Deutsch-Dänisches Freundschaftsjahr

Bundespräsident Steinmeier: Deutschland war Dänemark nicht immer ein guter Nachbar

Deutschland war Dänemark nicht immer ein guter Nachbar

Deutschland war Dänemark nicht immer ein guter Nachbar

Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Foto: Barbara Gindl/AFP/Ritzau Scanpix

In einem Interview mit dem dänischen Kulturmagazin „Grænsen“ lobt der Bundespräsident das enge deutsch-dänische Verhältnis und gibt gleichzeitig zu bedenken, dass einheitliche Erzählungen unserer gemeinsamen Geschichte vermieden werden sollten.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat dem dänischen Kulturmagazin „Grænsen“ aus Anlass des Deutsch-Dänischen Kulturellen Freundschaftsjahres 2020 ein Interview gegeben. Darin macht er deutlich, dass die deutsch-dänischen Beziehungen seiner Meinung nach nie besser gewesen seien als derzeit und deshalb ein Grund zum Feiern sind. Steinmeier hebt in diesem Zusammenhang die Anerkennung der Minderheiten und ihr gutes Verhältnis zueinander auf beiden Seiten der Grenze hervor.

Mit Verweis auf die deutsche Besatzung im Jahr 1945 konstatiert der Bundespräsident, dass Deutschland Dänemark gegenüber nicht immer ein guter Nachbar gewesen sei, das Gegenteil sei der Fall gewesen. Doch aus heutiger Sicht hält er die Beziehungen zwischen beiden Ländern für „hervorragend“. Der deutsch-dänischen Grenzregion sieht er dabei eine Schlüsselrolle im deutsch-dänischen Verhältnis zufallen.

Unterschiedlichen Sprachgebrauch respektieren

Angesprochen auf den unterschiedlichen Sprachgebrauch für das Jubiläumsjahr 2020, bei dem die Dänen „genforening“, also die Wiedervereinigung, feiern, während im Deutschen von „Trennung“ oder „Teilung“ gesprochen wird, gibt Steinmeier zu bedenken, dass es nicht darum gehen müsse „zu einer einheitlichen Erzählung unserer gemeinsamen Geschichte zu kommen“.

Neue Impulse aus dem Jubiläumsjahr 2020 ziehen

Der Bundespräsident hätte eigentlich zusammen mit Königin Margrethe am 11. Juli als Ehrengast an den Feierlichkeiten auf den Düppeler Schanzen teilnehmen und auch das Deutsche Museum in Sonderburg eröffnen sollen, doch daraus wurde bekanntermaßen aufgrund der Corona-Krise nichts. Auch andere Veranstaltungen und Projekte des Freundschaftsjahres konnten nicht so durchgeführt werden wie geplant.

Dennoch ist sich Steinmeier sicher, dass aus dem Jubiläumsjahr 2020 neue Impulse für die deutsch-dänische Kulturzusammenarbeit entstehen und verweist auf die Möglichkeit, die eine oder andere Aktivität ins nächste Jahr zu verschieben und dann zu feiern. Auch hofft er, den geplanten Besuch in Dänemark in seiner Eigenschaft als Bundespräsident bald nachholen zu können.

Wert Europas bewusster machen

Zur Frage des Wildschweinzaunes auf dänischer Seite entlang der Grenze nimmt der Bundespräsident keine Stellung, doch zur aufgrund der Corona-Pandemie mehrere Wochen lang geschlossenen Grenze sagt er Folgendes: „Ich wünsche mir daher, dass uns nach der Corona-Pandemie der Wert der Durchlässigkeit dieser Grenze, dass der Wert Europas, uns bewusster ist, als er das vorher vielleicht war.“

Mit diesem europäischen Blickwinkel vor Augen lobt Steinmeier die gelungene Minderheitenpolitik als hervorragendes Beispiel für eine erfolgreiche Friedens- und Europapolitik, die er als unerlässlich ansieht, damit auch unsere Nachbarländer in der EU stark aus der Krise hervorgehen können.  

Das Interview mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erscheint am 28. August 2020 in einer Sonderausgabe des Magazins „Grænsen“ und kann zudem im Internet unter https://graenseforeningen.dk/magasinet-graensen gelesen werden.

Mehr lesen