Lokale Wirtschaft

Wasserstoffprojekt in Enstedt in Gefahr

Wasserstoffprojekt in Enstedt in Gefahr

Wasserstoffprojekt in Enstedt in Gefahr

Paul Sehstedt
Apenrade/Aabenraa
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Das Enstedtwerk mit dem markanten Schornstein, der derzeit Stück für Stück abgebaut wird. (Archivbild) Foto: Jürgen S. Drexel

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Der Direktor von Linde Gas A/S, Ulrik Nielsen, ist besorgt über eine neue EU-Vorgabe für grüne Wasserstoff-Produktion. Trotzdem wird die Planung vorangetrieben.

PtX-Produktion

Power-to-X oder kurz PtX steht für die Nutzung von Ökostrom (Power) zur Produktion von CO2-armer, flüssiger oder gasförmiger Energie (X).

„Das Ziel, die CO2-Emissionen bis 2030 um 70 Prozent zu senken, werden wir nicht erfüllen können, falls die EU-Vorgaben für eine grüne Wasserstoffproduktion verabschieden wird“, erklärt Ulrik Nielsen, Direktor der dänischen Abteilung vom Chemiekonzern Linde Gas A/S, gegenüber dem „Nordschleswiger“.

Ende April hatten Linde Gas A/S und der Hafen Apenrade eine Zusammenarbeit bekannt gegeben, in der auf einem Teil des Industriehafens Enstedt eine Wasserstoffproduktion aufgebaut werden soll.

Der Chemiekonzern wählte das ehemalige Kraftwerksgelände als Standort, weil die Infrastruktur unter anderem mit einem Stromanschluss bereits vorhanden ist. Über diese Stromtrasse soll Überschusselektrizität aus Windenergie zur Produktionsanlage gelangen, um diesen durch Elektrolyse in Wasserstoff umzuwandeln. Damit sollte der Wasserstoff das grüne Umweltsiegel erhalten können.

Nur mit nicht-subventionierter Stromproduktion

Doch nun kann eine sogenannte delegierte Rechtsakte der EU nicht nur Steine in den Weg legen, schlimmstenfalls wird das Enstedt Projekt aus Kostengründen nicht realisierbar. Grund: die EU will der Wasserstoffproduktion nur dann einen Stempel für umweltfreundliche Produktion geben, wenn sie mit erneuerbarer, nicht subventionierter Energie durchgeführt wird, die zurzeit noch nicht einsatzfähig oder gebaut ist.

Im Klartext bedeutet diese Formulierung, dass der grüne Strom von den jetzigen Öko-Quellen diesen Ansprüchen nicht gerecht wird.

„Unsere Berechnungen gehen davon aus, dass Strom grün ist, ungeachtet, ob die Anlagen bereits gebaut sind oder erst noch errichtet werden sollen“, erläutert Ulrik Nielsen. „Falls unsere Politiker nicht einschreiten, wird der Weg zur grünen Umstellung sehr mühsam werden.“

Falls die vorgeschlagene Rechtsakte also verabschiedet wird, bedeutet das möglicherweise das Aus für das Enstedt-Projekt.

„Das hoffe ich nicht, und wir arbeiten zielbewusst weiter an der Realisierung“, fährt Nielsen fort.

Der vorliegende Entwurf der EU-Vorgaben schreibt vor, wie der Ökostrom hergestellt werden muss, um für die grüne Wasserstoffproduktion nutzbar zu sein. Die Anlagen dürfen keine öffentlichen Fördermittel erhalten, um eine Wettbewerbsverzerrung zu verhindern.

Für Dänemark hat dies zur Folge, dass die Seewindparks wegen ihrer Subventionen keinen billigen Überschussstrom an PtX-Produktionsanlagen verkaufen können. Die geplante Wasserstoff-Fabrik in Enstedt wäre von dieser Verordnung hart betroffen.

Aufforderung an Politiker 

Die dänischen Branchenorganisationen Wind Denmark, Brintbranchen und Drivkraft Danmark fordern die dänischen Politiker dringend dazu auf, dem Vorschlag der delegierten Rechtsakte entschieden entgegenzutreten, damit die PtX-Produktionen möglich und nicht verzögert werden.

Laut einem Papier der drei Organisationen würde die Annahme des Vorschlages dänische sowie europäische Projekte verteuern und gegebenenfalls unmöglich machen.

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