Dem digitalen Zeitalter zum Trotz

Beliebtheit der Büchereien steigt

Beliebtheit der Büchereien steigt

Beliebtheit der Büchereien steigt

jt/hm
Kopenhagen/Apenrade
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Auch Büchereidirektorin Claudia Knauer freut sich über ein großes Interesse an der Institution Bücherei. Foto: Karin Riggelsen

Obwohl Bibliotheken weniger Bücher verleihen, steigt die Anzahl der Besucher –die Büchereien zählen zu den populärsten Kulturinstitutionen im Lande. „Das Buch allein ist es nicht mehr", sagt Büchereidirektorin Claudia Knauer.

Obwohl Bibliotheken weniger Bücher verleihen, steigt die Anzahl der Besucher –die Büchereien zählen zu den populärsten Kulturinstitutionen im Lande. „Das Buch allein ist es nicht mehr", sagt Büchereidirektorin Claudia Knauer.

Regale, mannshoch mit hunderten  Büchern bestückt, und ein Publikum, still  in Fachliteratur, Zeitungen oder Belletristik vertieft – das war einmal. Bibliotheken sind im Wandel. Die gute Nachricht: Sie erfreuen sich im Königreich großer Beliebtheit. Zwar werden  immer weniger Bücher ausgeliehen, doch gleichzeitig finden immer mehr Menschen den Weg in die Tempel des Wissens auf bedrucktem Papier. Das zeigt eine neue Untersuchung des Analyseinstituts Megafon, das eine Umfrage im Auftrag der Tageszeitung Politiken und TV2 durchführt hat.

In der Umfrage sagen 31 Prozent der Dänen, dass sie mindestens einmal im Monat eine Bibliothek besuchen. Das ist eine Steigerung von sechs Prozent im Vergleich zur vorherigen Kulturgewohnheitsuntersuchung im Jahre 2012. Zum damaligen Zeitpunkt sagten auch 22 Prozent, dass sie kaum die Büchereien besuchten. Dieser Satz ist mit zehn Prozent 2017 deutlich niedriger.

Die Bücherei als sozialer Ort

Doch warum eine Bücherei besuchen, wenn es heutzutage Google zum Suchen, Musik per Spotify sowie Filme und Serien online bei Netflix gibt? Darüber hinaus können Bücher auch online geliehen und gekauft werden. Eine Antwort darauf hat Ida Jensen, die bei der Bücherei in Aalborg angestellt ist. „Die Bücherei ist der einzige Ort, an dem man Hilfe bekommt, ohne dafür zu bezahlen, vor Ort sein kann, ohne dass jemand etwas von einem erwartet und Personen aller Gesellschaftsklassen begegnen kann“, so Jensen zu Politiken.

Diese Haltung teilt auch der Chef der Kopenhagener Bücherei, Jakob Heide Petersen. „Früher war die Bücherei ein Ort, der Materialien an Menschen verleihen konnte. Heute sind wir diejenigen, die ihnen Aktivitäten bereitstellen können. Doch das Wissen und die Literatur stehen nach wie vor im Vordergrund“, sagt Petersen zu Politiken. Immer noch zählt ihm zufolge die Nähe zum Menschen in den Büchereien an erster Stelle.

Auch die deutschen Büchereien in Dänemark locken mit Vielfalt

„Das Buch allein ist es nicht mehr“, stellt Büchereidirektorin Claudia Knauer fest. Und auch sie hat den Eindruck, dass ihre Besucherzahlen steigen. Die Jugendecke mit den Computerspielen  in der Deutschen Zentralbücherei Apenrade kommt beispielsweise  an, wie auch der 3D-Drucker. Dem Publikum gefällt auch die Möglichkeit, außerhalb der Öffnungszeiten mithilfe einer Zugangsberechtigung die Bücherei dann zu nutzen, wenn es gerade passt. Hinzu kommen Veranstaltungen und Bücherflohmärkte, die das Angebot erweitern.

Die Bücherei wandelt sich zum Ort der Begegnung und im Fall der dänischen Büchereien auch zum Ort des kommunalen Bürgerservices, wie Knauer berichtet. Bei aller Angebotsverbreiterung kann die Direktorin aber auch berichten:  „Bücher gehen immer noch.“ Doch bevor diese aus dem Regal gezogen werden können, muss man wissen, wo sie stehen. Davor steht dann noch die Erkenntnis, dass es sie überhaupt gibt. Beratung und Recherchehilfe  sind Dinge, mit denen die Büchereien bei ihrem Publikum punkten kann.

Claudia Knauer blickt auf die Arbeit ihres Fachpersonals und sagt: „Wir sind heute Wissensmanager.“ Oft kämen Gymnasiasten vom Deutschen Gymnasium für Nordschleswig vorbei auf der Suche nach Spezialliteratur.  Mithilfe der Bibliothekare ließe sich die Recherchezeit deutlich verkürzen – „besser als Google“, meint Claudia Knauer, die sich gern mehr Besuch aus der dänischen Mehrheitsbevölkerung wünscht.

 

 

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Leitartikel

Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
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