Bildung

Nur jeder zweite Däne befürwortet Deutsch in der Schule voll und ganz

Nur jeder zweite Däne befürwortet Deutsch in der Schule voll und ganz

Nur jeder zweite Däne befürwortet Deutsch

kj
Kopenhagen
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Auf dem Portal „folkeskolen.dk“ ist im Frühjahr eine Debatte über den Vorschlag einer Lehrerin, den Deutschunterricht in Dänemark abzuschaffen, entbrannt. Foto: Nils Baum

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Die Zeitschrift „Grænsen“ hat in einer Befragung mit 1.000 Däninnen und Dänen herausgefunden, wie sie zur deutschen Sprache stehen. Dabei wurde deutlich, dass die Vergangenheit der Nachbarländer nur noch eine untergeordnete Rolle spielt.

„Sollten dänische Kinder in der Grundschule Deutsch lernen?“ Die Frage ist in den Medien heftig diskutiert worden, als eine Volksschullehrerin im Frühjahr forderte, Deutsch aus dem Lehrplan zu streichen, weil es ein Relikt der Vergangenheit sei.

Nun zeigt eine neue Umfrage von YouGov für die Zeitschrift „Grænsen“, die von Grænseforeningen herausgegeben wird, dass nur knapp die Hälfte der befragten Däninnen und Dänen voll und ganz dafür ist, dass Kinder in Dänemark in der Volksschule Deutsch lernen. Das geht aus einer Pressemitteilung des Verbandes hervor.

Auf die Frage: „Inwieweit hältst du es für wichtig, dass Kinder in Dänemark in der Volksschule (5. bis 9. Klasse) Deutsch lernen“, antworteten 47 Prozent, dass dies in sehr hohem Maße beziehungsweise im hohen Maß wichtig ist, während jeder fünfte Befragte angibt, dass dies überhaupt nicht oder in geringem Maße wichtig ist.

Der Sprecher für Bildung und Forschung, Bjørn Brandenborg (Soz.), erklärt gegenüber der Zeitschrift „Grænsen“: „Ich denke, die Zahlen, die die Umfrage zeigt, sind sehr unerfreulich. Deutsch ist die am weitesten verbreitete Sprache in Europa, wir haben eine deutsche Minderheit in Dänemark und Deutschland ist einer unserer wichtigsten Handelspartner. In meinen Augen gibt es also keinen Zweifel. Deutschkenntnisse sind wichtig.“

In der Umfrage werden die Däninnen und Dänen auch gefragt, ob ihre Sicht auf die deutsche Sprache durch die Tatsache negativ beeinflusst wird, dass Dänemark und Deutschland in der Vergangenheit in Konflikte verwickelt waren, einschließlich des Krieges von 1864, des Ersten und des Zweiten Weltkriegs.

Darauf antworten 8 von 10 Befragten mit „überhaupt nicht“ oder „in geringerem Maße“, während nur 5 von 100 Dänen angeben, dass ihre Meinung „in hohem Maße“ oder „in sehr hohem Maße“ durch die Kriege mit Deutschland beeinflusst wurde.

Junge Generation mit Englisch aufgewachsen

Moritz Schramm, Dozent für Germanistik an der Universität von Süddänemark, wurde in Deutschland geboren, lebt aber seit 1995 in Dänemark. Er glaubt, dass die Umfrage ein genaues Bild der Beziehung der Dänen zur deutschen Sprache zeichnet.

„Als ich vor 30 Jahren nach Dänemark kam, wurde ich manchmal mit Hitlerwitzen begrüßt, aber das ist nicht mehr der Fall. In der Vergangenheit waren die Deutschen wegen des Zweiten Weltkriegs die dummen und autoritären Menschen, während die Dänen die netten und liberalen Menschen waren. Diese Gegenüberstellung ist verblasst, und die jüngeren Generationen sind mehr von der Tatsache beeinflusst, dass sie mit dem Englischen aufgewachsen sind“, sagte Moritz Schramm dem Magazin „Grænsen“.

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