Leitartikel

„Was steckt bloß in ihren Köpfen?“

Was steckt bloß in ihren Köpfen?

Was steckt bloß in ihren Köpfen?

Nordschleswig/Aarhus
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Es ist unglaublich, dass eine große Gruppe junger Männer immer noch eine antiquierte Haltung zum gewalttätigen Umgang mit Frauen hat, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

In welchem Land ist ein Fünftel der jungen Männer im Alter von 16 bis 20 Jahren der Meinung, wenn eine Frau nicht „Nein“ sagt, kann sie den Mann hinterher auch nicht wegen Vergewaltigung anklagen? In Dänemark. Diese erschreckende Erkenntnis hat eine Forscherin von der Universität in Aarhus gerade in einer neuen Studie festgestellt.

In der Untersuchung (Unges stereotype holdninger til voldtægt), an der 2.000 junge Männer im Alter von 16 bis 30 Jahren teilgenommen haben, antworteten ebenfalls 20 Prozent der jüngsten Altersgruppe, dass „es schon mal passieren kann, dass ein Mann, wenn er betrunken ist, jemanden vergewaltigt, obwohl es nicht seine Intention war“.

Man glaubt es nicht.

Wie können bei der ganzen Aufmerksamkeit, die es zu Vergewaltigungen, MeeToo, Gleichstellung oder gegenseitigem Respekt gibt, heute noch derartige Stereotype überleben?

Die Studie von Sarah von Mastrigt hat die sogenannten Vergewaltigungs-Mythen untersucht, weil Stereotype aus dieser Gruppe heraus zu mehr Vergewaltigungen führen können. Das zeigen laut Mastrigt internationale Studien. Dabei erleben in Dänemark heute bereits viel zu viele Frauen – um die 12.000 jährlich – eine Vergewaltigung oder eine versuchte sexuelle Tat.

Zwar zeigt die Studie, dass eine Mehrheit der befragten jungen Männer eine vernünftige Haltung haben, aber es gibt laut der Forscherin einen Bedarf, junge Männer mit mehr Wissen besser zu erziehen (und nicht etwa Frauen zu schützen, wie es einige sehen).

Das muss in den Schulen anfangen und darf auch nicht in der Ausbildung oder an den Universitäten aufhören. Hier darf auch mal der moralische Zeigefinger deutlich gezeigt werden, denn allein solche Gedanken zu tragen ist fast schon kriminell. Man verspürt geradezu die Lust, diese jungen Männer auf den Kopf zu stellen, um diese Gedanken aus ihren Köpfen zu schütteln.

Im Fokus sollten aber nicht nur die jungen Männer sein, sondern wir müssen auch kollektiv und einzeln eingreifen, wenn der Flirt oder der Kuss droht, aus dem Ruder zu laufen. Wir sind es allen Frauen schuldig, diese Verantwortung auf uns zu nehmen – vor allem bei der Prägung neuer Männer-Generationen.

 

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