Naldmose Strand Camping

Campingplatz statt Handball: Das neue Leben von Stefan Schröder

Campingplatz statt Handball: Das neue Leben von Stefan Schröder

Campingplatz statt Handball: Das neue Leben von Stefan

Jannik Schappert/shz.de
Fünenshaff/Fynshav
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Stefan Schröder
Ein Traktor gehört zu den neuen „Spielzeugen“ von Stefan Schröder. Foto: Thorne Huter/shz.de

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Stefan Schröder war Nationalspieler, er wurde Deutscher Meister mit der SG Flensburg-Handewitt und Champions-League-Sieger mit dem HSV Hamburg. Warum ihn heute das Leben auf einem Campingplatz auf Alsen glücklich macht.

Das Telefon klingelt – mal wieder. Stefan Schröder steigt in sein Golfcart, wenige Minuten später ist er zurück. „Der Handwerker hatte eine Frage“, sagt der ehemalige Profi-Handballer, der das Leben in der Halle gegen ein Leben an der frischen Luft eingetauscht hat. Schröder, einst Nationalspieler, Deutscher Meister und Champions-League-Sieger, ist seit April „glücklicher Besitzer“ eines Campingplatzes.

Er mäht stundenlang Rasen, backt Brötchen, kocht Kaffee, hält die sanitären Anlagen in Schuss, macht Reparaturen, koordiniert Buchungen. Der 42-Jährige weiß: „Von außen betrachtet wirkt das extrem ungewöhnlich.“

Auf Alsen (Als), in der Nähe von Fünenshaff, liegt direkt an der Ostsee der Platz Naldmose Strand Camping – das neue Zuhause von Schröder, der in seiner Laufbahn fünf Jahre für die SG Flensburg-Handewitt und danach 14 Jahre für den HSV Hamburg auf Rechtsaußen wirbelte. Bis heute trägt er mit 21 Toren den Rekord für die meisten Treffer in einem Bundesliga-Spiel. Als Handballer bezeichnete Schröder sich selbst als „wieselfinken Stinker“.

Naldmose Strand Camping
Naldmose Strand Camping aus der Vogelperspektive Foto: Thorne Huter/shz.de

Camping gehörte schon immer zu den Leidenschaften

Eigentlich schien Schröders Zukunft nach der aktiven Karriere im Jugendbereich des HSV zu liegen, wo er als Funktionär und Trainer in den vergangenen Jahren einiges aufgebaut hatte. „Ich habe mit dem Handball mein Hobby zum Beruf gemacht“, sagt Schröder. Aber irgendwann habe er sich die Frage gestellt: „Will ich das wirklich noch 25 Jahre machen?“

Da er in seiner Kindheit viel Zeit auf Campingplätzen verbracht und später viele Länder im Wohnmobil bereist hatte, entstand bei einer Australien-Reise aus einer Weinlaune heraus gemeinsam mit seiner Freundin die Idee, selbst einen Platz zu betreiben. „Der Gedanke war am nächsten Morgen immer noch da. Wir haben dann entschieden, das ernsthaft zu verfolgen“, sagt Schröder.

Wenn man sich einen 300-Kilometer-Radius von Hamburg setzt, kommt man irgendwann halt auch über die Grenze.

Stefan Schröder

14 bis 15 Stunden Arbeit am Tag sind kein Problem für Stefan Schröder

Über einen Makler für Campingplätze wurde er auf den 50.000 Quadratmeter großen Platz Naldmose Strand Camping mit seinen 140 Stellplätzen, 11 Hütten und einer Ferienwohnung an der Ostsee aufmerksam. „Wenn man sich einen 300-Kilometer-Radius von Hamburg setzt, kommt man irgendwann halt auch über die Grenze“, sagt Schröder lachend. Seine Dänischkenntnisse seien zwar begrenzt, doch das falle nicht so sehr auf. Die Anzahl deutscher Gäste beziffert der ehemalige Handballprofi auf 80 Prozent. „Es gibt zwei Dauercamper, die seit mehr als 50 Jahren hier sind“, staunt Schröder.

Stefan Schröder an der Rezeption
Stefan Schröder an der Rezeption Foto: Jannik Schappert/shz.de

Zwei potenzielle Gäste kommen in das Rezeptions- und Café-Gebäude, das Schröder in Eigenregie umgebaut hat, und erkundigen sich, ob es noch Kapazitäten gibt. Noch ja, aber die Hochsaison steht an. Da werden die Tage für Schröder bei nahezu voller Auslastung noch länger. 14 bis 15 Stunden Arbeit seien schon jetzt keine Seltenheit, sagt der 42-Jährige. „Aber ich sehe es als Passion, dann macht man das gerne.“

Ich durfte mein zweites großes Hobby zum Beruf machen. Das sucht man im Leben. Ich bin ein glücklicher Mensch.

Stefan Schröder

Die Tage starten mit dem Backen der Brötchen und der Kontrolle der Toiletten. „Und dann geht es vom Rasenmähen über ausgefallenen Strom bis hin zum Hütteputzen und Bettwäschemangeln. Das ist übrigens sehr beruhigend, das kann ich nur empfehlen“, sagt der zweimalige Deutsche Handballmeister (2004 mit der SG Flensburg-Handewitt, 2011 mit dem HSV Hamburg), während die Kaffeemaschine rauscht. Jeder Tag sei „auch ein bisschen ein Abenteuer“.

Ein Abenteuer mit besonderen Reizen. „Ein Campingplatz bringt ein paar Spielzeuge mit sich“, sagt Schröder und meint sein Golfcart, seinen Aufsitzrasenmäher und den Traktor, der hin und wieder zum Einsatz kommt.

Auf Naldmose Strand Camping soll der Mensch im Vordergrund stehen

Seinen Platz will Schröder in den kommenden Jahren Stück für Stück modernisieren und „auf gesunde Beine stellen. Die Menschen dürfen dabei aber nie in den Hintergrund geraten“, betont er. Urlaubende würden mit einer „guten Grundstimmung“ nach Naldmose Strand Camping kommen. „Meine Aufgabe ist es, diese auszubauen oder mindestens zu bewahren.“ Und das, so Schröder, sei eine „tolle Aufgabe“.

Eine, die ihn ebenso ausfüllt, wie es der Handball viele Jahre konnte. Dass er wieder einen Beruf gefunden hat, der ihn nicht nur zeitlich, sondern auch emotional ausfüllt, weiß der 42-Jährige zu schätzen.

„Ich durfte mein zweites großes Hobby zum Beruf machen. Das sucht man im Leben. Ich bin ein glücklicher Mensch.“

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