab natürlich einige Reaktionen, die ich so nicht gewollt hatte“, gesteht Line Nissen. Ansonsten erntete sie ganz viel Trost und Verständnis.

Folketingsabgeordneter Lars Boje Mathiesen von den Neuen Bürgerlichen hatte über seinen Parteikollegen aus Loit Kirkeby, Jan Køpke Christensen, von dem offensichtlichen Problem schwangerer Selbstständiger erfahren und freut sich darüber, dass es sozialdemokratische Minister Hummelgaard so schnell reagiert hat. Foto: Lars Boje Mathiesen

Hilfe aus dem eigenen Ort

Unerwartete Hilfe erhielt sie von dem in Loit Kirkeby wohnhaften Jan Køpke Christensen. Der Folketingskandidat der rechtskonservativen Neuen Bürgerlichen hatte Lines Facebook-Eintrag gesehen und „seinen“ Folketingsabgeordneten Lars Boje Mathiesen kontaktiert.

Dieser rief am Abend noch persönlich bei Line Nissen an, um ihr mitzuteilen, dass er ihr Problem an den zuständigen Beschäftigungsminister Peter Hummelgaard Thomsen (Sozialdemokratie) weitergeleitet habe und dieser schon seine Mitarbeiter gebeten habe, sich um diese offensichtliche Lücke im System zu kümmern. „Das war Abends um 21.30 Uhr“, erzählt Line Nissen. Selten hat sie sich über einen so späten Anruf gefreut.

Diese Nachricht von Minister Peter Hummelgaard am Wochenende sorgte für die endgültige Erleichterung bei Line Nissen und ihrer kleinen Familie. Foto: Peter Hummelgaard

Eine Nachricht vom Minister

Der Freitagabend war damit schon für Line Nissen gerettet. Als sie am frühen Sonnabendmorgen dann auch noch persönlich vom Beschäftigungsminister angeschrieben wurde, dass er dafür sorgen werde, dass das Regelwerk nachträglich geändert werden würde, weil sie ja unverschuldet durch den Corona-Shutdown in dieser vertrackten Situation gelandet war, war eine schwere Last von den Schultern der jungen Friseurin aus Loit Kirkeby genommen. Sie kann inzwischen wieder ihre Schwangerschaft genießen.

Zwei Monate lang hat Line Nissen ihren Beruf coronabedingt nicht ausüben können. Das hätte sie fast das Mutterschaftsgeld gekostet. Foto: Karin Riggelsen

Die Tränen sind getrocknet und die Zukunft wieder rosarot. „Ich bin in der 35. Woche und wollte offiziell am kommenden Sonntag in den Schwangerschaftsurlaub gehen. Ob die neuen Richtlinien bis dahin schon konkret abgesteckt worden sind, ist mir relativ egal. Ich kann den Schwangerschaftsurlaub in der Gewissheit antreten, dass sich das alles regeln wird. Ob ich das Geld nun vom ersten Tag an bekomme oder mit rückwirkender Kraft, das ist für mich dann nicht mehr so entscheidend“, unterstreicht Line Nissen.

Sie ist überzeugt, dass sie beileibe nicht die einzige selbstständige schwangere Erwerbstätige ist, die in diese Corona-Klemme geraten ist, und ist froh, dass ihr Facebook-Frustpost auch den anderen Betroffenen helfen wird.

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