Lokalwirtschaft

Energieproduktion am Apenrader Hafen: Aus Überschusselektrizität wird grüner Wasserstoff

Umweltfreundliche Wasserstoffproduktion am Apenrader Hafen

Wasserstoffproduktion am Apenrader Hafen

Paul Sehstedt
Apenrade/Aabenraa
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Mit dem Wasserstoff kommt ein weiteres Produkt in den Apenrader Hafen. Foto: Aabenraa Havn

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Der Hafen Apenrade und Linde Gas A/S sind eine enge Zusammenarbeit eingegangen, um einen Produktionsstandort in Enstedt zu schaffen.

Wo einst das Enstedt-Werk Kohle und Stroh verheizte, um Elektrizität zu produzieren, soll nach Vorstellung des Hafens Apenrade und dem weltweit tätigen deutsch-amerikanischen Chemiekonzern Linde aus preiswerten grünem Windstrom von den Windparks in der Nordsee Wasserstoff H2 produziert werden.

Dan Skov Sørensen (l.), Entwicklungschef des Hafen Apenrade sowie Hafdirektor Henrik Thykjær (m.) gemeinsam mit Ulrik Nielsen (r.) von Linde Gas A/S vor der Kohlenhalde am Hafen Enstedt. In wenigen Monaten ist die Kohle verschifft worden und eine Produktionsanlage für Wasserstoff kann dort entstehen, falls die Visionen von Linde Gas A/S und dem Hafen Apenrade in Erfüllung gehen. Foto: Aabenraa Havn

Ulrik Nielsen, Chef der Firma Clean Hydrogene Denmark und Hafendirektor Henrik Thykjær sehen sehr optimistisch auf das Potenzial, das angeblich  im Projekt vorhanden ist. „Wir erwarten eine rapide ansteigende Nachfrage von wasserstoffbasierten nachhaltigen Produkten“, erklärt Nielsen. „Der Hafen Apenrade bietet attraktive Produktionsbedingungen und dies schafft eine solide Kombination, die für eine Reihe relevanter Betriebe interessant sein kann.“

Triftige Gründe für Enstedt

„Warum fiel die Wahl auf Apenrade, das ja weit ab von den Windradanlagen vor der Küste Jütlands liegt?“

„Das hat einige triftige Gründe“, führt Nielsen in einem Gespräch mit dem „Nordschleswiger“ aus. „Zum einen sind noch alle Kabel aus der Zeit des Kraftwerkbetriebs vorhanden, sodass wir im Prinzip nur noch unsere Elektrolyseanlage anschließen können. Zum anderen ist der Hafen Enstedt mit 18 Metern so tief, dass selbst die größten Schiffe anlegen können. Somit ist neben der Landstraße und Autobahn auch der Seeweg für die Verschiffung gesichert.“

„Fehlt eigentlich nur ein Bahnanschluss und der Abstand bis Klipleff ist nicht weit?“

„Das Gleis muss später kommen, wenn der Bedarf entsteht.“

Gratis Elektrizität

„In der Elektrolyse entsteht ein erheblicher Energieverlust von 20 Prozent. Aus einem Kilowatt Strom wird nur 0,8 Kilowatt aus dem H2 gewonnen. Wie rechnet sich das für Linde Gas?“

„Nur wenn wir den Windstrom gratis bekommen oder sehr preiswert einkaufen können, geht die Rechnung für uns auf“, erläutert Nielsen. „Wir rechnen damit, Strom aus der Überproduktion zu bekommen. Auf diese Weise wird die Energie chemisch zwischengelagert.“

Großflächiges Projekt

„Wie viel Fläche wird die Anlage einnehmen?“

„Ich schätze, dass wir den Hauptanteil des Geländes benutzen werden.“

„Hat Linde Gas A/S bereits ein fertiges Skizzenprojekt vorliegen?“

„Das haben wir, aber die konkreten Zeichnungen können zum jetzigen Zeitpunkt nicht veröffentlicht werden.“

„Wie hoch ist das Investitionsvolumen?“

„Das Projekt wird Linde Gas um die 100 Millionen Euro kosten.“

Keine Wasserstoff-Unfälle bisher

„Geht von der Wasserstoffproduktion kein Explosionsrisiko aus? H2 ist bekanntlich leicht entzündbar.“

„Linde hat noch nie Betriebsunfälle mit H2 gehabt“, beruhigt Ulrik Nielsen. „Enstedt ist in der höchsten Risikoklasse 7 zertifiziert und daher können wir uns einige Genehmigungsverfahren sparen.“

„Wenn die Produktion angelaufen ist, wird Abwärme erzeugt. Soll diese ins Fernwärmenetz eingespeist werden?“

„Wir werden Verhandlungen mit der Fernwärmegesellschaft aufnehmen, um eine Lösung zu erzielen, aber so weit sind wir noch nicht.“

Veredelung durch Partnerfirmen

Laut Ulrik Nielsen wird Linde Gas A/S lediglich Wasserstoff produzieren, während die Veredelung von Partnerfirmen vorgenommen wird. Von diesen Betrieben sollen einige sich auch auf dem ehemaligen Kraftwerksgelände ansiedeln, so die Vision der Planer.

Wasserstoff wird in vielen technischen Bereichen verwendet u. a. als Treibstoff für Lastwagen, Busse oder Lokomotiven. Linde unterhält weltweit ein Netz von 130 Wasserstofftankanlagen.

„Die dänische Regierung und auch die EU haben sich darauf festgelegt, dass Pkws elektrisch angetrieben werden sollen, während der Nutzverkehr H2 benutzen soll, obwohl verschiedene Autohersteller auch Personenwagen mit Wasserstoffantrieb anbieten.“

Neue Arbeitsplätze

Falls die Sondierungen, die der Hafen Apenrade und Linde Gas A/S gemeinsam durchführen, erfolgreich verlaufen, dann werden zwischen 50 und 100 neue Arbeitsplätze an dem neuen Standort entstehen.

Thomas Andresen (Venstre), der Apenrader Bürgermeister bezeichnet die Nachricht als „fantastische Neuigkeit“, wie er auf Facebook schrieb. Damit werde erneut Fokus auf das große Potenzial gesetzt, das der Apenrader Hafen biete und das bringe Wachstum und Arbeitsplätze in die Kommune, wie er weiter schrieb.

 

 

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