Interreg-Projekt
Wohin mit der deutschen Wolle?
Wohin mit der deutschen Wolle?
Wohin mit der deutschen Wolle?
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Fast so viele Schafe wie Einwohner: Nordfrieslands Deiche brauchen die Tiere. Doch wohin mit der Wolle? Die Frage wurde zur Initialzündung für ein grenzüberschreitendes Netzwerk, das weit über die Wolle hinausgeht.
An der Nordsee gehören sie einfach zum Landschaftsbild: die Schafe auf den Deichen. Sie haben dort eine wichtige Aufgabe. Die Tiere halten das Gras kurz und trampeln den Boden fest.
So sorgen sie dafür, dass ungebetene Gäste wie Wühlmäuse oder Maulwürfe auf den Deichen weder Schutz finden noch Löcher in den Boden graben können.
Allerdings fallen beim Scheren der insgesamt rund 200.000 Tiere in Nordfriesland hohe Kosten an – und eine Menge Wolle. 3,50 Euro und zwischen vier und fünf Kilogramm sind es pro Tier.
Während die Schäfer das Fleisch gut verkaufen können, bleiben sie buchstäblich oft auf der Wolle sitzen. Die Schafe sind robust und fühlen sich wohl im rauen Küstenklima. Dadurch ist die Wollqualität aber eher mäßig.
„Für feinere Wolle braucht es andere Schafe, die sind in Nordfriesland aber fehl am Platz“, sagt Peter Asmussen, Vorsitzender des Verbandes Deutscher Büchereien Nordschleswig. Gemeinsam mit seiner Kollegin Sandy Thornland stellte er sich die Frage: Wohin mit der ganzen Wolle? Immerhin ist die Wolle ein typisches Problem für den ländlichen Raum auf beiden Seiten der Grenze.
Sie bewarben sich für das deutsch-dänische Interreg-Programm. „Denn genau das wollten wir: einen grenzüberschreitenden Austausch“, sagt Asmussen.
Zusammenarbeit ist gefragt
Für das Extract Innovation Network fanden Asmussen und Thornland schnell weitere Projektpartner mit neuen Ideen.
Während in Nordfriesland der Schwerpunkt auf der Wolle liegt, stehen in der Nyborg Kommune das Ehrenamt und auf Seeland der nachhaltige Tourismus in den Marschen im Mittelpunkt der Anstrengungen.
Außerdem beteiligen sich auch die Deutsche Zentralbücherei Apenrade, die Region Sønderjylland-Schleswig, die Wirtschaftsagentur Neumünster und die Süddänische Universität an dem Projekt – weitere Partner sind willkommen.
Ein Netzwerk in der Findungsphase
Das Extract Innovation Network läuft noch bis zum 31. März 2022. Bis dahin sollen sich die Projektpartner besser kennenlernen, neue Projektideen sammeln und Lösungen für die bestehenden Probleme finden.
Asmussen beteiligt sich zurzeit selbst mit einer Studie: „Wolle ist mehr als nur Garn. Ich teste sie aktuell zum Beispiel als Dämmmaterial im ökologischen Hausbau.“ Auch wenn die Schafswolle teurer ist als Steinwolle, hält er den Ansatz für vielversprechend.
Mit Ideen dieser Art hoffen die Netzwerkmitglieder bis Ende März 2022 eine Basis für eine weitere, dann dauerhafte Zusammenarbeit im Rahmen von Interreg 6A geschaffen zu haben. Denn es gibt mehr grenzüberschreitende Probleme als „nur“ die Wolle der Schafe.